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Nachrichten an Paul

Nachrichten an Paul

Titel: Nachrichten an Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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–ich hoffe, dir geht´s auch gut. Ich habe noch keinen Flug gebucht, ich melde mich bei Paul – Anna
    Das ist ja sogar wahr, irgendwie. Denn ich habe noch keinen Flug gebucht. Ich werde allerdings auch keinen Flug buchen. Und natürlich muss ich mich bei Paul melden, schon um das zu erklären. Und zwar bald.
     
    Via-dom schreibt: Sehr geehrter Kunde, wir freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass wir Ihnen bei Bestellungen von größeren Mengen Viagra einen Rabatt von 15 Prozent einräumen können.
    Da brauche ich zum Glück nichts drauf zu antworten, und da ich auf weitere Angebote dieser Art lieber verzichten möchte, wird der Absender gleich blockiert.
     
    *
     
    Die Frage ist jetzt: Wie kann ich Paul erklären, dass ich nicht komme. Eine Nachricht bei Facebook ist da wohl nicht angebracht. Eine E-Mail auch nicht. Und per Videocall ist ja auch irgendwie pervers. Ich beschließe: Ich werde Paul einen Brief schreiben. Einen richtigen Brief. Vielleicht sogar einen handgeschrieben Brief. Also gut, ich werde den Brief mit der Hand schreiben. Ich nehme ein Blatt Papier und fange an. Der Stift schreibt nicht wirklich gut. Ich suche einen anderen. Ich probiere drei Stifte aus, bis ich endlich einen finde, der gut schreibt. Ich nehme ein neues Blatt Papier. Ich fange noch mal von vorne an. Mann, fällt mir das schwer. Ich weiß überhaupt nicht, was ich schreiben soll. Na ja, im Grunde weiß ich schon, was ich schreiben will.
    Ich möchte schreiben: Lieber Paul, ich werde dich nicht besuchen, weil es für uns keine Zukunft gibt. Und deswegen traue ich mich keine Gegenwart.
    Das ist es doch. Das muss ich jetzt nur noch etwas anders formulieren. So, dass Paul was damit anfangen kann.
    Drei Stunden, zwei Liter Milchkaffee und einen Papierkorb voll zerknüllter Entwürfe später ist es geschafft. Der Brief an Paul ist fertig. Und um ganz sicher zu gehen, dass es auch alles richtig ist, lese ich Agathe den Brief laut vor. Agathe sagt eine ganze Weile nichts. Und dann nickt und nickt und nickt sie. Ich falte den Brief, stecke ihn in einen Umschlag und klebe ihn zu.
    Ich fahre nach Vouzela. Ich bringe den Brief zur Post. Ich habe schon lange keine Nachrichten mehr auf einem Postamt abgegeben, in letzter Zeit werfe ich ja eher alles virtuell ins Universum. Ist eigentlich schon erstaunlich, dass das alles ankommt. Während bei der Post ja doch immer wieder mal was wegkommt. Dann hole ich mir den Público und die neue Fernsehzeitung und setze mich ins Café.
    Der Galão ist gut, aber irgendwas fehlt. Ich brauche eine Weile, um darauf zu kommen. Natürlich. Ich lese meinen Público alleine, ich habe niemanden, mit dem ich ihn teilen kann. Ich habe niemandem, mit dem ich mich darüber streiten kann, wer welchen Teil zuerst bekommt. Und ich frage mich: Möchte ich wirklich für den Rest meines Lebens den Público im Café alleine lesen?
     
    *
     
    Es liegt eine drückende Hitze über dem Land. Seit Tagen schon. Ich skype Clara an, ob sie nicht mit mir ans Meer fahren will, wir könnten am Strand liegen und im Meer baden. Am Meer ist es bei dem Wetter viel angenehmer, da weht immer ein frischer Wind. Wir könnten die Promenade mit den Palmen entlang laufen und Leute und Boote gucken. Und abends könnten wir in einem der Restaurants von Costa Nova oder Barra gegrillten Fisch essen. Aber Clara will nicht. Sie sagt, sie kann nicht. Sie steckt mitten in einem neuen Projekt und hat überhaupt keine Zeit. Und so gerne sie mit mir ans Meer fahren würde, sie kann einfach nicht. Da fahre ich eben alleine.
    Ich skype mit meiner Mutter und sage ihr, dass ich mir einen Tag freinehme und ans Meer fahre. Nur damit sie beruhigt ist, wenn sie mich nicht online sieht.
     
    Was für ein Glück, dass die Autobahn direkt bis ans Meer führt. Jedenfalls fast. Ein letzter Kreisel und man ist an der Küste. Dann muss man sich entscheiden: Costa Nova oder Barra.
    Costa Nova hat eine schöne Strandpromenade an der Lagune und die bunt gemalten Streifenhäuser, die man auch überall auf den Postkarten sieht, die man in Aveiro und in Costa Nova in den Souvenirshops kaufen kann. Die Häuser sehen in der Tat sehr schön aus, richtig fröhlich. Rot-weiß-gestreift, blau-weiß-gestreift, gelb-weiß-gestreift. Alle nebeneinander. Weiße Balkone und hübsche Fenster. Natürlich sind es heutzutage keine Fischerhäuser mehr, sondern Restaurants und Appartements zum Vermieten. Es gibt Läden mit Strandutensilien und Sonnenschirmen und Cafés mit Eis und Kuchen.
    Die Barra

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