Nacht der Versuchung
an!”, sagte sie erneut wütend.
“Oh, Sie werden noch feststellen, dass alles, was mit Scheich Xavier zu tun hat, mich sogar sehr viel angeht”, antwortete er nun überheblich.
Sein Ton ließ Mariella aufhorchen. Ungläubig blickte sie zum ihm auf. War es möglich? War dies der Liebhaber ihrer Schwester … Fleurs Vater? Und warum war diese Vorstellung mit einem so seltsam bitteren Beigeschmack verbunden? “Sie … sind der Scheich, richtig?”, sagte sie heiser.
Er nickte spöttisch.
Wortlos wandte sie sich ab und nahm Fleur behutsam aus dem Kindersitz. Liebevoll lächelnd drückte sie die Kleine an sich und küsste sie auf die Wange, bevor sie den Blick herausfordernd auf Scheich Xavier richtete. “Das ist Fleur, das Baby, das Sie nicht anerkennen und für dessen Unterhalt Sie nicht Sorge tragen wollen.”
Ein Aufleuchten in seinen Augen verriet für den Bruchteil einer Sekunde, dass sie ihn schockiert hatte. Doch er hatte sich rasch wieder im Griff. Als er einen Schritt zurückwich, wünschte Mariella sich fast, dass er sie fortschicken würde. Der Ort, die Situation … das alles war überhaupt nicht so, wie sie es erwartet und worauf sie sich eingestellt hatte. Sie fühlte sich zutiefst verunsichert.
Sosehr sie sich auch bemühte, es wollte ihr einfach nicht gelingen, sich Scheich Xavier in dem exklusiven Nachtclub vorzustellen, in dem Tanya ihn doch angeblich kennengelernt hatte. Und der Ort, diese einsame Oase, eingebettet in der schroffen Felsenschlucht, weckte die Künstlerin in ihr, die die Szenerie am liebsten sofort mit Pinsel und Farbe auf Leinwand gebannt hätte.
Was ihre persönliche Situation betraf … Nein! Dieser Mann war der Liebhaber ihrer Schwester gewesen, und er war Fleurs Vater! Plötzlich war die Angst wieder da, die all die Jahre wie ein dunkler Schatten über ihr geschwebt hatte. Nein, ihr sollte es nicht so ergehen wie ihrer Mutter. Niemals würde sie sich eine Schwäche für einen Mann erlauben, der ihr nur wehtun konnte. Die Neigung, sich in den falschen Mann zu verlieben, mochte erlernbar sein, aber sie war bestimmt nicht erblich!
“Sofort raus hier!”
Sie sollte verschwinden? Mit dem größten Vergnügen! Mariella zog die Fahrertür zu, ließ den Motor an, legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Doch die Räder drehten durch und wirbelten lediglich eine große Sandwolke auf, ohne dass sich der Wagen von der Stelle rührte. Scheich Xavier hämmerte draußen mit der Faust gegen die Fahrertür, und Mariella sah durch das Seitenfenster sein wütendes und ungläubiges Gesicht. Resigniert nahm sie den Fuß vom Gas und schaltete den Motor wieder aus. Wenn der Scheich wollte, dass sie verschwand, musste er ihr wohl erst einmal helfen, den Jeep freizubekommen.
In diesem Moment riss er die Tür auf. “Was, zum Teufel, haben Sie eigentlich vor?”
“Sie haben mir doch gesagt, ich soll verschwinden!”, entgegnete Mariella genauso wütend.
“Ich habe gemeint, Sie sollen aus dem Auto aussteigen, verdammt!” Ehe sie sich’s versah, beugte er sich über sie, löste ihren Sicherheitsgurt, umfasste fest ihre schmale Taille und hob sie aus dem Wagen.
Mariella hielt den Atem an. “Lassen Sie mich los”, sagte sie heiser und stieß ihn zurück. “Fassen Sie mich nicht an!” Erst als sie jetzt so vor ihm stand, wurde ihr bewusst, wie groß er war. Sie musste zu ihm aufblicken.
“Fassen Sie mich nicht an?” Scheich Xavier betrachtete sie von oben herab. “Nach allem, was ich weiß, hört man diese Worte eher selten von Ihnen.”
Außer sich vor Empörung, hob Mariella die Hand, um ihn zu ohrfeigen, aber er kam ihr zuvor und packte ihr Handgelenk so fest, dass es wehtat. “Katze!”, sagte er spöttisch. “Sollten Sie ernsthaft versuchen, Ihre Krallen an mir auszuprobieren, werden Sie es bedauern, das verspreche ich Ihnen! Aber heute Abend können Sie nirgendwohin fahren. Es ist ein schwerer Sandsturm angekündigt, der Sie auf halbem Weg in die Stadt lebendig begraben würde. Um Sie wäre es zwar nicht schade, aber dem Kind zuliebe …”
Fleur! Verzweifelt riss sich Mariella von ihm los. Auch wenn es für sie eine unerträgliche Vorstellung war, eine Nacht mit diesem gefährlichen Mann in dieser einsamen Wildnis zu bleiben, so sagte ihr die Vernunft, dass sie keine andere Wahl hatte. Der Jeep stand bereits bis zur Radnabe im Sand, und Mariella spürte den Sand schon knirschend auf der Zunge. Sie konnte das Baby nicht dieser Gefahr aussetzen. Im Innern des Wagens
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