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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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»Aber etwas Ungeheures ist unserem Land nahe, Herrin. Die Sterne verheißen nichts Gutes. Es wäre vielleicht besser, diese Frau dem Erdvolk zu opfern.«
    Hefei schüttelte verärgert den Kopf. »Wie üblich lasse ich mich von Eurer Weisheit lenken, Mophis – aber sicher habt Ihr nicht wirklich vor, eine Fremde zu opfern, als wäre sie eine unserer Tempeljungfrauen. Ich glaube, die Götter wussten, dass diese Frau in unsere Stadt kommen und dass eine Kompanie Bewaffneter sie verfolgen würde. Erinnert Ihr Euch denn nicht an Muthsas Prophezeiung? Ich glaube Euch, dass etwas Ungeheures bevorsteht – aber ich glaube nicht, dass Eure Magie so schwach ist, dass Ihr falsch gelesen habt oder überhaupt nichts lesen könnt!« Sie blickte auf ihren Minister hinab. »Verschweigt mir nichts!«
    Mophis schüttelte den Kopf. »Gebieterin, ich glaube, die Rote Sonja und Gevem sind lediglich Vorboten weltlicher Unruhen. Etwas weit Gewaltigeres bedroht unser Land, doch vermag ich kaum etwas von seiner Art zu lesen. Dieses Unvermögen ist nicht meinen vielleicht zu geringen Fähigkeiten zuzuschreiben, sondern etwas kämpft gegen mich. Dieses ganze Jahr schon gab es Zeichen der Veränderung, nun haben wir sie erreicht.« Er zog einen Vorhang zur Seite, schritt von Hefei, seinem Tisch, den brennenden Kerzen und dem Kohlebecken weg. »Ich fühle, dass wir mit einer bedeutenden Umwälzung rechnen müssen, aber bis jetzt sehe ich noch keine Möglichkeit, sie abzulenken oder zu verhindern.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr nicht wisst, welcher Art diese Gefahr ist, ja dass selbst Eure Magie Euch nichts darüber sagen kann?«
    »So sieht es aus.«
    Hefei verzog ungläubig das Gesicht. »Aber Ihr habt mir doch immer versichert …«
    »Trotz all unserer Opfer kennen wir das wahre Wesen des Erdvolks nicht. Seit den Tagen des Propheten Muthsa sind ihm durch Zauber Grenzen gesetzt.«
    Wie die Berührung einer eisigen Hand beschlich Hefei die Ahnung unvorstellbarer Gefahr.
    »Doch zu Näher liegendem«, fuhr Mophis fort. »Unser Gast, Leutnant Gevem, wird ungeduldig. Wir können ihm nicht trauen. Doch wenn wir die Hyrkanierin nicht opfern wollen, ist es das beste, sie dem Zamorier auszuliefern.«
    Hefei seufzte. »Wenn diese Rote Sonja eine Gefahr für uns ist, halte ich es für angebracht, sie selbst hinzurichten und das nicht Fremden zu überlassen. Doch als Opfer dürfen wir sie nicht benutzen. Das würde die, Bürger beunruhigen, denn sie haben sich daran gewöhnt, dass nur geheiligte Tempeljünglinge und -jungfrauen geopfert werden. Nein, wir werden sie ohne Aufsehen in ihrer Zelle hinrichten.«
    Mophis verneigte sich. »Vielleicht habt Ihr recht. Bereits jetzt halten viele sie für den Krieger, den Muthsa prophezeite. Es könnte zu Unruhen führen.« Er zog nun die Vorhänge, die sein Studiergemach abgeteilt hatten, ganz zur Seite.
    Hefei fand, dass er ungewohnt unsicher wirkte und völlig in Gedanken versunken war. …
    Vielleicht war es ein letzter Sonnenstrahl, der sich durch eine Ritze im geschlossenen Fensterladen verirrt hatte, über den Mophis so erschrak – oder aber die Form des jetzt erhärtenden Kerzenwachs oder die Verbindung des Kerzenscheins mit dem sich noch kräuselnden Rauch. Was immer auch, während der Hohepriester sich daran machen wollte, den Tisch aufzuräumen, hielt er plötzlich an, sein Gesicht wurde fahl, seine Hände zitterten – und er schien etwas zu sehen.
    »Was habt Ihr, Mophis? Sprecht!«
    »Kann es lügen? Jetzt – ist es verschwunden!«
    »Was habt Ihr gesehen, Priester?«
    »Die Hyrkanierin – sie ist fort, geflohen!«
    »Es ist keine Täuschung?«
    »Gewiss nicht, Gebieterin!« Mophis wandte sich vom Tisch ab, das Gesicht immer noch totenbleich. »Ja – ja – sie ist fort. Entkommen. Und ein roter Schatten folgt ihr!«
    »Ein Schatten?« Hefei legte eine schwere Hand auf Mophis’ Schulter und schüttelte ihn. »Welcher Art ist dieser Schatten?«
    Er blickte ihr in die Augen und antwortete mit bebenden Lippen: »Der Schatten des Erdvolks – dicht hinter ihr, fast wie ein Umhang.«
     
    Man hatte Gevem ein Gemach im Nordturm des Palasts zugewiesen. Widerspruchslos nahm er es an. Er hatte seinen Leuten gesagt, dass sie Hauptmann Keldum signalisieren sollten, falls er bei Nachteinbruch nicht zurück war.
    Nun stand Gevem allein am Fenster, mit einem Weinbecher in der Hand, und blickte nordwärts über die dämmrige Weite der Steppe. Er war zufrieden, Sonja war festgenommen und saß nun im

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