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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Stelle, wo ich ihn zuvor verwundet hatte. Alle meine Brüder starben, jeder Soldat in der Stadt starb. Doch als die Nomaden den Sieg so gut wie in der Tasche hatten, beschlossen sie weiterzuziehen. Mit nur ein paar Dutzend anderen war ich am Leben geblieben. Ein paar Dutzend Menschen von einer ganzen, großen Stadt!
    Während die Flammen von den brennenden, leeren Häusern aufstiegen, verließ ich im Schutz der Nacht die Stadt. Ich trug keine Waffen und schwor mir, nie wieder welche zu tragen. Doch das war eine Selbsttäuschung, denn ehe meine Reise ihr Ende fand, sah ich mich gezwungen, zu töten und wieder zu töten – mit den verfluchten Waffen, die ihr dort in diesem Gestell seht.
    Fünf Jahre zog ich durch die Lande. Dreimal verdingte ich mich sogar als Soldat! Doch suchte ich in religiösen Schulen zu lernen und in Bibliotheken mein Studium fortzusetzen. Ein halbes Jahr lang war ich Kaufmann, und später auch Seemann bei einer Überquerung der Vilayetsee. Von Leben zu Leben zog ich, von Handwerk zu Handwerk – und entdeckte doch nur im Verlauf der Zeit, dass das Leben eine leere Hülle zu sein scheint, eine gewaltige Lüge, ein freudloser Spaß. Ich verzweifelte. Dreimal versuchte ich, mir das Leben zu nehmen, und als es mir nicht gelang, gewann ich die Überzeugung, dass etwas über mich wachte und mich – gegen meinen Willen – zu einem vorbestimmten Ziel leitete.
    Dieser Zweck wurde an jenem Tag besiegelt, als ich einen gewissen Zauberer namens Zarutha traf. Ich wurde von ihm angezogen, denn er wusste, dass er eines Tages, obwohl ihm ein hohes Alter beschieden war, sterben würde. Er schickte deshalb seine Gedanken aus, um die Träume eines Geistes zu formen, der geeignet war, sein Wissen aufzunehmen und zu erhalten. Ich träumte – und dann reiste ich, bis ich den Ursprung dieser Träume gefunden hatte.
    Zarutha lebte als Einsiedler in diesen Bergen. Ihm wohnte die gleiche Abneigung und das gleiche Misstrauen gegen die Menschheit inne wie mir. Zum ersten Mal in meinem Leben schienen all die Abgeschmacktheiten des Seins, die kosmischen Fragen, der Wahnsinn, das Lachen und die Trauer in einen festen Plan zu passen. Ich wurde zum Zauberer, und er lehrte mich, unter die Oberfläche der Dinge zu blicken. Gemeinsam wandten wir der Welt der Menschen den Rückert und drangen in die weit größere Welt des Wissens, der Träume und der Zauberei ein.«
    Saureb hielt inne, trank seinen Wein aus und starrte eine lange Weile an Sonja vorbei geradeaus. Sie studierte seine Augen, schwieg jedoch, so versunken war sie noch in seine Geschichte und gefangen von den Bildern, die er so lebendig heraufbeschworen hatte.
    »Und hier hause ich nun«, fuhr Saureb schließlich fort. Immer noch starrte er mit einer Eindringlichkeit an Sonja vorbei, als wäre er imstande durch die Felswände seiner Höhle zu blicken. »Allein, wie es mir gefällt, in innerer Verbindung mit den Älteren und Dingen – Dingen, wie nur sie vollkommen sein können oder traumhaft oder aufwühlend, doch ohne den Makel des Menschlichen in ihrer Vollkommenheit oder Traumhaftigkeit oder ihrer Aufrüttelung.«
    Der Zauberer machte eine Pause und blickte die Rote Sonja an. »Wir sind Wahre Geister, Ihr und ich, Sonja. Wir sind selten. Tiere und Fastmenschen haben lediglich ihre Lebenskraft, die sie sich fortpflanzen und für ihren Vorteil kämpfen lässt. Doch einigen von uns ist ein größerer Geist zu eigen, der von Leben zu Leben andauert und uns nach einer Größe streben lässt, die unsere Menschlichkeit uns verweigern will. Alle neue Erkenntnis, alle Weisheit, alle wahre Größe jeder Art kommt vom Trachten und Streben Wahrer Geister.
    Schaut hinab auf diese Stadt, Sonja von Hyrkanien, und lernt Weisheit. Ihr habt sie gesehen, mit ihrer Furcht, ihrer Unterwürfigkeit und ihrer Grausamkeit. Ihr werdet verstehen, weshalb ich ihr den Rücken zugewandt habe, ihr und allen meinen so genannten Mitmenschen.«
    Viele Antworten drängten zu Sonjas Lippen, als Saureb endete, doch sie erstarben, noch ehe sie sie äußerte. Was konnte sie auch sagen? Sollte sie die Menschheit verteidigen? Nach allem, was sie erlebt und gelitten hatte, sollte sie da für sie eintreten?
    »Ihr habt recht, Saureb«, sagte sie schließlich und blickte ihm in die Augen.
    »Ja, es ist die Wahrheit, und nicht allein von meiner Warte aus gesehen.«
    »Ich empfinde wie Ihr«, gestand ihm Sonja. »Es gab Zeiten, da war ich voll Verzweiflung. Doch gibt es Fragen, die nie beantwortet werden

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