Nachrichten aus einem unbekannten Universum
ins Hafenbecken oder die Navigation in dicht befahrenen Meerengen. SkySails versteht sich als Langstreckenlösung.
Noch erscheint vielen die Vorstellung, dass ein 380 Meter langer Frachtriese von einem Flugdrachen über den Ozean gezerrt wird, ein bisschen spinnert. Wrage sieht das anders. Mittelfristig sei sogar ein Supertanker unter SkySails vorstellbar. Bei reduzierter Mannschaft. Navigieren mit SkySails ist kinderleicht, jedenfalls auf der Langstrecke, verspricht der Visionär. An Bord gibt’s einen Knopf, auf dem steht EIN und AUS. Mehr muss man nicht wissen.
Sollte die Zukunft doch in den Himmeln liegen?
Ob aber Diesel, Ruder, Paraglider oder dressierte Kormorane, eines steht fest: Das Gedränge auf den Ozeanen nimmt zu. Nicht umsonst spricht die EU vom maritimen Superhighway, über den futuristische Hochgeschwindigkeitsschiffe rasen werden. Flugmüde Manager bezweifeln ohnehin, dass die Freiheit über den Wolken wirklich so grenzenlos ist. Eine Alternative zeichnet sich in den so genannten SES ab, den Surface Effect Ships. Die sind zwar immer noch langsamer als ein Jumbo oder Airbus, doch 220 Stundenkilometer legt ein Seabus-Hydaer auf dem offenen Meer durchaus vor. Dieser Zwitter zwischen Schiff und Flugzeug, vom Aussehen einem blitzblank polierten Rochen vergleichbar, macht sich das Auftriebsprinzip eines Jets zunutze, ohne indes ganz aus dem Wasser abzuheben. Er wird nicht nur viele hundert Passagiere befördern können, sondern auch Waren. SES gelten als sauber und vor allem sicher. Falls doch mal was passiert, zeichnet der Voyage Data Recorder, eine Art maritime Black Box, jede Einzelheit auf, um aus den Fehlern zu lernen — bislang sucht man die Black Box auf konventionellen Schiffen vergebens. Immer hieß es, eine Black Box zwischen Flugzeugtrümmern zu suchen sei ganz etwas anderes, als sie aus mehreren Kilometern Wassertiefe zu bergen. Aber auch dieses Argument sticht nicht mehr. Wozu gibt es schließlich Roboter?
Noch allerdings beherrschen sie die Ozeane, die Frachtgiganten, deren Container sich wie überdimensionale, knallbunte Legosteine in immer größerer Stückzahl stapeln. Konventionelle Supertanker verschieben die legale Droge Nummer eins, Erdöl, in die ganze Welt. Und während Visionäre von Hochgeschwindigkeit und Windkraft träumen, verfügt im wahren Leben kaum die Hälfte aller Öltanker über eine doppelwandige Hülle. Die eine oder andere Ölpest wird uns also noch ins Haus stehen, und die Seevögel werden ...
»Bitte lass es«, stöhnt Paddy. »Komm mir jetzt nicht mit dem Betroffenheitsscheiß. Ist doch gar nicht so schlecht, was wir mit dem Meer anstellen, oder? Hack nicht auf allem rum, Menschen bauen nicht nur Mist. Viele machen sich echt Gedanken, über den Welthandel, über umweltfreundliche Antriebe und alternative Energien, glaub mir, da sind klasse Typen drunter.«
»Jawohl!«, würde Musthag, mein maledivischer Freund, wohl beipflichten. »Und das, obwohl die meisten nicht mal schwimmen können.«
»Ich mache gar nichts mies«, sage ich beleidigt und versuche Paddy zu erklären, dass meine Skepsis der Schatten ist, den die Begeisterung nun mal wirft. »Ich wäre der Erste, der mit einem Seabus-Hydaer oder mit Flugdrachenenergie den Ozean überquert. Ich finde das alles gigantisch. Ich verstehe sogar, dass ich hier lausiges Neuseelandlamm vorgesetzt bekomme. Darum muss ich’s ja nicht mögen, oder?«
Paddy beugt sich vor und grinst.
»Hier kannst du’s bestellen«, sagt er. »Ich habe heute Morgen frisches Galway-Lamm angeliefert.«
Auch ich beuge mich vor.
»Aber Paddy«, sagte ich gedehnt. »Versaut dir das denn nicht die Marge?«
»Weißt du«, flüstert Paddy konspirativ. »Der Welthandel ist eine Hure. Du kommst voll auf deine Kosten, bloß, willst du mit so was verheiratet sein?«
»Aber ich dachte ...«
»Du denkst zu viel. Halt die Klappe und trink dein Bier.«
Heile Welten
Wissen Sie noch, Einhörner?
Wundersame Wesen, auch wenn bei näherem Hinsehen Narwale draus werden. Aber was kann man mit einem Einhorn, mit einem bloßen Splitter davon, nicht alles bewirken? Gift aus Flüssen, Speisen und Menschen saugen, wilde Tiere besänftigen, Herzen in Wallungen versetzen. Ist das nicht phantastisch, exorbitant, sensationell!?
Ja, sagen einige, ganz nett.
Aber nichts, verglichen mit dem Wundermittel Nummer eins. Plinius der Ältere, Naturforscher, Schriftsteller und Admiral der römischen Flotte, muss unter Haarausfall gelitten haben, andernfalls
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