Nacht Der Begierde
gehalten hätten, bis wir uns sicher waren. Aber nun machen wir es öffentlich, weil du schwanger bist und mit mir zusammenziehst. Bestimm einfach einen Hochzeitstermin in sechs Monaten. Das gibt jedem genug Zeit, sich daran zu gewöhnen und nicht das Gefühl zu haben, dass du da in etwas hineinrennst, was du später bereuen könntest.»
Ich blinzelte. «Das klingt klug und sehr erwachsen. Kein Wunder, dass du hier der Boss bist.» Auf jeden Fall war eseine gute Geschichte, die man erzählen konnte, glaubhaft und ohne haarsträubende Details, die sowieso niemand glauben würde. Das würde sogar meinen Winterschlaf abdecken, in den ich vor meiner Metamorphose gefallen war, und erklären, warum ich alle gemieden hatte.
Er berührte meine Lippen. «Ich habe dir doch gesagt, dass wir das schon alles hinkriegen mit deinen menschlichen Freunden und deiner Familie. Ich finde es viel besser, es langsam angehen zu lassen und dann Zustimmung von allen zu spüren, als die Menschen vor den Kopf zu stoßen, die dir etwas bedeuten.»
«Danke.» Ich blickte ihm einen Moment lang tief in die Augen, erstaunt, entrückt. Ich sah unseren Hochzeitstag vor mir.
Eine Hochzeit im Garten, und es war Frühsommer. Ich tanzte erst mit Zach, dann mit David, dort am großen Brunnen, wo wir alle am ersten Abend miteinander getanzt hatten. Mein weißes Kleid schwebte über das Gras, und im Hintergrund spielte ein Streichquartett. Meine zwölf gutaussehenden Männer in ihren Fräcken ließen Michelle bestimmt das Wasser im Mund zusammenlaufen.
«Sieh dir das an», sagte ich zu Zach, als David mich zu ihm zurückbrachte. «Meine Brautjungfer macht Matt schöne Augen, und er flirtet zurück.»
Wir beobachteten, wie sie sich beobachteten, und ich dachte darüber nach, wie passend es wäre, wenn die beiden zusammenkämen. Einmal im Monat bekäme er zwar ein Fell; aber schließlich ist niemand perfekt. Und im Bett würde er all ihre Erwartungen übertreffen. Dann schnappte ich nach Luft, da ich ein plötzliches Ziehen spürte, und legte eine Hand auf meinen Bauch.
«Alles in Ordnung?» Es war Zach, der das sagte, aber beide legten mir sofort ihre Hände auf den Bauch.
«Ja. Es scheint, als will der Kleine auch tanzen.» Zu drittstanden wir beieinander, fühlten das Baby strampeln, während wir uns ansahen, und es war ein so schöner, so vollkommener Augenblick, dass ich glaubte, mein Herz müsste vor Glück zerspringen.
«Chandra? Jack wird gleich da sein.»
Ich blinzelte. Ich lag auf dem Rücken, sah zu Zach und David auf. Ihre Gesichter sahen sehr besorgt aus. Die Musik und der Duft des Gartens waren verschwunden.
«Was ist passiert?», fragte ich.
Zach antwortete: «Plötzlich hast du ins Leere geblickt und nicht mehr reagiert. Du warst nicht mehr ansprechbar, und deine Augen bewegten sich nicht mehr. Da hat David Jack geholt, damit er feststellt, was mit dir los ist.»
Oh. Ich fuhr mir über die Lippen. «Ich glaube, es hat sich gerade eine weitere Eigenschaft gezeigt. Ich war nämlich auf unserer Hochzeit.»
KAPITEL 25
A uf unserer Hochzeit warst du?» Zach strich mir über die Stirn, und ich war mir nicht ganz sicher, ob er mich beruhigen wollte oder festzustellen versuchte, ob ich Fieber hatte.
«Ja.» Ich verzog nachdenklich das Gesicht und sortierte in meinem Kopf die Einzelheiten. «Sie hat hier stattgefunden, draußen im Garten, am großen Brunnen. So in etwa sechs Monaten, wie du gesagt hast. Ihr Jungs hattet alle Fräcke an, und meine Freundin Michelle war die Brautjungfer. Ich habe mit euch beiden getanzt, und dann spürten wir gemeinsam, wie das Baby strampelte.»
In plötzlicher Sorge biss ich mir auf die Lippe, als mir ein weiterer Gedanke in den Sinn kam. «Vielleicht habeich ja auch nur unsere
mögliche
Zukunft gesehen. So, wie sie so aussehen
könnte
, wenn wir alles richtig machen.»
«Dann machen wir eben alles richtig», warf David trocken ein.
Ich nickte. Gute Idee. Ich wollte nämlich nichts falsch machen. Ich wollte auf unserer Hochzeit mit meinen beiden Gefährten tanzen, um mit meiner alten und meiner neuen Familie gemeinsam zu feiern. Wir alle hatten so viel zu verlieren. Also würden wir es verhindern.
Abgesehen davon, freute ich mich unbändig darauf, zu sehen, wie Michelle und Matt zusammenfinden würden. Ich vermisste sie. Ich vermisste alle meine Freundinnen, aber nachdem ich so lange in der Wolfs-Burg vom Testosteron belagert worden war, musste nun auch mal wieder ein bisschen Zeit für die Mädels
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