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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Gemächern zurückgelassen und sich allein in ihr großes Schlafgemach begeben. Doch selbst hier konnte sie, wenngleich glücklicherweise gedämpft, das Klirren von Klingen, das Stampfen von Stiefeln und schreckliche Schreie hören.
    Hefei ließ sich in einen weichgepolsterten Sessel fallen. Sie hob eine ringgeschmückte fleischige Hand zum Gesicht und schauderte. Wie ist es möglich? dachte sie erneut – und erinnerte sich all der ungewöhnlichen Geschehnisse der vergangenen Tage.
    Mophis hatte seine Stäbchen geworfen, hatte aus ihrem Fall gelesen, aus würzigem Rauch, aus dem zu diesem Zweck vergossenen Blut von Vögeln, Schafböcken und Jungfrauen. »Ich sehe dunkle Wolken am Horizont«, hatte er zu Hefei gesagt. »Ich weiß nicht, was sie uns bringen werden, noch wie wir uns verhalten sollen.« Hefei hatte das übliche befohlen: öffentliche Demütigung auf den Straßen und im Tempel und öffentliche Opferungen außerhalb der Stadtmauer. Dunkle Wolken am Horizont mochten das Erdvolk bedeuten oder Schwierigkeiten besonders schlimmer Art. Die Opfer waren gebracht worden, doch die drohenden Wolken waren geblieben.
    Wie ist es möglich? fragte sie sich wieder. Was ist geschehen? Eine Kette von Ereignissen, einmalig in der kurzen Geschichte ihres Volkes. War es wahrhaftig die Erfüllung von Muthsas Prophezeiung, wie manche glaubten? Die flammenhaarige Frau – was bedeutete ihr Kommen? Und was das Erscheinen dieses Fremden Gevem, und jetzt die Ankunft dieser zamorianischen Truppe? Hefeis Stadt hatte wenige Mythen, die ihr helfen könnten, und nichts, womit sich eine solche Reihe von Geschehnissen vergleichen ließe. Worauf konnte sie sich verlassen? Auf Mophis’ Magie? Sie hatte begonnen an vielen seiner Worte zu zweifeln. Was bedeutete das alles? Irgend etwas musste es bedeuten! Nichts geschah ohne Grund, das zumindest hatte Mophis gesagt …
    Hefeis Hände begannen zu schmerzen, so sehr hatten sie sich um das geschnitzte Ende der Armlehnen verkrampft.
    Mit aller Willenskraft verdrängte sie die quälenden Gedanken und stand auf. Sie hörte, wie ihre Mägde sich im Vorgemach unterhielten. Sie wünschte sich, der Kampf wäre vorüber und die Eindringlinge alle getötet, damit die Banketthalle mit Feuer gereinigt werden und die Stadt zu ihrem üblichen, abgeschiedenen Leben zurückkehren könnte.
    Da fiel ihr Mophis ein. Sie hatte ihn eine ganze Weile nicht gesehen. Was konnte sie Besseres tun, als sich mit ihm zu besprechen, während ihre Soldaten ihren Auftrag ausführten?
    Sie trat hinaus auf den schmalen Gang, der ihr Schlafgemach mit den Gemächern des Hohenpriesters verband. Herrscher und Priester berieten sich gern heimlich, auch spät nachts. Da war Hefei keine Ausnahme. Seit sie die Herrschaft übernommen hatte, hatte sie diesen Gang unzählige Male überquert, doch erst heute fiel ihr auf, dass er für ihren Umfang fast zu schmal war.
    Mophis’ Gemach lag im Dunkel, nur eine schwache Lampe brannte auf einem Tischchen im hintersten Winkel.
    Sie rief Mophis, doch der Priester antwortete nicht. Mit dem Licht als Wegweiser tastete sie sich durch die Dunkelheit auf des Priesters Schreibtisch zu – und wäre fast über etwas auf dem Boden gestolpert.
    Sie fing sich und blickte auf das Hindernis. Der erste, das sie sah, ‚war ein umgekipptes Kohlebecken auf dem Boden …
    Es lag nicht weit von Mophis verkrümmter Leiche entfernt.
    »Mophis!«
    Hefei wich taumelnd zurück und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Mit großer Mühe gelang es ihr, sich zu fassen. Sie kniete sich neben die Leiche und streckte die Hände aus, als wolle sie sie um das erstarrte Gesicht legen – doch sie konnte es nicht.
    Seine weitaufgerissenen toten Augen lähmten sie.
    »Oh, Mophis! Was …?«
    Der zamorianische Dolch, dessen Griff aus des Zauberers Brust ragte, verriet ihr alles.
    Ungeheure Angst erfüllte sie. Immer hatte sie Mophis als Zauberer, als machtvolle Persönlichkeit gefürchtet, obgleich er unter ihr stand. Doch nun, da er tot war, wer würde sie beraten? Würde ihr gegen die unzähligen Bedrohungen von außen beistehen?
    Ihr Götter! Weshalb diese grauenvolle Furcht auf seinem Gesicht?
    Und da gellte hinter ihr ein verzweifelter Schrei.
    »Herrin!«
    Hefei erhob sich. Erneut schrillte der Schrei durch den engen Gang. Und dann hörte sie das heftige Knallen von zuschlagenden Türen, schwere Schritte und Scharren auf Stein.
    »Herrin!«
    »Ihr Götter – nein!«
    Hefei rannte durch den Gang, dass ihr fettes Fleisch

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