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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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dass die letzten Worte, die er mit Bill wechselte, keine Lügen gewesen sein mögen.
    Ich ging so erhobenen Hauptes wie möglich die Auffahrt hinauf. Tu so, als solltest du hier sein, redete ich mir ein. Ich schaute auf das Haus, das dem Horizont gegenüber seltsam geneigt schien. Das durchhängende Dach wirkte noch schlaffer als sonst. Wäre ich der Souleater, würde ich hoffen, dass während meiner Party das Haus nicht über den Gästen zusammenbrach.
    Neben mir fuhr ein schwarzer Wagen langsam die Auffahrt hinauf, und durch die leicht getönten Scheiben sah ich im Fond eine goldene Maske in den Garten hinausschauen. Ich bezwang den Impuls, meinen Blick abzuwenden. Stattdessen nickte ich der Person im Wagen zu, die meinen Gruß erwiderte und dann geradeaus sah.
    Zwei weitere Gäste gingen vor mir her, ihre lilafarbenen Umhänge wirbelten den Staub auf dem Boden auf. Ich achtete darauf, wie schnell ich ging, denn ich wollte sie nicht einholen. Ich war mir nicht sicher, ob ich etwas sagen sollte, oder ob das diskrete Kopfnicken, mit dem ich die Person im Auto begrüßt hatte, auch bei ihnen funktionieren würde. Am besten war es, allein zu bleiben, ich wusste schließlich nicht, was mich bei diesem Anlass erwartete. War es eine spirituelle Zusammenkunft? Ein Fest? Eine Orgie? Nach der Verkleidung zu urteilen, musste es so etwas sein wie derFilm Eyes Wide Shut , also eher Letzteres. Aber ich hoffte wirklich inständig, dass ich mich da irrte.
    Als ich mich dem Haus näherte, sah ich durch die Fenster die versammelten Menschen. Drinnen schien es kein elektrisches Licht zu geben. Auch draußen vor der Veranda brannten statt Lampen nur zwei riesige Lagerfeuer und erhellten die Nacht. Im Haus selbst brannten mehr Kerzen, als man in einer gotischen Kathedrale unterbringen konnte. Ich folgte den zwei Figuren die Treppe hinauf und fragte mich, wie ich Cyrus finden sollte, da alle Gäste dieselbe Kleidung trugen.
    Ich spürte, wie mir jemand das Handgelenk festhielt, direkt unter und neben mir, ohne dass die Person viel Aufhebens darum machte. Das goldene konturlose Gesicht deutete fast unsichtbar auf den Garten, und ich folgte der Person die Treppen hinunter und um die Ecke, wo wir uns hinter einigen sterbenden Büschen verbergen konnten.
    Cyrus nahm seine Maske ab, bedeutete mir aber, dass ich meine auflassen sollte. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich hier bin. Bleib nahe bei mir.“
    „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ Mein Flüstern wurde durch die Maske unglaublich verzerrt.
    Er biss die Zähne aufeinander und schaute weg. „Bleib dicht bei mir. Ich werde alles für dich tun, was in meiner Macht steht. Versprich, dass du dasselbe für mich tun wirst.“
    Ich nickte, wollte aber nichts mehr sagen, solange die Maske mich beim Sprechen behinderte.
    „Ich hoffe, dass alles, was du planst, in Erfüllung gehen wird, bevor mich mein Vater tötet. Falls nicht, ziehst du vielleicht in Betracht … es nicht zuzulassen, dass er mich umbringt.“ In seinem Gesichtsausdruck spiegelte sich nun deutlich sein Abscheu. „Ich kann nicht glauben, dass das mir passiert, dass das mein Leben ist.“
    Ich kann auch nicht glauben, dass das meines ist. Ich sagte es nicht laut, sondern nahm seine Hand und drückte sie, dann deutete ich zurück auf das Haus. Er setzte seine Maske wieder auf und wir gingen hinein.
    Das letzte Mal, als ich mich im Farmhaus aufhielt, lag ein Leichnam verwesend auf dem Esstisch, während verschiedene dunkle Schatten bedrohlich in den Ecken lauerten. Jetzt war zwar alles hell erleuchtet, und es gab keine unmittelbar sichtbaren toten Körper, aber dennoch war die Atmosphäre Angst einflößend. Der Boden war komplett auseinandergerissen worden. Es sah aus, als hätte jemand einfach einen Vorschlaghammer genommen und damit die Wände malträtiert, soweit es ging, und alles andere einfach so liegen gelassen, auch das Treppenhaus. Zwei Stufen hingen vom oberen Stockwerk hinab wie abgetrennte Gliedmaßen. An der Decke der anderen Räume baumelten von dem rohen Mauerputz elektrische Leitungen, durch die anscheinend seit zwanzig Jahren kein Strom mehr geflossen war.
    In der Mitte des neu entstandenen Raumes war ein großer Kreis auf den Boden gemalt. Die lila gewandeten Gäste standen flüsternd außerhalb dieses Kreises in kleinen Gruppen zusammen.
    Nur eine Person befand sich innerhalb des Kreises. Es war ein großer dünner Mann, der wie alle anderen die lilafarbene Robe trug, doch wurde sein verhärmtes

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