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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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und Angstschweiß perlte auf ihrer Stirn. Sie fröstelte sichtlich. »Wer weiß, dass du herunterkamst, Tiamu?«
    »Niemand …«
    »Niemand? Du hast das Wagnis ganz allein auf dich genommen?«
    Das Mädchen nickte.
    Sonja lächelte zweifelnd. Sie fasste Tiamu am Arm und zog sie durch die Tür. »Das mag sein, Tiamu, aber ich brauche dich immer noch als Führerin. Das verstehst du doch?«
    »Ich weiß nicht, ob ich weiter mitkommen kann. Ich fürchte mich hier so. Ich …«
    »Auch ich habe Angst«, versicherte ihr Sonja. »Aber ich hätte noch größere, wenn du hier herumläufst, ehe ich diese Stadt hinter mir habe. Komm jetzt!«
    Zitternd ging Tiamu voraus. Sonja schloss die getarnte Tür und eilte hinter dem Mädchen her, um zu leuchten. Der Korridor war eine Verlängerung des Kerkerganges, stieg jedoch allmählich immer steiler an, bis sie schließlich zu einer Treppe kamen, die vor einer Holztür endete.
    »Sei ganz still!« mahnte Sonja. Vorsichtig drückte sie gegen die Tür. Das alte Holz gab knarrend nach. Licht fiel ein und der Geruch köstlichen Essens und schwerer Getränke schlug ihnen entgegen.
    »Was, in Tarims Namen …?«
    Sie befanden sich in einer Speisekammer, deren Regale mit frischen Brotlaiben, Honigbehältern und Weinkannen gefüllt waren. Vor ihnen lag ein alter Wandteppich. Sonja drückte die Fackelflamme auf dem Boden aus und hob den Teppich an der Seite einen Spalt, um hinauszuspähen.
    »Bleib du stehen«, flüsterte sie Tiamu zu.
    Vor ihr befand sich die Küche. Durch einen Türbogen rechts drangen Stimmen von Männern und Frauen, das Klirren von Geschirr, das Klappern von Töpfen und das Zuschlagen von. Herdtüren. Links, keine fünf Schritte von ihr entfernt, stand eine große Tür offen, hinter der sich eine Gasse befand. Im schwachen Licht einer hängenden Öllampe sah Sonja hohe Abfallhaufen, aber nichts weiter.
    Sie zog den Wandteppich wieder ganz vor. »Wo sind wir?«
    »Ihr Götter!« Ein Lächeln erhellte Tiamus Gesicht. »Vor uns liegen die Palastküchen. Es dürfte Abendmahlzeit sein. Hör zu, Sonja – der Marstall ist gleich daneben.«
    »Was?«
    »Ja, ja – und zu dieser Abendzeit nur leicht bewacht – mit höchstens ein oder zwei Soldaten. Du kannst jetzt fliehen, Sonja.«
    Misstrauisch spähte Sonja erneut hinaus. Die Küche – die Gasse – eine düstere Öllampe – und die Geräusche des Küchengesindes von rechts …
    Ja, sie konnte fliehen.
    »Reit nach Nordwesten, Rote Sonja«, riet Tiamu ihr atemlos. »Folg der Gasse zum Marstall, dann reite nordwärts in Richtung des weißen Turmes am Stadtende – es ist nicht weit von hier. Wenn du aus dem Tor bist – ist es um diese Zeit noch nicht geschlossen –, dann halte dich nordwestwärts, wo du die Turmberge siehst. Dorthin wagt niemand sonst sich. Da bist du sicher …«
    Sonja zögerte. »Weshalb ist es so wichtig für dich, dass ich dorthin reite, Tiamu? Warum hast du mir überhaupt zur Flucht verholfen?«
    »Weil die Götter dich hierhergeschickt haben«, flüsterte Tiamu aufgeregt. »Sie wollen, dass du entkommst, weil du das Erdvolk besiegen wirst – du bist stark genug, das zu schaffen. Geh jetzt, bitte!«
    Sonja wandte sich den Regalen zu, nahm schnell einen Laib dunkles Brot und einen Krug Wein. Beides klemmte sie sich unter einen Arm und ging zur Tür. Das Mädchen mochte vielleicht verrückt sein, aber sie hatte recht, dass Eile Not tat.
    »Danke, Tiamu. Danke.«
    Sie trat in die Küche und durch die offene Tür auf die Gasse. Tiamu blickte ihr nach, bis sie sie nicht mehr sehen konnte. Erschöpft, aber unendlich erleichtert, dass alles so schnell gegangen war, setzte sie sich kurz verschnaufend auf den Boden.
    Sonja hielt sich dicht an die Wand des Palasts, bis sie zum Marstall kam. Sie brauchte ein Pferd, irgendein Pferd. Im Schutz der Dunkelheit, die in unregelmäßigen Abständen von Öllampen nur schwach erhellt wurde, näherte sie sich dem ersten Stall zur Rechten.
    Sie hatte Glück. Es waren keine Soldaten in der Nähe und nur ferne Stimmen zu hören. Tiamu hatte nicht gelogen, als sie sagte, die Stallungen seien zur Abendessenszeit nur schlecht bewacht. Sie strich dem Pferd über den Kopf, löste den Strick, an dem es angebunden war und öffnete die Tür seiner Box. Schnell legte sie ihm Zaumzeug und Sattel an und saß auf.
    Das Pferd fügte sich ihr sofort. Ehe sie es aus dem Stall lenkte, griff sie nach einer alten Decke, die von einem Haken an der Wand hing, und zog sie sich um Kopf und

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