Nacht der Dämonen
auf den Boden und gab nach Augenmaß bestimmte Mengen von Flüssigkeiten und Pulver in die Räucherschale. Mit Flüsterstimme bat er Sonja um Feuer. Vorsichtig reichte sie dem Mann einen brennenden Span. Er zündete damit die Zutaten in der Räucherschale an. Fast sofort stieg dichter, purpurner Rauch auf. Peth blies in die Schale, und der Rauch schien seinem Atem zu folgen, denn er bildete dicht um den reglosen Saureb einen Dunstschleier, ohne sich weiter in der Höhle auszubreiten.
Sonja stieß einen leisen Fluch hervor, war jedoch immer noch zu müde, sich sonderlich zu wundern.
Da begann Peth mit einem seltsamen Gebet oder einer Beschwörung, das mit seinem seltsamen, auf- und abschwellenden Tonfall und den ihr unverständlichen Worten an Sonjas Nerven zerrte. Doch bald, nachdem das Feuer in der Räucherschale verglühte, der Rauch jedoch weiterhin Saureb einhüllte, wechselte Peth von der fremden, alten Sprache ins Zamorianische über.
»Hör Ihr mich, o Saureb? Versteht Eurer Geist, was geschieht? Ich bin Peth, ein Student der Magie, und ich möchte Euch helfen. Hört Ihr mich, o Saureb? Gebt mir ein Zeichen!«
Die Antwort war mehr als ein Zeichen, denn der dichte Rauch begann sich in sich zusammenzuziehen, und sowohl Peth als auch Sonja hörten Saurebs auf gespenstische Weise körperlose Stimme dem Ruf Folge leisten.
»Ich bin hier, Ihr, die Ihr Euch Peth nennt. Ihr habt Eure Sache gut gemacht. Mein Körper ist in Gefahr, denn die Befreiung des Erdvolks vertrieb meinen Geist aus ihm und ich irre umher.«
»Wie kann ich Euch helfen? Lehrt mich, o Meister!«
Sonja beobachtete wachsam Peths Gesicht, obwohl sie wusste, dass die Geistesstimme nicht die eines Bauchredners war. Saurebs Stimme hatte geklungen, als käme sie von dem verdichteten Rauch über seinem Körper, und der Rauch hatte während der Rede pulsiert und gewirbelt, als wäre er verzaubert und ihm die Fähigkeit gegeben, sich verständlich auszudrücken.
Und wieder erklang Saurebs Stimme:
»Es geht mir gut, nur suche ich meinen Körper. Ich bin nah und doch fern. Zu meinem Schutz war es erforderlich: Nehmt die Fackel, o Peth, und haltet sie dicht an meinen Körper, damit ihr Schein mich zurückleiten möge.«
Sofort riss Peth die Fackel aus der Wand und hielt sie über Saurebs sich schwach hebende und senkende Brust.
»So ist es gut, o Peth. Ich flehe Euch an, bleibt, wo Ihr seid, und haltet Wache. Ich muss nun gegen die Kräfte kämpfen, die mich zurückzuhalten versuchen. Bewacht mich gut.«
»Ich werde Euch bewachen, o Meister.«
»Ihr seid der, auf den ich gewartet habe.«
»Ja. Meister. Ich befürchtete bereits, ich käme zu spät.«
»Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen. Bewacht mich jetzt!«
Peth holte tief Atem. »Alaksix alaksa«, flüsterte er. »Alaks alaksa.«
Sonja hielt einen langen Moment den Atem an. Nicht länger klang Saurebs Stimme aus dem Rauch. Peth, der neben dem Zauberer kauerte und die Fackel dicht an seine Brust hielt, stieß einen lauten Seufzer hervor, dann holte er tief Luft, ehe er sich völlig ruhig verhielt.
Sonja wisperte: »Wird er wieder ganz werden?«
Peth schwieg.
»Peth?«
Auch jetzt antwortete er nicht.
Stumm stellte Sonja sich neben ihn. Peth rührte sich nicht. Sie strich mit der Hand an seinen offenen Augen vorbei. Weder blinzelte er, noch regte er sich im geringsten.
»Peth?«
Nichts verriet, ob er lebte oder tot war. Er ist in Trance, dachte Sonja.
Sie kehrte ans Feuer zurück und drehte den beiden Zauberern den Rücken zu. Sie war erschöpft und hatte das Gefühl, dass jeder Knochen schmerzte. Ein Blick aus der Höhle sagte ihr, dass die Nacht ruhig und windstill war. Erneut wandte sie sich dem Feuer zu und spürte, wie Müdigkeit sie zu überwältigen drohte. Fester zog sie den Umhang über die Schultern und warf hin und wieder einen Blick auf Peth.
Über ihm kauernd, mit der Fackel in der Hand, hielt er Wache über Saurebs Körper, stumm und reglos, wie versteinert.
Sonja zuckte die Schulter, kuschelte sich in ihre Decken und schlief ein.
Sie erwachte einige Zeit später, weil Peth seltsame Geräusche machte. Sie zuckte zusammen und richtete sich halb auf. Das Feuer brannte nur noch schwach, und die Fackel in Peths Hand war halb niedergebrannt. Er selbst stöhnte und zitterte am ganzen Körper, obgleich er reglos kauerte – wie in einem Sturm erstarrt …
Da sah sie noch etwas.
Doch sie musste die Augen sehr anstrengen, um den Fühler roten Dunstes zu erkennen, der in
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