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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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schlagen laut an den Strand und laufen im Sand aus und verwischen unsere Abdrücke wieder.
    Die ersten Angler kommen, stellen ihre Angeln auf und richten sich für die Nacht ein, mit Sonnenschirm für die Feuchtigkeit der Nacht und einem Stuhl zum Ausruhen. Da kommt plötzlich eine größere Welle. Und als wir sie sehen, ist es zu spät, wir können nicht schnell genug rennen, und ehe wir uns versehen, hat uns die Welle erwischt. Aber richtig. Mist, das passiert doch sonst eigentlich nur den Touristen. Zur Freude der Einheimischen. Sowas aber auch.
    „Scheiße“, sage ich. „Ich habe keine Lust, mich schon wieder zu erkälten. Wo bekomme ich jetzt trockene Sachen her. Scheiße.“
    Miguel sagt nichts. Er sieht mich an. Wir sind beide pitschnass. Von oben bis unten. Er sieht zu den Restaurants am Strand. Zwischen den Restaurants ist ein Hotel. Wir stehen nass und frierend ganz in der Nähe eines Hotels. Wir sollten da rein gehen und heiß duschen. Die werden uns natürlich nicht so duschen lassen, das ist klar. Aber wir können ja ein Zimmer nehmen und duschen und dann ein bisschen warten, bis die Sachen wieder trocken sind.
    Ich darf zuerst duschen. Die heiße Dusche tut gut. Ich dusche so lange, bis ich das Gefühl habe, bis auf die Knochen durchgewärmt zu sein. Ich steige aus der Dusche und sehe mich im Bad um. Keine Bademäntel. Ist eben ein einfaches Strandhotel und nicht so ein Hotel, wie ich sie nur aus Filmen kenne, mit weißen flauschigen Bademänteln, in denen man fast verschwindet. Ich wickel mich in ein Handtuch ein und gehe ins Zimmer. Miguel hat meine nassen Sachen ausgebreitet, damit sie schneller trocknen.
    Er geht ins Bad und sagt, sag mal, mit wie viel Grad duschst du eigentlich? Ich kann überhaupt nichts sehen, hier ist ja nur noch Wasserdampf. Dann macht er die Tür zu.
    Ich wickel mich aus dem Handtuch, lege mich ins Bett und rolle mich in die Decke ein. Mir ist ganz warm, ich werde ganz müde und döse langsam ein.
    Nach einer Weile merke ich, dass Miguel sich zu mir ins Bett legt. Er sagt, komm, ein bisschen Decke musst du schon abgeben. Ich lasse ihn mit unter die Decke. Er ist auch ganz warm vom Duschen. Wir rollen uns aneinander. Er fängt an, mich zu streicheln. Ich spüre seine Hände auf meinem ganzen Körper. Ich sage, und was, wenn es mir nicht ernst ist, was dann. Und Miguel sagt, wir beide denken immer viel zu viel nach, wir sollten vielleicht nicht immer so viel über alles nachdenken.
    Und so lassen wir das Nachdenken mal für eine Weile und sind einfach nur zusammen.
     
    Wir bleiben zwei Tage in Aveiro. Die meiste Zeit in diesem Zimmer im Hotel. Miguel geht und holt uns Kaffee, was zum Essen und bringt ein paar Zeitungen und Zeitschriften mit. Ich sitze auf dem Balkon, in ein Handtuch gewickelt, denn die Sachen sind immer noch ein bisschen klamm, lese den Público und sehe ab und an auf das Meer. Es ist blau bis zum Horizont und noch weit darüber hinaus, weil es nämlich direkt in den Himmel übergeht. Mein Handy klingelt und ich nehme ab. Es ist Clara.
    „Sag mal, wo bist du eigentlich?“, sagt Clara.
    „In Aveiro“, sage ich. „In einem Hotel. Im Bett mit Miguel.“
    „Lass die Witze“, sagt Clara. „Also wo bist du?“
    „In Aveiro“, sage ich. „In einem Hotel. Ich sitze auf dem Balkon.“
    „Aha“, sagt Clara.
    „Und Miguel ist gerade draußen und versucht Pizza aufzutreiben“, sage ich.
    „Und?“, sagt Clara.
    „Nichts und“, sage ich. „Und bei dir?“
    „Hans-Dieter hat mich besucht“, sagt Clara. „Er hat irgendwo gehört, dass ich wieder alleinstehend bin. Da wollte er mal anfragen.“
    „Sag ihm, du gehst nach Argentinien“, sage ich.
    „Hab ich“, sagt Clara. „Jetzt will er unbedingt mitkommen.“
    „Was ist eigentlich mit dieser Russin?“, sage ich.
    „Keine Ahnung“, sagt Clara. „Die ist wohl immer noch in Moskau.“
    „Armer Hans-Dieter“, sage ich.
    „Ja, armer Hans-Dieter“, sagt Clara. „Also wenn der arme Hans-Dieter dich irgendwann mal nach meiner Adresse in Argentinien fragt, dann gibst du sie ihm nicht, das ist ja wohl klar.“
    „Du gehst also wirklich nach Argentinien?“, sage ich.
    „Ja“, sagt Clara. „Ich bin schon dabei, die Wohnung aufzuräumen, deswegen konnte ich auch nicht mit dir ans Meer fahren. Ich habe sogar schon eine Untermieterin gefunden. Erstmal für ein halbes Jahr. Dann sieht man weiter.“
    „Ach Clara“, sage ich.
    „Und du?“, sagt Clara. „Was ist mit dir und

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