Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
aber vollkommen unabhängig. Es hieß, dass das, was sie am meisten begehrten, die Freiheit war. „ Man kann eine Walküre, die frei sein will, nicht halten“ , hatte ihm sein eigener Vater erzählt. Und jetzt wollte Lachlain genau das versuchen.
Er würde versuchen, sie bei sich zu behalten, selbst wenn sie „außer sich vor Angst vor ihm“ sein musste. Dabei wusste ihre Familie noch nicht einmal, dass er sie angegriffen hatte. Sie verdächtigten ihn lediglich, sie auf eine Art berührt zu haben, auf die sie noch nie zuvor berührt worden war.
Das hatte er getan. Und unter dem Einfluss des Mondes würde er es wieder tun. Wie bei allen Lykae, die eine Gefährtin hatten, würde sein Verlangen zu groß und seine Selbstbeherrschung zu schwach sein. Seit er denken konnte, verließen in der Nacht des Vollmonds sowie in der vorherigen und der folgenden alle die Burg, wenn ein König mit seiner Königin in Kinevane residierte, damit sich das Paar dem Einfluss des Himmelskörpers ohne jede Hemmung hingeben konnte.
Wenn sie doch bloß dasselbe Verlangen und dieselbe Aggression fühlen könnte, dann würde sein Verhalten sie nicht so erschrecken. Er gelobte, dass er sie zu ihrer eigenen Sicherheit wegsperren würde, obwohl er doch wusste, dass nichts und niemand ihn daran hindern könnte, zu ihr zu gelangen. Es wäre um so vieles einfacher, wenn seine Gefährtin zum Clan gehören würde.
Aber dann hätte er Emma nich t …
Kurz vor Sonnenuntergang klopften zwei Zimmermädchen an, um Emmas neue Kleidungsstücke auszupacken und einzuräumen. „Nehmt euch in Acht mit ihren Sachen“, warnte er sie, als er sich von seinem Platz an ihrem Bett erhob. „Und fasst sie nicht an.“ Sie starrten ihn mit großen Augen an, aber er bahnte sich ohne weitere Erklärungen einfach nur einen Weg durch die geschlossenen Vorhänge auf den Balkon. Er sah zur untergehenden Sonne hinaus und blickte auf das Land, die Berge und den Wald, von dem er hoffte, sie werde ihn lieben lernen.
Als die Sonne versunken war, kehrte er ins Zimmer zurück. Mit düsterer Miene registrierte er, dass die beiden Frauen flüsternd an Emmas Bett standen und sie neugierig musterten. Aber er wusste, dass sie es nicht wagen würden, sie anzurühren. Sie waren junge Lykae, die vermutlich noch nie einen Vampir zu Gesicht bekommen hatten.
Er wollte ihnen gerade befehlen zu gehen, als Emma plötzlich die Augen öffnete und sich auf diese typisch fließende Art und Weise erhob. Die Dienerinnen kreischten erschrocken auf. Emma fauchte und krabbelte ans Kopfende des Bettes, während die beiden flohen.
Lachlain hatte ja gewusst, dass es nicht einfach werden würde.
„Ganz ruhig, Emma.“ Er trat neben sie. „Ihr habt euch wohl gegenseitig einen gehörigen Schrecken eingejagt.“
Emma starrte eine Weile die Tür an, bevor sich ihr Blick auf sein Gesicht richtete. Sie wurde bleich und drehte sich weg.
„Deine Verletzungen verheilen sehr gut.“
Sie sagte nichts, sondern berührte nur mit den Fingerspitzen ihren Brustkorb.
„Wenn du noch einmal trinkst, sollten sie vollständig abheilen.“ Er setzte sich neben sie und rollte seinen Ärmel hoch, aber sie schreckte vor ihm zurück.
„Wo bin ich?“ Ihr Blick zuckte hin und her, bis er schließlich am Fußende des Mahagonibettes hängen blieb. Sie konzentrierte sich auf die komplizierten, filigran ausgeführten Schnitzereien, dann fuhr sie abrupt herum, um das Kopfende zu betrachten und die dortigen Intarsien genauer zu untersuchen. Der Raum versank immer tiefer in Dunkelheit, wurde jetzt nur noch vom Feuer erhellt, und die Symbole schienen sich mit den Schatten zu bewegen.
Die Handwerker hatten am Tag von Lachlains Geburt mit der Arbeit an diesem Bett begonnen, nicht nur für ihn, sondern für sie . Oft hatte er an genau derselben Stelle wie sie jetzt gelegen, die Schnitzereien fasziniert betrachtet und versucht sich vorzustellen, wie seine Gefährtin sein würde.
„Du befindest dich in Kinevane. Du bist in Sicherheit. Hier kann dir niemand Schaden zufügen.“
„Hast du sie alle getötet?“
„Aye.“
Sie nickte, offenbar zufrieden.
„Kannst du dir vorstellen, warum sie auf diese Weise angegriffen haben?“
„Das fragst du mich?“ Sie versuchte aufzustehen.
„Was glaubst du eigentlich, was du da tust?“, fragte er und drückte sie wieder aufs Bett.
„Ich muss zu Hause anrufen.“
„Ich habe letzte Nacht bei dir zu Hause angerufen.“
Ihre Augen weiteten sich erleichtert. „Schwörst
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