Nacht der Versuchung
Beach-Club-Bungalow zurückfahren und versuchte, Tanya anzurufen. Doch sie erreichte nur die Mailbox ihrer Schwester.
Wenn der Prinz ihr diesen Auftrag erteilen würde, könnte sie es dank des astronomischen Honorars Tanya ermöglichen, nur noch Engagements in der Nähe von zu Hause anzunehmen. Ihr war klar, dass es ihrer Schwester sehr wichtig war, unabhängig zu sein, aber es galt schließlich auch, Fleurs Bedürfnisse zu bedenken, und außerdem … Mariella gestand sich ein, dass sie die Kleine schrecklich vermissen würde, wenn die Zeit kam, sie wieder in die Obhut ihrer Mutter zu geben. So ganz allmählich begriff sie, was ihre Entscheidung, sich nie auf eine dauerhafte Beziehung mit einem Mann einzulassen, auch bedeutete: Sie würde nie selber die Erfahrung machen, Mutter zu sein.
Schon tags darauf bat der Prinz Mariella in seinen Palast. Etwas nervös gab sie Fleur kurz nach ihrer Ankunft in die Fürsorge eines sympathischen jungen Kindermädchens und blickte immer wieder auf die Uhr, während sie darauf wartete, vorgelassen zu werden. Es war ihr doch wichtig, diesen reizvollen Auftrag zu erhalten. Außerdem hatte Fleur in der Nacht sehr unruhig geschlafen und war überhaupt sehr quengelig. Vermutlich bekam sie ihren zweiten Zahn.
„Miss Sutton, Seine Hoheit lässt bitten.“
Endlich.
„Mariella …“
„Eure Hoheit.“ Sie folgte der Aufforderung des Prinzen, der ihr mit einer Geste bedeutete, auf einem der seidenen Diwans in dem riesigen Audienzzimmer Platz zu nehmen.
Augenblicklich erschien ein Diener und reichte ihr Kaffee und köstliches Mandelgebäck.
„Es freut mich, Ihnen sagen zu dürfen, dass ich mich entschlossen habe, Ihnen den Auftrag für den Fries zu erteilen“, sagte der Prinz nun ohne Umschweife. „Je eher Sie es fertig stellen können, desto besser. Vor der offiziellen Eröffnung bleibt noch sehr viel zu tun.“
Mariella bedeckte ihre Kaffeetasse mit einer Hand, um dem eifrigen Diener zu bedeuten, dass sie nicht mehr Kaffee nachgeschenkt haben wollte. Als der Diener sich taktvoll zurückzog, sprach der Prinz weiter.
„Es gibt da jedoch noch eine Sache, die mir etwas Sorgen macht …“ Er stand auf und nahm eine Zeitung von dem niedrigen Tisch vor ihm. „Dies ist unsere auflagenstärkste Tageszeitung. Die Gesellschaftskolumne ist besonders beliebt und viel gelesen.“ Während er sprach, schlug er die Zeitung auf und schien etwas zu suchen. „Hier ist ein Artikel über unser Wohltätigkeitsfrühstück, und wie Sie sehen, ist darunter ein recht … intimes Foto von Ihnen und Scheich Xavier Al Agir abgebildet.“
Mariellas Herz pochte heftig, als sie sich das Foto ansah, das ihr der Prinz nun zeigte. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es fotografiert worden war, als sie und Xavier sich gestritten hatten. Denn es sah tatsächlich nach trauter Zwei- beziehungsweise Dreisamkeit aus, wie sie so beieinander standen. Sie blickte zu Xavier auf, dessen Blick verweilte auf ihrem halb geöffneten Mund, und Fleur auf ihrem Arm streckte lächelnd die Händchen nach Xavier aus.
Mariella schluckte betreten. Der Artikel zu dem Foto lautete:
Wer war die geheimnisvolle Unbekannte, mit der Scheich Xavier sich so angeregt unterhalten hat? Der Scheich ist für seine strengen Moralvorstellungen bekannt und scheint sein Leben seiner Rolle als Führer des Al-Agir-Stammes zu widmen. Dennoch wurde er beim Wohltätigkeitsfrühstück des Prinzen gleich zweimal in sehr vertraulicher Unterhaltung mit einem speziellen weiblichen Gast gesehen. Könnte es sein, dass der Scheich endlich doch eine Frau gefunden hat, die sein Leben teilen soll? Und wer ist das Baby, das die unbekannte junge Frau auf dem Arm trägt? In welcher Beziehung steht es zu dem Scheich?
„Wissen Sie, Miss Sutton“, fuhr der Prinz jetzt nachdrücklich fort, „anders als bei Ihnen zu Hause löst in unserem Land eine allein stehende junge Frau mit einem Kind gewisse … Spekulationen und auch Missbilligung aus. In dem Artikel wird nahe gelegt, dass man glaubt, Sie und Xavier seien Fleurs Eltern.“
„Aber Sie wissen doch, dass das nicht stimmt, Eure Hoheit“, protestierte Mariella. „Fleur ist meine Nichte.“
„Natürlich. Ich für meinen Teil akzeptiere selbstverständlich Ihre Erklärung, aber ich meine, Ihrem Ruf in der Öffentlichkeit zuliebe verlangt dieser Artikel nach einer förmlichen Reaktion. Deshalb habe ich meine Mitarbeiter angewiesen, sich mit den Leuten von der Zeitung in Verbindung zu setzen und
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