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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Gesicht mit der Hakennase nicht durch eine Maske verdeckt. Ein dünner Schnauzbart, der ebenso glänzend schwarz war wie sein nach hinten gekämmtes Haar, zitterte auf seiner Oberlippe, während er unverständliche Dinge murmelte. Er stand vor einem Altar, der schwarz abgehängt worden war, und hob verschiedene Gegenstände hoch, um sie dann hierhin und dorthin zu drehen. Hinter dem Altar stand ein riesiger geschnitzter Holzstuhl, eigentlich ein Thron, anders konnte man ihnnicht bezeichnen. Genau darüber befand sich eine Öllampe mit einer einzigen Flamme, die von der Decke herabhing.
    „Das ist der Totenbeschwörer“, flüsterte mir Cyrus zu und nickte in die Richtung des Mannes im Kreis.
    „Wird er das Ritual leiten?“, fragte ich, bevor mir einfiel, dass es eine gute Idee gewesen wäre, meine Stimme zu verstellen. Der Totenbeschwörer hob ein Schwert in die Höhe, dessen silberne Klinge bedrohlich in dem goldenen Licht funkelte.
    „Das ist er“, bestätigte Cyrus mechanisch. „Und das ist die Klinge, die mein Herz zerteilen und mich töten wird.“
    Ich wollte ihm versichern, dass ich alles tun würde, um ihn zu retten, aber die Gefahr war zu groß, dass uns jemand zuhörte. Leichthin sagte ich: „Scheint ein wenig zu groß zu sein. Zu groß zum Töten, jedenfalls.“
    Hinter uns fiel die große Tür in genau jenem Moment zu, als die riesige Standuhr bedrohlich Mitternacht schlug.
    Cyrus tastete nach meiner Hand, die in den Falten meines weiten Ärmels versteckt war, und drückte sie fest. Die rückwärtige Tür, die zuvor am Ende des Flures gelegen hatte und nun in diesem riesigen Raum gegenüber lag, öffnete sich mit quietschenden Angeln. Herein kam Jacob Seymour. Der Souleater.
    Ich hielt die Luft an und brach dann in ein nervöses Kichern aus, das ich zu unterdrücken versuchte, was mir aber kaum gelang. Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, trug der Souleater moderne Kleidung. Ultramodern, um präzise zu sein: einen einreihigen schmalen schwarzen Anzug ohne Firlefanz, dessen Stoff leicht schimmerte, und glänzende schwarze Schuhe. Seine langen glatten weißblonden Haare reichten ihm bis über die Schultern, und ein goldener Lorbeerkranz krönte seinen Kopf.
    Ich wusste nicht, worüber ich mich mehr amüsierensollte, dass er plötzlich auf seine wallenden mittelalterlichen Kleider verzichtet hatte, ausgerechnet in der Nacht, wo sie doch am passendsten gewesen wären, oder über den Lorbeerkranz? Also biss ich mir auf die Lippe, um nicht in Lachen auszubrechen.
    Sein Erscheinen sorgte dafür, dass die Menge in Aufruhr geriet und ihm wild applaudierte. Er verbeugte sich einmal steif, dann machte er es sich auf dem großen Thron hinter dem Altar bequem. Sein Gesicht war ernst, aber ich sah den Schatten eines hinterhältigen Lächelns um seinen Mund. „Mein Gott. Er wird alle diese Leute töten“, stellte ich laut fest, während der verbliebene Rest meines Herzens vor Angst unregelmäßig schlug.
    Cyrus zog heftig an meiner Hand und legte sich den Finger dort auf die Maske, wo seine Lippen gewesen wären, um mich zur Ruhe zu ermahnen.
    Das gilt auch für dich. Dahlia lachte erfreut in meinen Gedanken auf.
    Über den Geräuschen der Festgesellschaft hörte ich von draußen ein drohendes Heulen. Der Souleater stand auf, wobei er fast gegen die Öllampe stieß – einen Augenblick lang war ich enttäuscht, dass es nicht geschah, denn ein versehentliches Feueropfer hätte zu diesem Zeitpunkt viele meiner Probleme gelöst –, während sich sein Gesicht zu einer angespannten, verhärmten Maske verzog.
    Er wusste es, wurde mir klar. Er wusste, dass sich Widerstand nicht vermeiden ließ.
    Ein weiteres Heulen sorgte dafür, dass mir die Nackenhaare zu Berge standen.
    Die Werwölfe waren gekommen.

22. KAPITEL
    Das Fest entfällt
    Alles geschah so plötzlich. Innerhalb einer Minute befanden sich auf der kleinen Lichtung Männer. Es waren viele nackte Männer, stellte Max unangenehm berührt fest, aber Kleidung störte nur, sobald man sich in einen Werwolf verwandelt hatte.
    Der Albtraum, der ihn an Umkleidekabinen von Sporthallen erinnerte, war schnell vorbei. Der Anführer hatte seinen Kopf in den Nacken geworfen und angefangen zu heulen. Max hatte diesen Typen schon auf dem Gelände des Rudels in Italien gesehen, aber nie mit ihm gesprochen, weil er wie ein hochnäsiger europäischer Prolet daherkam.
    Sein Gesicht war das Erste, was sich verwandelt hatte, seine Lippen zogen sich von seinem

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