Nacht der Zaubertiere
Zack der Dieb gewesen sein konnte und daß er sich das Geld im Koffer unrechtmäßig angeeignet hatte. So würde er die nächsten Wochen oder Monate wieder im Untersuchungsgefängnis verbringen, ohne Hoffnung, gegen Bürgschaft entlassen zu werden, und nach Ablauf dieser Zeit würde er vor Gericht gestellt, verurteilt und wieder in die Zelle gebracht werden.
Er seufzte und sagte: »Ich hätte wirklich zu gerne kleine, gemeine Spielsachen gemacht. Daran hätte ich wirklich Spaß gehabt!«
Die neue Spielzeugmacherin
Über den schweren Eichentüren stand in bunten Glasbuchstaben das Wort »Wunderland«, denn so hieß Martha Millers Spielzeugladen. Dasselbe Wort war auf die große Schaufensterscheibe rechts neben der Eingangstür gemalt.
Der Gestiefelte Kater, Hupf und der Alte saßen immer noch auf Viktors Schultern und Nacken, Karamel und Einstein klemmten unter seinen Armen, während er Amos’ zerfetzten Körper behutsam in der Hand hielt. So stand Viktor vor der Tür und läutete.
Im Laden und in der Wohnung darüber brannte kein Licht. Es war auch schon spät, drei Uhr morgens. Martha Miller, die hier seit dem Tode ihres Mannes vor einigen Jahren allein lebte, schlief sicher fest.
Viktor hatte Angst, daß sie die Glocke gar nicht hörte. Er klingelte noch einmal und ein drittes Mal.
»Zeigt Amos eine Spur von Leben?« flüsterte Hupf.
»Nein«, antwortete Viktor.
Einstein sagte betrübt: »Alter, du kennst die Geschichte der Zaubertiere und der Spielzeugzauberer, die sie seit Jahren gemacht haben. Sag uns jetzt, worüber wir immer schon nachgedacht haben. Was geschieht mit einem Zaubertier, wenn das Leben seinen Körper verläßt? Was geschieht mit seinem Geist? Was ist mit der Seele von Amos geschehen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete der Alte, der sich jetzt nicht mehr an Viktors Haaren festhielt, sondern an seinen Ohren. »Das ist das einzige, was mir Vater Isaak nicht verraten hat. Ich weiß über alles Bescheid, aber ich weiß nicht, was am Ende mit uns geschieht.«
Viktor drückte noch einmal auf den Klingelknopf, und da ging im Stockwerk über dem Laden das Licht an.
»Amos war ein braver Bär, ein tapferer Bär«, sagte der Gestiefelte Kater.
»Ein sehr guter Bär«, sagte der Alte, »einen besseren find’ man nicht.«
Im Fenster über der Eingangstür tauchte das Gesicht einer Frau auf. Viktor trat von der Tür zurück und winkte Martha Miller zu. Er hoffte, daß sie ihn wiedererkannte, obgleich sie sich immer nur flüchtig begegnet waren. Hupf und der Alte und der Gestiefelte Kater winkten ebenfalls, Karamel wedelte schwach mit dem Schwanz und Einstein mit seinem Rüsselstumpf.
Mrs. Miller starrte einen Augenblick lang zu ihnen hinunter, dann wandte sie sich schnell um.
»Jetzt kommt sie«, sagte Viktor, »gleich wird sie hier unten sein, und dann kommen wir aus diesem gräßlichen Wetter raus.«
Martha Miller stand im Hinterzimmer des Ladens an ihrem Arbeitstisch, wo sie jeden Tag die vielen Spielsachen wieder heilmachte, die die Kinder in ihre Puppenklinik brachten.
Viktor Liebmann stand neben ihr. Der leere Bär lag mitten auf der Arbeitsfläche, und die fünf lebendigen Zaubertiere hatten sich kummervoll um ihren dahingegangenen Freund geschart.
Sie hatten alles berichtet, was geschehen war, und der Alte hatte erklärt, daß sie, Martha Miller, zum nächsten Spielzeugzauberer erwählt worden wäre.
»Wenn Sie die Aufgabe übernehmen«, fuhr der Alte fort, »dann wird die Kraft, die Vater Isaak beseelte, auf Sie übergehen, und Sie werden selbst Zaubertiere hersteilen, um Kindern zu helfen.«
Martha Miller rannen die Tränen über die Wangen. Sie hatte Amos, den Bären, nicht gekannt, aber sein Tod betrübte sie trotzdem. Sie weinte jedoch nicht über ihn. Sie weinte, weil sie ihr ganzes Leben lang Kinder geliebt und sich immer eigene gewünscht hatte. Ihr Mann war kurz nach der Hochzeit krank geworden und gestorben, und deshalb hatte sie nie selbst Kinder gehabt. Sie war noch jung, aber manchmal war ihr das Leben einsam vorgekommen, weil sie sich nach einer Familie sehnte. Nun schien das Ende ihrer Einsamkeit gekommen zu sein. Sie würde immer die Gesellschaft der Zaubertiere haben, und das Bewußtsein, daß sie mit ihren Geschöpfen Hunderten von Kindern helfen konnte, tröstete sie.
»O ja«, sagte sie, »ich will die Aufgabe übernehmen. Ich bin einverstanden, die neue Spielzeugmacherin zu werden, und ich verspreche, mein Bestes zu tun.«
»Das hab’
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