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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Schultern, um das rote Haar zu verbergen. Dann ritt sie fort vom Marstall, die Gasse entlang auf einer Straße, die zum Nordtor mit seinem hohen weißen und im Zwielicht schimmernden Turm führte.
     
    Der tote Wächter war fortgebracht worden. Hefei befahl, die Gänge unter dem Palast abzusuchen, denn es war ja möglich, dass die Rote Sonja sich noch irgendwo dort aufhielt, und auch die Räumlichkeiten der unteren Stockwerke.
    Es war unwahrscheinlich, dass sie sich noch hier befand, doch die Soldaten führten den Befehl aus.
    Als nächstes ordnete Hefei das Schließen aller Tore an, obgleich sie befürchtete, dass es auch dafür zu spät war. Die Leiche war bereits kalt, das bedeutete, dass die Hyrkanierin inzwischen genügend Zeit zur Flucht gehabt hatte.
    Gevem war wütend. Er stand zwischen den Stadtvätern und konnte sich kaum beherrschen. Nur die Einsicht, dass er hier ein Fremder und allein war, ließ ihn seinen Grimm zügeln. Und das Wissen tröstete ihn, dass Keldum und seine Kompanie bald Elkads Tor erreichten und sie sich dann an diesen Dummköpfen rächen könnten. Gleichzeitig aber fürchtete er sich vor Keldums Zorn.
    Nachdem Hefei ihren Soldaten die Befehle erteilt hatte, bat sie Gevem und Sobut, sie und Mophis nach oben zu begleiten.
    »Wie mag sie entkommen sein?« fragte sie, als sie allein waren. »Wie lockte sie den Wächter in den Tod, und wie gelang es ihr dann, sich zu befreien? Was wisst Ihr über diese Frau, Gevem? Könnte sie eine – Zauberin sein?«
    Der Zamorier hörte die Spur Besorgnis aus Hefeis Stimme. Sie verriet ihre von Aberglauben angehauchte Angst, dass die Rote Sonja und möglicherweise Gevem selbst der Stadt Unheil bringen mochten. Ein heimlicher Blick auf Mophis’ Gesicht bestätigte seinen Eindruck.
    Er musste daher auf der Hut sein, denn Hefei war eine verängstigte Frau und Mophis ein furchterfüllter Priester – und Menschen, die Furcht quälte, konnten so unberechenbar und gefährlich wie tollwütige Hunde werden, das wusste Gevem.
    »Nein, keine Zauberin«, versicherte er Hefei. »Die Frau versteht erstaunlich gut mit ihrem Schwert umzugehen, aber von Magie versteht sie nichts. Jemand muss ihr geholfen haben, aus der Zelle zu gelangen. Kennt Ihr jemanden, der Grund gehabt hätte, sie zu befreien, Herrscherin?«
    »Ihr meint – ein Verräter in unserer Mitte?« Grimm und Sorge zugleich sprachen nun aus Hefeis Miene. »Nein. Ihr, Sobut?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer so etwas Verräterisches und Gefährliches tun würde, Gebieterin.«
    Gevem fand es merkwürdig, dass der Offizier den weißen Schleierfetzen nicht erwähnte. Er würde auch auf Sobut aufpassen müssen …
    Hefei befragte sie beide, erfuhr jedoch wenig Neues, und so entließ sie sie wieder.
    »Meine Nachtwache ist nun vorüber, Gebieterin«, sagte Sobut. »Gestattet Ihr, dass ich meinen Dienst für diese Nacht beende?«
    »Ja, geht nur.« Hefei wandte sich an Gevem. »Und Ihr, als unser Gast, müsst mit uns frühstücken. Ich bezweifle, dass Ihr nach all dieser Aufregung schlafen könntet.«
    Beim Essen überlegten sie vergeblich, wie die Hyrkanierin hatte entkommen können. Danach täuschte Gevem Müdigkeit vor›dankte Hefei für ihre Gastlichkeit und bat um die Erlaubnis, sich in sein Gemach zurückziehen zu dürfen.
    Sobut frühstückte inzwischen mit seinen Soldaten, dann verließ er den Speiseraum und spielte nachdenklich mit dem Beutel, in dem der Stoff-Fetzen sich befand, den er schließlich herausholte und erneut eingehend betrachtete. Er war weiß und, von einem winzigen Schmutzflecken abgesehen, sauber. Seine Vorstellungskraft hatte ihm bereits die einzig mögliche Erklärung geboten: eine Tempeljungfrau musste während der Flucht der Hyrkanierin anwesend gewesen sein. Und wenn er herausgefunden hatte, welches Mädchen es war – welcher Stoffstreifen dieser Größe aus dem Gewand fehlte –, würde er vermutlich mehr erfahren als selbst Mophis mit seiner Magie.
    Er wusste, dass die Chance nicht groß war, aber er glaubte sich verpflichtet, sie zu nutzen. Vielleicht führte sie ihn zu der Roten Sonja. Er war gefesselt von der rothaarigen Hyrkanierin, die gar nicht wie andere Frauen war. Ihre kurze Begegnung hatte eine große Bewunderung für sie in ihm erweckt. Er musste erfahren, was mit ihr geschehen war!
    Während er durch die Korridore im Erdgeschoß des Palasts schritt, sah er Hefei und ihr Gefolge im Gespräch mit einigen Soldaten. Er schob den Stoff-Fetzen in den Beutel zurück und ging

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