Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
noch Emma in seiner Gewalt.
Annika bemühte sich, diese ungeheure Wut abzuschütteln. Die Energieausbrüche schadeten nur der ganzen Gemeinschaft der Walküren, die sich ihre Kraft teilten. Ein Dutzend von ihnen saß gerade in diesem großen Raum versammelt. Sie schauten auf sie und erwarteten Antworten. Antworten, die ihnen eigentlich Furie geben sollte.
Regin saß wieder am Computer und durchsuchte die Datenbank des Kovens, diesmal nach diesem Lachlain.
Annika schritt ungeduldig auf und ab und ließ ihre Gedanken zu dem Tag zurückwandern, an dem Emma bei ihnen angekommen war. Draußen hatte der Schnee so hoch gelegen, dass die Fenster zur Hälfte verdunkelt waren. Nichts Ungewöhnliches in der alten Heimat. Annika hatte am Feuer gesessen, das Baby gewiegt und sich mit jeder Sekunde mehr in das Mädchen mit den goldenen Haaren und den winzigen spitzen Ohren verliebt.
„Wie sollen wir es bloß schaffen, uns um sie zu kümmern?“, hatte Lucia leise gefragt.
Regin war von ihrem Platz auf dem Kaminsims gesprungen. „Wie kannst du nur eine von ihnen zu uns bringen, nachdem sie meine ganze Art abgeschlachtet haben!“, fauchte sie.
Daniela hatte sich neben Annika gekniet, zu ihr aufgeschaut und ihr eine ihrer seltenen Berührunge n – und das eisige Brennen ihrer bleichen Han d – zukommen lassen. „Sie muss bei ihresgleichen sein. Das weiß ich nur zu gut.“
Annika hatte entschlossen den Kopf geschüttelt. „Ihre Ohren. Ein Kennzeichen des Feenvolkes. Sie gehört zu den Walküren.“
„Mit der Zeit wird sie böse werden!“ Darauf hatte Regin hartnäckig beharrt. „Verdammt noch mal, sie hat ja jetzt schon mit ihren Babyfangzähnen nach mir geschnappt. Bei Freya, sie trinkt schon Blut!“
„Unwichtig“, hatte Myst beiläufig eingeworfen. „Wir nähren uns von Elektrizität.“
Das Baby hatte Annikas langen Zopf festgehalten, wie um zu sagen, dass sie bleiben wollte. „Sie ist Helenas Kind, die ich von ganzem Herzen geliebt habe. Und in ihrem Brief bat sie mich flehentlich, Emmaline von den Vampiren fernzuhalten. Also werde ich sie aufziehen, und ich werde den Koven verlassen, wenn das euer aller Wunsch ist, aber ihr müsst begreifen: Von nun an ist sie wie meine Tochter.“ Sie erinnerte sich noch, wie traurig ihre nächsten Worte geklungen hatten. „Ich werde sie dazu anleiten, all das zu sein, was an den Walküren gut und ehrenhaft war, bevor wir uns mit der Zeit veränderten. Sie wird nie die Schrecken sehen, die wir gesehen haben. Sie soll beschützt aufwachsen.“ Daraufhin waren die anderen verstummt. Nachdenkliche Stille breitete sich aus. „Emmaline of Troy.“ Sie hatte ihre Nase an der des Babys gerieben und Emma gefragt: „Na, wo ist der beste Platz, um den süßesten kleinen Vampir der Welt zu verstecken?“
Nïx hatte entzückt gelacht. „Laissez le bon temps roule r … “
„Okay, jetzt hab ich’s“, sagte Regin. „Lachlain, König der Lykae, verschwand vor zweihundert Jahren oder so. Ich werde die Datenbank mal auf den neuesten Stand bringen, denn offensichtlich ist er wieder aufgetaucht.“ Sie scrollte nach unten. „Mutig und brutal im Kampf, und er scheint an so ziemlich jeder Schlacht beteiligt gewesen zu sein, die die Lykae je gekämpft haben. Was hatte der denn vor? Wollte sich wohl ein paar Gummipunkte verdienen. Un d … oh-oh, aufgepasst, meine Damen, dieser große Junge schreckt vor keinem schmutzigen Trick zurück. Einen Schwertkampf beendet er einfach mit Fäusten und Klauen und einen Faustkampf mit seinen Zähnen.“
„Was ist mit seiner Familie?“, erkundigte sich Annika. „Wer liegt ihm am Herzen und macht ihn erpressbar?“
„Von seiner Familie ist nicht mehr viel übrig. Verdammt. Demestriu hat sie alle umgebracht.“
Als sie kurz verstummte, um weiterzulesen, wedelte Annika ungeduldig mit den Händen, bis Regin ausrief: „Oh, die Mädels im neuseeländischen Koven haben’s faustdick hinter den Ohren! Sie schreiben hier, dass sie selbst zwar noch nicht in einen Kampf mit ihm verwickelt waren, ihn aber schon im Kampf gegen Vampire erlebt haben. Spitze Bemerkungen über seine Familie bringen ihn zur Weißglut, was ihn für einen geübten Killer zur leichten Beute werden lässt.“
Kaderin legte eines ihrer Schwerter auf ihren Schoß und ihr diamantenbesetzter Schleifstein kam endlich zur Ruhe. „Also wird er ihr etwas angetan haben, wenn er glaubte, dass sie zur Horde gehört.“
„Er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie eine Walküre
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