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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Zigarette an. Er hörte, wie Margit das Haus verließ, hörte das Tappen ihrer nackten Füße über die Steine des Vorgartenweges, das Törchen quietschte, dann Stille.
    Jetzt läuft sie durch den weißen Sand. Unter dem flatternden Bademantel zittert ihr schlanker, weißer, unberührter Leib. In den goldenen Haaren spielt der warme Abendwind, und wenn sie jetzt den Bademantel abwirft, leuchtet ihr Körper im Silber des Mondscheins, sie breitet die Arme aus, ihre jungen Brüste spannen sich …
    Fred Pommer warf die Zigarette weg und riß sich das Hemd vom Körper. Von den Kiefern aus lief er ein paar Meter seitwärts, rannte dann zum Meer hinunter und warf sich in die schwachen Wellen. Aus der Dunkelheit, rechts neben sich, hörte er Plätschern und Prusten.
    Nur ein paar Meter … nur ein paar Minuten …
    »Wo sind Sie?« rief er heiser.
    »Hier! Es ist wundervoll! Herrlich! Man kommt sich wirklich wie ein Fisch vor.« Die Stimme Margits jubelte voll jugendlicher Freude. »Das war eine gute Idee von Ihnen, Fred.«
    Pommer schwieg. In langen Stößen schwamm er der hellen Stimme entgegen.
    Ein Streifen Mondschein. Darin ein Kopf. Goldene Haare. Eine weiße Schulter. Ab und zu ein Teil des Beines. Die auftauchende Wölbung des Gesäßes.
    »Margit!« sagte Pommer tonlos, als er neben ihr schwamm. »Margit … ich glaube, das ist eine Nacht, um verrückt zu werden.«
    Er spürte Grund unter den Füßen, stellte sich und griff nach dem Körper, der gerade an ihm vorbeischwamm. Er fühlte in seinen Händen die glatte, warme Haut, er fühlte Rundungen und zitternde Weichheit und zog den Körper an sich heran. Haut an Haut waren sie nun, seine Hand glitt über ihr Haar, über die Schulter, hinunter zur Brust. Sie beugte sich zurück voller Abwehr und kam ihm damit doch entgegen, ihr Mund öffnete sich …
    »Margit«, sagte er leise, »es ist sinnlos, sich zu wehren. Es muß einfach sein … wir können uns nicht weglaufen. Es ist, als haben wir nur für diese Nacht gelebt.«
    »Fred …« Ihre Stimme ertrank. Er küßte sie, und sie warf die Arme um seinen Nacken und ließ sich hochheben und an Land tragen.
    »Der Mond ist so hell«, sagte sie später im Zimmer und drückte das Gesicht in seine Achselhöhle. »Ich schäme mich …«
    Gegen drei Uhr morgens heulten wieder die Motoren vor dem kleinen Ferienhaus. Ursula und Babette wurden zurückgebracht. Während Babette noch Abschied nahm, rannte Ursula ohne ein Abschiedswort ins Haus und riß die Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer auf.
    Margit lag in ihrem Bett und schlief fest. Um ihre Lippen lag ein glückliches Lächeln. Ein träumendes Kind. Aufatmend verließ Ursula das Zimmer und horchte an der Tür zu Pommers Kammer.
    Fred Pommer schnarchte.
    »Glück gehabt«, sagte Ursula Fürst leise und ging zu den noch wartenden Wagen zurück. »Es gibt doch noch standhafte Mädchen, nicht wahr, mein lieber Vetter …?«
    *
    Fred Pommer blieb noch eine Woche, ehe er wieder zurück nach Hamburg fuhr.
    Die Nacht wiederholte sich nicht. Margit wich ihm aus. In ihren Augen lag die Gehetztheit eines angeschossenen Tieres. Wenn er sie berührte – beim Baden, beim Ballspielen am Strand, am Tisch, wenn seine Hand zufällig gegen ihre Hand stieß –, wich sie zurück, als habe sie glühendes Eisen berührt. Nie gab sie ihm Gelegenheit, allein mit ihr zu sprechen, sie klammerte sich fest an ihre Freundinnen, lief ihnen nach wie ein Hündchen und flüchtete vor jeder Gelegenheit einer Aussprache.
    Am letzten Tag vor Pommers Abreise war ein Kontakt nicht mehr zu verhindern. Babette und Ursula waren ins Dorf Hellerbrode zum Einkaufen gegangen, Margit hatte Küchendienst. So sehr sie Babette anbettelte zu tauschen – sie stieß auf ein entschiedenes Nein, denn in Hellerbrode wartete Klaus auf Babette und wollte mit ihr ein Eis essen.
    »Was hast du?« fragte Pommer, nachdem die beiden Mädchen auf ihren Rädern weggefahren waren. Er hatte Margit aus der Küche geholt und hielt sie nun mit beiden Armen umklammert. »Du läufst mir davon. Ich dachte, du liebst mich.«
    »Ja. Aber es ist sinnlos.« Margit wandte den Kopf, als er sie küssen wollte und stemmte die Fäuste gegen seine Brust. »Wir können nie heiraten.«
    »Davon hat auch keiner gesprochen, Kleines.«
    »Ich hatte mir geschworen, nur dem Mann zu gehören, den ich auch heiraten würde.«
    »Da sieht man, wie dumm diese unmodernen Schwüre sind.« Fred Pommer kraulte mit beiden Händen in Margits Haaren. »Du bist doch

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