Nacht der Zaubertiere
meinen hölzernen Zähnen zerknirschen und zerfleischen.«
Amos wollte gerade auf den Boden springen und sich auf den Schratz stürzen, wollte versuchen ihn umzustoßen, die Kiste zu kippen, da hörte er einen scharfen heiseren Schrei vom Garagentor her: »Packt sie. Zerstört sie.«
Als Amos aufblickte, sah er die männliche Marionette mit dem Mädchen und dem Roboter in der Einfahrt stehen.'Die Hornisse war nirgendwo zu sehen.
Der Schratz ließ Karamel los und wandte sich an die Marionette im Smoking. Mit untertäniger Stimme flüsterte er: »Ich hab’ sie entdeckt, Rex. Hier drüben, siehst du? Siehst du? Ich hab’ sie für dich entdeckt. Ist das nicht gut, Rex? Bin ich nicht gut gewesen?«
Rex und seine Mörderbande waren zum Kampf bereit. Die gelben Augen des Roboters funkelten heller, und er knackte mit seinen bedrohlichen Eisenhänden. Die weibliche Marionette hob eine Zigarette, deren Spitze sofort feuerrot aufglühte. Rex schwang seinen Spazierstock, und an der Spitze klappte eine scharfe Klinge heraus. Das schreckliche Trio schob sich langsam in die Garage.
Rex schaute Amos direkt an und sagte: »Ihr seid am Ende. Jetzt bricht unsere Zeit an.«
»Da würd’ ich nicht so sicher sein«, antwortete Amos tapfer. Aber er dachte: Wir sind verloren. Diese Kreaturen können wir nicht so leicht loswerden wie die Hinterhofkatzen.
Gebell klang hinter ihm auf. Einen Augenblick lang dachte Amos verstört, Karamel hätte sich eine neue und laute wütende Stimme zugelegt, als er
sich aber umdrehte, sah er, daß aus dem Hinterzimmer, wo die Feuerwehrleute immer noch ahnungslos Karten spielten, ein wirklicher Hund in die Garage gesprungen war. Es war ein Dalmatiner, und er schien verstört zu sein. Er warf einen Blick auf die Zaubertiere, die sich auf die Trittbretter drückten, und da lächelte er fast, weil er spürte, daß sie freundliche Gesellen waren. Als er jedoch den Schratz wahrnahm und die anderen Spielzeugfiguren in der offenen Garagentür, da witterte er sofort, daß sie nicht viel besser waren als ein ganzes Nest voll Klapperschlangen.
»Sei ein braver Hund«, sagte Karamel, »denk an deine Mutter, sie soll stolz auf dich sein! Scheuch die bösen Kerle weg!«
Der Schratz kicherte und rollte quietschend zu dem Hund hinüber. »Weg mit dir, du blöde Töle. Einen von deiner Sorte haben wir heute nacht schon erledigt. Wenn du uns in die Quere kommst, machen wir Hackfleisch aus dir.«
Daraufhin warf sich der Dalmatiner mit einem mächtigen Satz auf den Schratz in der Kiste. Dieser erschrak, er war gewöhnt, daß alle guten Geschöpfe vor ihm zu zittern begannen und die Flucht ergriffen. Mit einem schrillen Angstschrei drehte er sich um, stieß sich ab und rollte zum offenen Tor.
Das soll uns eine Lehre sein, dachte Amos, der alles aufmerksam verfolgt hatte, vielleicht werden die bösen Spielsachen erst gefährlich, wenn man vor ihnen flieht. Und nicht, wenn man standhält.
Während der wütende Hund den Schratz durch die Halle hetzte, trat Rex vor und erhob seinen
Stock mit der blitzenden Klinge. Und der Roboter machte ein paar klirrende Schritte nach vorn und ließ seinen schartigen Unterkiefer auf- und zuklappen.
»Fleck«, rief einer der Feuerwehrleute aus dem Hinterzimmer, »was bellste denn da rum, Fleck?«
Fleck, der Dalmatiner, schlitterte über den Zementboden, bis er stand. Er zögerte, schaute flüchtig zur Tür des Hinterzimmers und warf sich dann wieder auf den Schratz, wobei er knurrte und bellte.
»Fleck!« rief der Feuerwehrmann, und jetzt klang seine Stimme näher als vorher. Er trat in die Garage, weil er wissen wollte, was seinen Hund so aufbrachte.
Die beiden Marionetten und der Roboter hatten schon gezögert, den Dalmatiner anzugreifen, und das Auftauchen des Feuerwehrmannes ließ sie vollends die Flucht ergreifen. Die bösen Spiel- zeugfiguren drehten sich um und verschwanden in den Eisschauern der Nacht, dicht gefolgt von dem Schratz und dem Hund aus der Feuerwehrstation.
Ein dunkelhaariger Feuerwehrmann mit einem Schnurrbart kam aus dem Hinterzimmer und betrat die Garage. Amos erstarrte sofort zu einem normalen ausgestopften Spielzeugtier, so leblos wie eine gekochte Rübe. Er hoffte, daß die anderen Zaubertiere es ebenso gemacht hatten. Der Feuerwehrmann polterte an ihnen vorbei, ohne auch nur im geringsten zu bemerken, was für eine sonderbare Ansammlung von Spielzeugtieren auf den Trittbrettern des Löschwagens saß. Der Mann verschwand in der Nacht und rief nach
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