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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kiefernwald und goldenem Sandstrand, das für Uschi und mich zur Hölle wurde.
    Schon am nächsten Tag – Klaus Blankers war nach Düsseldorf geflogen und verhandelte mit einem Stahlkonzern – rief Makler Hatjes wieder an. Man hörte an seiner Stimme, wie schwer es ihm fiel, dieses Gespräch zu führen.
    »Wir haben es, gnädige Frau«, sagte er. »Für einen sündhaften Preis.«
    »Genau dieser Ausdruck ist richtig«, sagte Margit leise. »Ist der Vertrag perfekt?«
    »Übermorgen gehen wir zum Notar. Dann erfolgt die Auflassung im Grundbuch, die Eintragung.«
    »Vergessen Sie nicht: Auf Ihren Namen!«
    »Natürlich! Ich schäme mich fast, wenn ich die Dokumente unterschreibe. Das ist Wucher!«
    Nachdenklich legte Makler Hatjes nach diesem Gespräch den Hörer wieder zurück. Er hatte etwas getan, was genau betrachtet ein Vertrauensbruch gewesen war: Er hatte, bevor er von Herrn Fürst das Haus wirklich erwarb, nach langem Zögern doch noch Klaus Blankers in der Fabrik angerufen und ihm – mit der Bitte um strengste Diskretion – den seltsamen Fall geschildert. Blankers hatte anders reagiert, als Hatjes gehofft hatte.
    »Das Haus an der Ostsee«, hatte Blankers etwas gedehnt gesagt. »Natürlich kenne ich es. Der Erwerb ist auch ganz in meinem Sinn. Ich schicke Ihnen gleich einen Boten mit einem Scheck hinüber. Bitte, sagen Sie meiner Frau noch nichts davon. Ich möchte sie damit überraschen …«
    Aber niemand sagte etwas davon. Weder Margit noch Klaus sprachen darüber, wenn sie abends am flammenden offenen Kamin saßen, über den vergangenen Tag sprachen, Arm in Arm wie ein junges Liebespaar in das Buchenholzfeuer blickten und sich auf die Nacht freuten. Auch als Blankers eine Woche später nach Prag fliegen mußte und Margit keine Lust zeigte mitzukommen, schwieg er, aber sein Blick beim Abschied auf dem Flughafen Fuhlsbüttel war ein stummes Bitten. Belüg mich nicht wieder, Margit, schrie dieser Blick. Sei ehrlich! Nun, wo wir uns völlig gefunden haben, wo kein Geheimnis unser Glück mehr belastet, soll nicht wieder eine neue Lüge Mißtrauen säen. Sag, daß du das Haus gekauft hast … du wirst dann erfahren, wer es bezahlt hat. Nur: Das erste Wort mußt du sprechen!
    Aber Margit schwieg. Sie winkte Klaus nach, bis sich der große silberne Vogel in die Luft hob und im blauen Frühlingshimmel davonschwebte.
    Wenn du zurückkommst, Klaus, dachte sie dabei, wird die letzte Erinnerung an die Vergangenheit nicht mehr sein, werden wir uns frei fühlen, so wie es sein mußte, als wir uns zu lieben begannen. Und ich weiß, daß du mir verzeihen wirst, wenn ich dir dann alles sage.
    Klaus Blankers sah bedrückt auf die kleine winkende Gestalt zurück, bis das Flugzeug sich zur Betonpiste drehte und die Motoren aufheulten zum Start.
    Ich liebe dich, dachte er. Ich glaube, du weißt gar nicht, was du für mich bedeutest und wie fürchterlich es ist zu warten, bis du Vertrauen zu mir hast –
    Mit einem schweren Herzen flog er nach Prag.
    *
    Zwei Tage später – in der Nacht gegen ein Uhr – gab es bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hellerbrode Alarm. Eine Männerstimme schrie etwas von »Brand am Strand« und hängte wieder ein.
    Die Sirene des kleinen Ostseeortes heulte, die Feuerwehrleute sprangen aus den Betten, zogen über ihre Schlafanzüge die Uniform und stülpten auf die zerzausten Haare die Helme, und zehn Minuten später klingelte und ratterte der Spritzenwagen durch den Kiefernwald, hinaus zum Strand.
    Von weitem sahen sie dann auch den Feuerschein, lodernde Flammen, die den Strand weithin erhellten und über die Kette der Männer und Frauen zuckten, die vom Meer bis zum brennenden Haus gebildet war, um die Wassereimer weiterzureichen. Es war ein sinnloser Kampf gegen die Glut, die aus dem trockenen Holz des Hauses schlug. Das Dach war schon zusammengestürzt, die Funken trieben über den Strand, und die Hitze war so stark geworden, daß die vordersten Männer nicht mehr nahe genug heran konnten, um die Eimer Wasser in das Feuer zu schleudern.
    Hier nützte auch die Feuerwehr nichts mehr. Als die Schläuche ausgelegt waren und die ersten dicken Strahlen in das flammende Haus zischten, Dampfwolken emporwirbelten und glühende Asche über die hilfreichen Nachbarn flog, standen nur noch die angesengten Außenwände und die gemauerte Wand, in der sich der Kamin befand.
    »Wie ist denn so was möglich?« sagte der Brandmeister und starrte auf die glühenden Trümmer. »Das Haus ist doch seit fast einem

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