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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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begeistert von meiner professionellen Einstellung, Jan hält mich jetzt bestimmt für die allerletzte Streberin und meine Mutter verabschiedet sich mit Regina von mir. Ihre Mittagspause ist zu Ende. Dann sind Jan und ich allein.
    Warum kann man eigentlich immer noch nicht beamen?
    Dann würde ich sofort den Platz mit einer meiner Freundinnen tauschen: Marie würde an meiner Stelle ganz unverkrampft mit Jan über Fußball reden. Patricia würde einfach ehrlich sagen, dass sie nicht wusste, was ihre Mutter da ausgehandelt hat, und dass sie’s von ihr aus auch bleiben lassen können. Siri würde gar nichts sagen, aber total glücklich sein über diesen Moment allein mit Jan.
    Ich bin dagegen einfach nur total überfordert und total verkrampft. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich weiß zumindest, dass es nicht so etwas sein sollte wie »Ich habe eine Wassermelone getragen« aus dem Film »Dirty Dancing«.
    Nach einer halben Ewigkeit fällt mir immerhin auf, dass Jan genausowenig sagt wie ich und auch nur vor sich hin starrt. Aber was soll einer wie er auch schon mit mir reden? Außer über sein Waveboard, das ich in Ruhe zu lassen habe. Ob er auch gerade an die Wassermelone denkt? Obwohl, so einer wie Jan hält »Dirty Dancing« garantiert für zu kindisch oder zu romantisch und guckt sich das gar nicht erst an. Ich
habe den Film auf DVD schon mindestens sieben Mal gesehen. Aber auch wenn ich weiß, dass »Baby«, die den dämlichen Wassermelonensatz gesagt hat, am Ende trotzdem mit ihrem Traumprinzen zusammengekommen ist, weiß ich nicht, wie mir das in meiner Situation gerade nützen sollte. Die haben Hebefiguren beim Tanzen probiert, klarer Fall von Körperkontakt. Bei ’ner Mathenachhilfe geht’s höchstens um geometrische Körper wie Zylinder und Kegel. Nicht so prickelnd.
    Und dann redet Jan doch: »Schwör mir, dass du keinem was von der Nachhilfe sagst, okay?«
    Ich glaube, als er schwieg, war’s mir fast lieber. »Aber wenigstens meiner besten Freundin Patricia …«
    »Dann kannst du ja auch gleich ’ne Rundmail an die Schule schicken,« unterbricht mich Jan genervt.
    Wo er recht hat, hat er recht. Patricia wäre wirklich gern verschwiegen, aber ihre Ehrlichkeit kommt ihr immer wieder in die Quere.
    »Und Marie?«
    »Marie ist ein super Kumpel. Ihr einziger Nachteil ist ihre Freundin, die wie eine Klette an ihr und bei uns am Bolzplatz hängt. Ich habe keine Lust, dass die mir den sterbenden Schwan am Spielfeldrand vortanzt, wenn sie von der Nachhilfe Wind kriegt.«
    Ich muss kichern, weil Siri tatsächlich mal Ballett gemacht hat und mit ihren langen schwarzen Haaren und ihrer zierlichen Figur echt wie ein sterbender Schwan aussehen könnte. »Tore, Tränen und Tutus« spinne ich in Gedanken vor mich hin und muss es doch ausgesprochen haben, weil auf
einmal auch Jan zu lachen anfängt. Irgendwie lache ich dann noch mehr, und schließlich müssen wir beide so viel lachen, bis uns fast selbst die Tränen kommen. Und ich komme mir ein bisschen gemein vor wegen Siri, aber mein schlechtes Gewissen nehme ich dann doch gern in Kauf für das Lachen mit Jan.
    »Also abgemacht«, fragt er, nachdem wir uns beruhigt haben, »du gibst mir Nachhilfe, sagst aber keinem was davon? «
    »Aber warum?«, fange ich an und bin gleich wieder still, als Jan genervt meint, er wisse echt nicht, wieso Mädels nie einfach dichthalten könnten. Das will ich mir auf keinen Fall nachsagen lassen. »Versprochen«, sage ich ernst und schlage ein. Wie könnte ich jetzt auch noch Einwände haben, da ich ein Geheimnis mit Jan teile!
     
    Dann teilen wir erst einmal Zahlen. Zum Glück nehmen sie in der Parallelklasse genau das Gleiche in Mathematik durch wie wir, sodass ich keine Probleme mit den Aufgaben habe. Dafür habe ich aber Probleme, sie Jan genau zu erklären, weil ich noch gar nicht fassen kann, dass der Schwarm der gesamten Mittelstufe bis zu den Sommerferien zwei Mal die Woche bei mir zu Hause sein wird. Weil ich sofort rot werde, wenn ich ihn nur ansehe, starre ich die ganze Stunde krampfhaft in sein Buch und nuschle vor mich hin.
    »Was hast du grad gesagt, Katja?« und »Kannst du das vielleicht noch mal so wiederholen, dass ich’s auch höre?« ist das Netteste, was Jan deswegen zu mir sagt.
    Als von ihm schließlich noch so was kommt wie »In Gebärdensprache
würde ich dich bestimmt besser verstehen«, beende ich die erste Nachhilfestunde lieber und beschließe, sofort mit Yoga anzufangen, um in Zukunft nicht

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