Nachhaltig tot (German Edition)
vorbei. Keine grüne Gefahr mehr …
… Geschafft.
Moment. Irgendwas stimmt hier doch nicht.
Der Knall!
Hast du vorhin den Knall gehört? Überlege! Hast du einen Knall gehört? Der Sprengstoffgürtel. Muss die Bullen doch zerfetzt haben. Kein Knall? War da wirklich kein Knall …?
… BRAVEHEART!
Oh Fuck! Scheiße. Verfluchte Scheiße!
Der Bulle hat dich gesehen! Jetzt weiß er, wer du bist. Renn, du Narr. Renn, so schnell du kannst.
Verdammt, der Polizist ist viel schneller als du. Renn weiter, bleib nicht stehen, sieh dich nicht um …
* * *
„Stehen bleiben, Wolf, oder ich schieße!“
Das Jahr mit Maik
Sandra Niermeyer
Direkt vor unserer Tür hatte jemand einen Igel überfahren, und man konnte nicht aus dem Haus gehen, ohne die pelzig-blutige Masse zu sehen. Wenn ich morgens aus der Einfahrt fuhr, kurvte ich um das flacher werdende Tier herum.
Den hat’s ganz schön erwischt, sagte ein Nachbar, als könnte man bei einem derart zermatschten Tier überhaupt noch von „erwischt“ sprechen.
Jeder schien zu erwarten, dass wir uns darum kümmerten, wenn das Opfer schon vor unserer Haustür lag.
Eines Morgens erbarmte ich mich. In aller Früh, noch bevor in den anderen Häusern die Lichter angingen, kratzte ich die Stacheln von der Straße.
Wenn ich mich zurückerinnere, fing damals unser Ärger an.
Eines Abends, als Frank und ich im Bett lagen – wir sahen beide etwas peinlich berührt an die Zimmerdecke: unsere abendliche Begegnung war nicht von Erfolg gekrönt gewesen –, hörten wir ein Schaben an der Haustür. Wir lauschten beide gespannt, froh darüber, aus unserer Verlegenheit gerissen zu werden. Irgendetwas drehte sich im Schloss, aber wir waren zu erleichtert über jede Ablenkung, als dass wir alarmiert reagiert hätten. Die Tür quietschte in den Scharnieren – ich lag Frank schon seit Wochen in den Ohren, dass er sie endlich ölen sollte – und wir sahen durch unsere halb offene Schlafzimmertür den Lichtstrahl einer Taschenlampe durch den Flur huschen. Ein paar Sekunden rührte sich keiner von uns. Von den Kindern konnte es keines sein, die schliefen in der oberen Etage, wir hätten sie gehört, wenn sie heruntergekommen wären. Der Lichtkegel war so schnell verschwunden, wie er gekommen war, ein reiner Spuk. Wir fingen wieder an zu atmen. Wahrscheinlich die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos, sagte Frank leichthin. Sicherlich, bestätigte ich. Ich hörte auf der gerade aufgeschütteten Hofeinfahrt das Knirschen von Schuhen im Kies, wovon ich Frank nichts sagte.
Tagelang machte ich mir Gedanken darüber, ob ein Einbrecher unser Haus hatte heimsuchen wollen und kehrtgemacht hatte, als er uns im Schlafzimmer gesehen oder gehört hatte. Es waren Schulferien, vielleicht hatte er gehofft, dass die Hausbewohner im Urlaub waren.
Fast jeden Abend hörte ich nun etwas. Ein leichtes Klicken an der Fensterscheibe, einen Stein, der die Auffahrt hinabrollte. Irgendjemand oder irgendetwas schlich ums Haus. Frank schien den Vorfall vergessen zu haben. Er prüfte zwar jeden Abend die Haustür, rüttelte einmal kurz an der Klinke, aber sonst deutete nichts in seinem Verhalten darauf hin, dass er noch daran dachte. Ich war ständig angespannt, stand manchmal minutenlang in irgendwelchen Verrichtungen still und lauschte, sogar am helllichten Tag.
Ich drängte Frank nicht mehr, die Tür zu ölen, ich war froh über ihr Quietschen.
Morgens wachte ich mit Rändern unter den Augen auf. Ich spitzte nachts so angestrengt die Ohren, dass ich Kopfschmerzen davon bekam. War nicht jemand mit dem Schuh gegen den neuen Blumenkübel auf der Haustürtreppe gestoßen?
Manche der Häuser, die um uns herum standen, waren noch im Rohbau. Vielleicht hatte sich dort jemand eingenistet, dem es nun mit dem hereinbrechenden Winter zu kalt wurde.
Als es dann passierte, war ich fast erleichtert. Ich hatte sowieso die ganze Zeit gewusst, dass wir nicht allein waren.
Wir lagen im Halbdämmer in unseren Betten, nicht mehr richtig wach, aber auch noch nicht eingeschlafen. Uns muss beiden zeitgleich klar geworden sein, dass wir das Atmen einer dritten Person hörten, denn wir hielten gleichzeitig die Luft an. Während ich wie tiefgefroren liegen blieb, knipste Frank sofort die Nachttischlampe an. Der Mann stand bewegungslos in unserer Schlafzimmertür. Was mich daran am meisten erschreckte, war nicht sein bedrohlicher Aufzug, sondern die Lockerheit, mit der er dort stand. Er fühlte sich zu Hause.
„Was wollen
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