Nacht der Dämonen
mitgenommen aussehender Soldat in zamorianischer Rüstung. Sost war vor Überraschung wie gelähmt.
»Habe ich nach dir geschickt?« schnaubte Mophis. »Warte, du bist ja gar keiner unserer … Wer bist du?«
»Ich bin Peth, mein Herr, und komme von weither. Ich gab mich sogar als Söldner aus, um zu Euch zu gelangen, denn es gibt einiges, das ich von Euch, aus Eurem reichen Schatz des Wissens, erfahren muss.«
»Was fällt dir ein, Hund, einfach so hereinzuplatzen!«
»Die flammenhaarige Kriegerin ist aus dem Norden gekommen!« sagte Peth bedeutungsvoll.
Mophis wurde plötzlich bleich. Er stand auf und starrte den Fremden an, und Sost vermochte nicht zu sagen, ob sein Gesicht vor Wut oder Furcht verzerrt war.
»Die Schicksalsstunde ist nah«, fuhr Peth fort, »da das Erdvolk in seine Hölle zurückkehren und die Stadt vom Grauen befreit werden wird. Ihr müsst helfen …« »Nein!« brüllte Mophis und riss sein Blasrohr hoch.
Peth handelte mit dem Instinkt des Kriegers. Er packte den nächstbesten Gegenstand, ein kleines Kohlebecken, und warf es auf den alten Priester. Der geblasene Pfeil wurde dadurch zur Seite geschleudert und drang in den Türbehang. Mophis, der dem Kohlebecken hatte ausweichen können, griff nach einem zweiten Pfeil. Sofort riss Peth seinen Dolch aus der Scheide und warf ihn zielsicher. Der Hohepriester schrie auf, als die lange Klinge fast bis zum Griff in seine hagere Brust drang. Sterbend sank er zu Boden.
»Tor!« rief Peth bedauernd. »Alter Narr! Warum habt Ihr versucht mich zu töten?« Er drehte sich zu Sost um und riss sein Schwert aus der Hülle. »Ihr müsst mir helfen – schnell!«
»Da Ihr mir soeben das Leben gerettet habt, tue ich es gern, sofern Ihr Euer Schwert wieder einsteckt. Wie kann ich Euch von Nutzen sein?«
»Wo bewahrt Mophis seine Zaubermittel auf?«
Sost überlegte. »In dem Ebenholzschränkchen dort. Zumindest nahm er von dort seinen Beutel mit Giftpfeilen heraus.«
Peth öffnete eilig die Tür des Schränkchens. Es war voll mit beschrifteten Behältern aller Art. Nach kurzer Suche griff er nach einem Fläschchen und eilte damit zur Leiche des Alten. Er drückte Mophis’ Kopf ein wenig nach hinten und goss etwas des Flascheninhalts in den schlaffen Mund.
Krämpfe schüttelten plötzlich die Leiche. Peth kniete sich neben sie, fluchte und hielt die um sich schlagenden Arme des sich windenden Zauberers fest. Schaum quoll aus Mophis’ Mund. Er hustete und gurgelte, und seine Arme und Beine erstarrten. Peth spürte, wie das Fleisch des Alten hart wurde.
»Alter Narr! Warum habt Ihr mich bekämpft? Verdammt! Wacht auf und antwortet!«
Mit geschickten Fingern öffnete Peth eines von Mophis’ Lidern und sah einen Funken von Leben wiederkehren.
»Ihr seid ebenfalls ein Zauberer!« hauchte Sost ehrfürchtig.
»Kein Meister der Magie«, wehrte Peth bescheiden ab.
»Doch auf meinen Reisen habe ich so einiges gelernt.« Er hob Mophis’ Kopf, starrte in die schwach geöffneten Augen, und setzte seine ganze Willenskraft ein. »Ihr werdet nicht sterben!« sagte er fest und begann Worte zu murmeln, die Sost als eine veraltete Form des Stygischen erkannte.
»Imbu äbul Kessete meressi olo-he marr-he!«
Mophis’ Körper erzitterte.
»Mögen die Klauen noch nicht nach deinem Geist greifen und deinen grauen Schatten aus seiner Hülle reißen«, sprach Peth die Formel. »Haltet euch fern, Flammen von Jehenn. Mophis kehrt einen Augenblick zurück – kehrt zurück zu der kalten Tonform dieser Welt.«
Plötzlich schlug Mophis die Augen weit auf. Sie wirkten bereits trocken und gelb vom Tod und starrten blicklos in Peths Gesicht. Der Mund der Leiche öffnete sich wie zu einem Schrei, doch kein Laut drang von den Lippen. Die Arme und Beine begannen erneut um sich zu schlagen.
»Ihr wisst, weshalb ich gekommen bin, verfluchter Hexer!« schrie Peth. »Sagt mir, wo ich Saureb finde! Ich muss zu ihm!«
Mophis’ Arme droschen um sich, sein Körper wand sich. Sost sah, wie die Sehnen und Muskeln sich in dem toten Fleisch spannten, während Peth den Kopf des Priesters fest zwischen den Händen hielt.
Die gelben Augen brannten. Der Mund schrie stumm.
Ein heftiger Schmerz durchzuckte Peths Kopf, als plötzlich in ihm eine gespenstische Stimme sprach:
»Ich kenne keinen Saureb. Lass mich gehen!«
»Aber Ihr müsst ihn kennen. Er ist der Hüter des Erdvolks!«
»Zarutha ist der Hüter des Erdvolks – er, der in den Turmbergen haust!«
»Aber wo ist dann
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