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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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mehr so peinlich verkrampft zu sein mit Jan, sondern gaaaaanz entspannt und locker.

4. Kapitel
    L ocker sehen auch die Yogaübungen aus, die ich mir aus dem Internet runtergeladen habe. Zu locker für mich, die ich ja nicht so unsportlich bin. Da sieht eine Übung aus dem »Ashtanga Yoga« schon besser aus: Beine in eine Art Schneidersitz klemmen, Fuß über den jeweils anderen Oberschenkel, dann den Oberkörper nach hinten am Boden ablegen und dazu die Hände über die Füße, »Om« sagen und fertig ist die Entspannung.
    Kurz darauf sage ich dann aber nicht »Om«, sondern nur noch »Hilfe!«, weil ich mich so verklemmt habe, dass ich mich nicht mehr selbst aus meiner Position befreien kann. Wie ein Riesenkäfer liege ich im Hohlkreuz auf dem Rücken und komme wegen meiner total verknoteten Beine aber auch nicht mehr hoch mit meinem Oberkörper. Solange ich aber nicht aufrecht sitze, kriege ich meine Beine nicht aus dieser verklemmten Schenkel-Fuß-Position entknotet. Ich muss also die Beine entknoten, um wieder hochzukommen, und ich muss hochkommen, um überhaupt die Beine zu entknoten. Klarer Fall von Teufelskreis. Und von Entspannung keine Spur mehr.
    Stattdessen kriege ich jetzt auch noch einen Krampf in
meinem rechten Bein, sodass ich mich schon gar nicht mehr bewegen kann.
    Mein Hilfe-Geschrei nutzt mir aber auch nichts, weil ich allein daheim bin. Sonst habe ich mir das oft genug vergeblich gewünscht, um einfach ungestört sein, telefonieren, fernsehen, laut Musik hören oder Gitarre spielen zu können. Jetzt wünsche ich mir nichts sehnlicher als meine Eltern oder sogar meinen blöden Bruder herbei. Aber bis einer von denen heimkommt, bin ich bestimmt schon verschimmelt. Oder viel schlimmer: Bis in einer Stunde ist bestimmt schon mein ganzes Bein abgestorben und muss amputiert werden. Oder das Blut staut sich so, dass meine Adern platzen. Vielleicht gehe ich dann als Erfinderin des »Panic Yoga« in die Ewigkeit ein, aber ehrlich gesagt würde ich auf diese Ehre gern verzichten und dafür sogar lieber dem ewigen Gespött von Joachim ausgesetzt sein, dass ich sogar zum Yoga zu doof bin.
    Da klingelt mein Handy. Meine Rettung! Es klingelt nämlich hier im Zimmer und muss auf meinem Schreibtisch liegen, und der ist nur einen Meter von mir entfernt. Zentimeterweise robbe ich mich an den Schreibtisch heran, greife ein Tischbein und rüttle so heftig ich kann, in der Hoffnung, mein Handy fällt herunter.
    Juhu, es klappt!, freue ich mich Sekunden später, als ich mein Handy schon oben an der Schreibtischkante sehe. Im »Handy Yoga« gehöre ich auf jeden Fall zu den Ultrafortgeschrittenen, freue ich mich und rüttle noch mal am Schreibtisch. Tatsächlich fällt mein Handy jetzt herunter, aber leider nicht in meine Hände, sondern direkt auf den Boden, wo es in zwei Teile auseinanderspringt und der Akku so weit
herausgeschleudert wird, dass ich ihn unter meinem Schrank zwar sehen, aber leider nicht mit den Händen greifen kann. Ultrafortgeschritten bin ich zweifellos, aber höchstens im Bescheuertsein.
    Und dann fällt mir erst auf, wie ultrabescheuert ich überhaupt bin. Ich krieg doch nur deshalb meine Beine nicht mehr auseinandergeknotet, weil ich so weit hinten liege, dass ich mit meinen Händen nicht meine Füße von meinen Oberschenkeln schieben kann. Was brauch ich da ein Handy, wenn ich ein Schreibtischbein habe, an dem ich mich hochziehen kann?
    Kaum habe ich das geschafft und im Sitzen endlich wieder meine Beine entknotet, als ich von unten meinen Bruder laut rufen höre: »Katja? Besuch für dich.« Seit wann ist Joachim denn zu Hause?, wundere ich mich. Aber das ist jetzt auch schon egal.
    Ich rühr mich erst mal nicht, weil Patricia oder Marie schon selbst in mein Zimmer finden, und jemand anderer besucht mich eigentlich sowieso nicht. Dann rühr ich mich doch, weil es schon wieder ruft, aber diesmal ist es nicht Joachim, sondern Jan!
    »Katja? Weißt du, wo mein Mathebuch ist?«
    Ich will immer noch auf keinen Fall, dass Jan mein Chaoszimmer sieht. Der Kleiderhaufen auf dem Boden ist inzwischen mein kleinstes Problem. Aber wie soll ich bitte erklären, dass außer meinem Handy noch die Hälfte von dem Kram auf meinem Schreibtisch bei meiner Handy-Yoga-Aktion um- oder heruntergefallen ist und es inzwischen hier echt wie nach einem Tsunami aussieht?

    Ich will also unbedingt die Treppe hinunterkommen, bevor Jan sie hochkommt.
    Gibt’s nicht diesen Spruch »Runter kommen sie immer«? Ich weiß jetzt,

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