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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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    Ja, sie erinnerte sich, doch nicht, wer es gesagt hatte oder wann.
    Da erfüllte sie Bitterkeit, denn sie erinnerte sich auch an ihre Beschmutzung. Weil der Zamorier ihr das angetan hatte, konnte sie Sost nie wieder ins Gesicht schauen, selbst wenn sie ihn fand – auch nicht, wenn er sie mochte. Sofort kehrten ihr Hass und ihre Entschlossenheit zurück. Mit gestrafften Schultern folgte sie dem Korridor, der zu den Kampfgeräuschen führte. Sie wurden lauter, je näher sie kam.
    Als sie um eine Ecke bog, sah sie sie: eine wilde Meute Soldaten und Bürger, denen es irgendwie gelungen war, ihren Weg in den Palast zu erkämpfen. Mit einem Rammbock versuchten sie die mächtige Bronzetür zum Audienzsaal einzuschlagen. Ein Teil hieb und stach auf einen kleinen Trupp zamorianischer Soldaten ein, denen es offenbar nicht mehr gelungen war, mit ihren Kameraden in den Saal zu gelangen, der nun als letzter verteidigt wurde.
    Noch während sie von der Ecke aus zusah, gab die schwere Tür nach. Mit gellendem Gebrüll stürmte die Meute blutgierig in den Saal.
    Als die letzten darin verschwunden waren, ging Tiamu zur nun offen stehenden, geborstenen Tür und spähte in den Saal, Elkader und Zamorier kämpften wie Tollwütige. Stahl krachte und Blut floss. Niemand bat um Erbarmen und keiner kannte es. Das Gemetzel war grauenvoll.
    Tiamu beobachtete es mit diesem seltsamen Gefühl der Macht und Gleichmut, das sie seit einiger Zeit beherrschte. Sie kam sich wie eine Göttin vor, die voll Verachtung auf das eklige Benehmen minderwertiger Wesen hinabschaut.
    Eine solche Schlacht konnte nicht lange dauern. Bald schon lichteten sich die Reihen, und die Kämpfenden stolperten und fielen über die Leichen sowohl des Gegners als auch ihrer eigenen Leute. Trotzdem beendeten die Überlebenden dieses grässliche Gemetzel nicht. Die nun weniger als vierzig Zamorier zogen sich zu Hefeis Thronpodest zurück, und in ihrer Mitte einige Weißgewandete: die restlichen Geiseln. Die Zamorier verteidigten sich hauptsächlich, während die Stadtsoldaten ringsum wild brüllend auf sie einschlugen.
    »Ihr Toren!« schrie ein Zamorier – ein Mann in zerbeultem Helm mit geschlossenem Visier –, offenbar der Führer. »Hört auf oder wir müssen die letzten Geiseln töten!«
    »Ha! Die Hunde winseln um Erbarmen!« brüllte ein Stadtsoldat. »Macht sie nieder! Ohne Gnade! Tötet sie alle!«
    Da entdeckte Tiamu unter den Geiseln auf dem Thronpodest ein vertrautes Gesicht. Ihr Gleichmut zerbarst wie Glas.
    »Sost!« schrie sie.
    Doch niemand hörte sie in diesem Tumult. Der zamorianische Führer hob die Hand. Ein paar seiner Soldaten drehten sich um und gingen auf die Geiseln zu, die Schwerter zum Hieb geschwungen. Entsetzen und Empörung übermannten Tiamu. Sie riss den Stab hoch und deutete.
    »BELTHAL!«
    Diesmal schoss keine einzelne Feuerlanze aus dem Stabende, sondern ein tosender Strom gelber Flammen, angetrieben von der Gewalt des Hasses und des Zornes des Mädchens. Dieser Feuerstrom erfasste sämtliche Soldaten’ am Fuß des Thronpodests und verschlang sie. Ein ungeheurer Donner erschütterte daraufhin den Palast. Marmorsäulen zersprangen, ein Teil des hohen Kuppeldachs stürzte ein, und die Trümmer schlugen gefährlich nahe beim Podest auf.
    Alle Überlebenden im Saal, die meisten auf den Boden geworfen oder auf wackligen Beinen stehend, blickten erschrockenen Auges auf das Mädchen am Eingang. Entsetzt über diese Vernichtung, die sie bewirkt hatte, starrte Tiamu kurz auf die vielen versengten und verkohlten Leichen – nicht einmal Saureb in seinem Zorn hatte schlimmer gewütet. Eine große Schwäche befiel sie.
    »Sost!« rief sie fast kraftlos. Offenbar entzog der Stab ihr bei jeder Benutzung mehr Kraft. Trotzdem hörte der junge Priester sie.
    »Tiamu! Ihr Götter. Das kannst doch nicht du sein …«
    »Sost! Ich bin es! Komm zu mir – schnell! Geh weg von diesen Männern!«
    Der junge Priester war bereits unterwegs – und so gewaltig war das allgemeine, lähmende Staunen, dass niemand ihn aufhielt. Er hatte das Podest schon hinter sich, stieg über die verkohlten Leichen und hatte etwa den halben Weg zu dem Mädchen zurückgelegt, als eine barsche Stimme verspätet brüllte:
    »Haltet ihn auf!«
    Tiamu blickte auf den Rufenden und erkannte den Mann als den Führer der Zamorier. Offenbar war er durch den Luftdruck des Feuerstroms zu Boden geworfen worden und hatte dabei den Helm verloren. Sofort war

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