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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gehabt.«
    »Dies ist eine edle Aufgabe«, sagte der Alte, »und jeder weiß, daß zu einer edlen Aufgabe Gefahren und Schwierigkeiten gehören.«
    »Und warum muß es immer Schwierigkeiten geben?« fragte Amos.
    Der Alte dachte einen Augenblick darüber nach, und dann legte er den Zeigefinger an die lange Schnauze. »Vielleicht weil sich alles, was zu leicht ist, nicht lohnt. Vielleicht weil uns eine schwere Aufgabe erst richtig herausfordert und zeigt, was in uns steckt. Wieviel Gutes und Starkes.«
    »Wieso?« fragte Amos.
    »Naja — weil uns die Gefahren und die Schwierigkeiten zeigen, daß wir nicht so leicht aufgeben dürfen. Daß wir Festigkeit, Schweiß und Geduld brauchen, wenn wir was erreichen wollen.«
    »Und wir Zaubertiere sind entschlossen und geduldig«, bemerkte Karamel, »aber keiner von uns kann schwitzen.«
    »Na, Gott sei Dank!« rief der Gestiefelte Kater. »Stell dir nur vor, in was für einem Zustand ich dann wäre, nicht nur klitschnaß und dreckig und abgerissen, sondern auch noch stinkig von Schweiß.« Er schüttelte sich.
    »Hrks«, machte Hupf.
    Amos war so beschäftigt, sich das Eis von den Stummelbeinen zu klopfen, daß er gar nicht zum Karnickel hinüberschaute. »Was hast du gesagt, Hupf?«
    »Hrks.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hrks, hrks, hrks«, hustete Hupf.
    »Hrks«, gurgelte Karamel.
    »Zweimal hrks«, sagte der Gestiefelte Kater, und selbst der Alte keuchte: »Hrks!« Da hörte Amos schließlich auf, seine Beine vom Eis zu befreien und drehte sich um, um festzustellen, weshalb sich alle so komisch benahmen.
    Offensichtlich gab es in dem Park auch einen Zoologischen Garten. Denn hinter dem hohen Zaun stand ein echter, lebendiger Elefant, der aus dem unbeleuchteten Schuppen herausgekommen sein mußte, den Amos schon vorhin wahrgenommen hatte.
    Er war nicht nur das größte Geschöpf, das Amos jemals gesehen hatte, sondern noch viel, viel größer, als er sich selbst in seinen kühnsten Träumen einen Elefanten vorgestellt hatte. Jedes seiner Ohren war so groß wie ein Armeezelt. Seine Stoßzähne waren so lang und dick wie kleine Bäume. Von Amos’ Standpunkt aus wirkte der runzlige Rüssel wie eine endlose Freitreppe, die zu seinen Mammutbrauen hinaufführte.
    Da sagte auch Amos: »Hrks.«
    »Wir sind vollkommen sicher«, sagte der Alte, »davon bin ich fest überzeugt. Ja, ja. Ganz sicher. Diese eisernen Stangen werden ihn zurückhalten.«
    »Der sieht mir so aus, als ob er sie wie nichts zerbrechen könnte«, sagte der Gestiefelte Kater.
    »Im Handumdrehen«, flüsterte Karamel.
    »Und uns dann zerstampft«, setzte Hupf hinzu. »So, wie das Elefanten machen. Platsch-quatsch, platsch-quatsch, das haben wir von Einstein gelernt.«
    Einstein aber, die Augen vor Staunen weit aufgerissen, ging langsam auf das Gitter zu: »Er denkt gar nicht daran, jemanden zerstampfen zu wollen. Er ist freundlich.«
    Amos starrte zu dem kleinen, neugierigen Auge des Riesen empor, von Runzeln umrahmt und leuchtend vor uralter Weisheit. Einstein mochte recht haben. Dies war ein freundlicher Geselle.
    Hupf aber ließ sich nicht so leicht überzeugen. »Freundlich? Wieso kannst du das wissen?«
    »Weil... Weil ich ihn mag«, erwiderte Einstein, »wir sind Brüder, er und ich. Wir teilen die lange, stolze Geschichte unserer Art.«
    Der echte Elefant wiegte sich leicht von einer Seite zur anderen und neigte sein gewaltiges Haupt, als ob er Einstein zustimmen wollte.
    »Ich bin sicher, daß er einst draußen in der freien Steppe gelebt hat«, fuhr Einstein fort, und seine Stimme bebte vor Ehrfurcht. »Unter den Sternen hat er gelebt, über die Ebenen ist er gestreift, sein Partner ihm zur Seite — ihr müßt nämlich wissen, wir wählen uns einen einzigen für das ganze Leben, und die Herde ist den beiden treu und respektvoll gefolgt. Oh, schaut ihn euch an, wie groß und gewaltig er ist, wie schön und wie edel!«
    Der riesige Rüssel des Elefanten kräuselte sich zwischen zwei Gitterstäben hindurch und rollte zum kleinen Einstein hinüber. Einstein trat vor und berührte die lebendige Rüsselspitze seines großen Vetters mit der eigenen zarten und kleinen. Sie standen ganz still da, jeder im Anblick des anderen versunken, verbunden in elefanteneinsamer Einheit.
    Jetzt hatten auch Amos und die anderen Zaubertiere keine Angst mehr, sondern scharten sich um Einstein und schauten, prickelnd vor Erregung, zu dem Zooelefanten empor.
    Karamel sagte: »Wenn ich dieses Geschöpf sehe, dann kann ich

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