Nacht der Zaubertiere
hab’ ich schon gewußt«, antwortete Amos, »aber vielleicht kann er mich verstehen. Den Feuerwehrmann scheint er ja auch irgendwie verstanden zu haben, also warum dann nicht mich. Kannst du uns zeigen, wie’s hier rausgeht, mein Junge? Hm? Kannst du uns hier raushelfen, damit wir weiterkönnen?«
Fleck starrte Amos eine Zeitlang in die Augen. Dann krabbelte er wieder unter dem Löschwagen hervor und lief quer durch die Garage. Er blieb stehen und schaute zu ihnen zurück, als ob er fragen wollte, warum sie ihm nicht folgten.
»Kommt mit«, befahl Amos, »wollen mal sehen, wohin er läuft.«
Fleck führte sie aus der Garage heraus, durch einen Flur und zur Hintertür der Feuerwache. Sie hatte eine Hundetür mit einer Klappe, die gerade groß genug für den Dalmatiner war. Er quetschte
sich hindurch, und die Zaubertiere folgten ihm auf einen eingezäunten Hof hinter der Feuerwache.
Auf dem welken Gras glitzerte der Reif. An manchen Stellen blieb der Schnee liegen, und die engen Maschen des Zaunes überzogen sich allmählich mit einer dünnen Eisschicht.
Fleck führte sie zu einem finsteren Winkel ganz hinten unter einer kahlen Eiche. Dort begann er wie besessen, die halbgefrorene Erde wegzuscharren, daß die Brocken nur so flogen, bis er einen Durchschlupf unter dem Zaun zustande gebracht hatte.
»Ich hab’ euch doch gesagt, daß er ein netter Hund ist«, sagte Karamel, »und auch schlau, sehr schlau.«
Fleck keuchte beseligt. Amos betrachtete den Dalmatiner mit Stirnrunzeln und sagte dann: »Merkwürdig, eben hatte ich das Gefühl, als ob Vater Isaak ganz in der Nähe wäre.«
Der Dalmatiner zwinkerte ihm zu und grinste noch breiter.
»Los, los«, drängte Hupf, »bevor diese gräßlichen Typen wieder auftauchen.«
Das Karnickel zwängte sich unter dem Zaun durch, und Karamel, der Alte, der Gestiefelte Kater und Einstein folgten ihm. Auf der anderen Seite des Zauns erstreckte sich ein vereister Durchgang.
Amos ging als letzter. Als er drüben war, blieb er stehen und schaute durch das Maschengitter dem Dalmatiner ein letztesmal in die Augen. Er suchte nach irgendeinem Zeichen, das ihm sein Gefühl bestätigte. Doch der Dalmatiner lachte nur
Karamel an, die sich noch einmal freundlich bei ihm bedankte.
»Besten Dank, besten Dank auch von mir«, sagte Hupf und war mit einem Satz neben Karamel. »Später, wenn ich das berühmte Komische Karnik- kel geworden bin, komm’ ich wieder hierher und bring’ dir ein oder zwei Tricks bei, dann kannst du mit mir zusammen im Fernsehen auftreten. In meiner eigenen Show.«
»Los jetzt«, befahl Amos, »ich hab’ das Gefühl, daß diese Kreaturen irgendwo in der Gegend sind und uns auflauern.«
Die Zaubertiere eilten den dunklen Gang entlang. Amos schaute ein paarmal zurück. Der Dalmatiner stand ruhig am Zaun und beobachtete sie.
Zu viele Abenteuer
Mitten in der Stadt lag ein großer Park mit vielen Bäumen und sanften Wiesen. Amos fühlte sich von dieser ruhigen Insel angezogen, und irgendwie wußte er, daß er die Zaubertiere quer über dieses offene Gelände führen mußte, um zum Spielzeugladen von Martha Miller zu kommen.
»Nicht ganz so schön wie die Steppe«, sagte Einstein beim Anblick des Parks, »aber auch ganz ordentlich.«
Immer noch fiel Schnee, mit Hagel und Regen vermischt. Eine dünne Eisschicht überzog die kahlen schwarzen Zweige der Bäume, jedes Grashälm- chen des winterbraunen Rasens war steifgefroren. Die Fußwege waren an manchen Stellen eisig und glatt, und an den eisernen schwarzen Lampen begannen Eiszapfen zu wachsen. Nachdem die Zaubertiere unaufhörlich ausgerutscht und hingefallen waren und sich gegen den heulenden Sturm vor- wärtsgekämpft hatten, ruhten sie sich in einem kleinen Pavillon aus, der am Fußweg stand. Der Wind pfiff zwar durch die Ritzen, aber vor dem Schnee waren sie einigermaßen geschützt.
Hinter dem Pavillon verlief ein sehr hoher Zaun
aus eisernen Stäben. Dahinter konnte man die Umrisse eines großen Gebäudes erkennen, fast unsichtbar in der Nacht und im Schneegestöber. Amos bemerkte es, schenkte ihm aber keine besondere Aufmerksamkeit.
Die Zaubertiere waren teilweise von Eis verkrustet. Sie begannen es wieder von sich abzulösen, wie ein Trupp kleiner pelziger Ritter, die sich von ihrer Rüstung befreiten. Hupf sagte: »Ich kann wirklich nicht kapieren, warum der neue Spielzeugmacher nicht ein bißchen dichter neben Vater Isaak wohnen kann. Da hätten wir’s sehr viel bequemer
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