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Nacht des Ketzers

Nacht des Ketzers

Titel: Nacht des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weinek
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ich Esel habe sie auch noch gedruckt.“
    Giordano wurde es heiß und kalt zugleich. De la Faye? Also war das alles doch keine Taktik des Professors. Er meinte es ernst mit seinen Thesen. Er, der angesehenste Wissenschaftler der Calvinisten, übertraf in seiner Dummheit noch die von Rom manipulierten Kleingeister.
    „Was werden sie mit uns anstellen?“
    „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie dich nicht mehr so schnell loslassen, wenn du einmal in den Fängen des Konsistoriums bist.“
    „Was war das denn?“
    „Was?“ Bergeon tat, als hätte nichts gehört, dabei war der furchtbare Schrei eines Menschen, dem offensichtlich Gewalt angetan wurde, laut und deutlich zu vernehmen.
    „Hast du denn nichts gehört?“ Giordano spürte die Angst, die sich seiner bemächtigte. Noch nie war er in einer solchen Zelle gewesen, und noch nie hatte er das Schreien eines Menschen gehört, der gefoltert wurde.

Kapitel 32
    12. Juni 1598
     
    Kardinal Bellarmin betete voller Inbrunst. Manchmal schluchzte er auf. Jedes Mal, wenn er bei Folterungen anwesend gewesen war, brauchte er den Beistand Jesu und aller Heiligen ganz besonders. Es war für ihn eine der schwersten Prüfungen, nur noch übertroffen von der traurigen Pflicht, jemanden dem Scheiterhaufen zu überantworten. Er wusste, dass manche Brüder durch Selbstgeißelung über diese schweren Stunden hinwegkamen. Auch er hatte es bereits einmal versucht, war aber rasch wieder davon abgekommen. Selbstgeißelung hätte ja bedeutet, eine Schuld einzugestehen. Doch ihn traf keine Schuld. Es gab nichts zu sühnen, nichts zu bereuen. Eine unsagbare Wut packte ihn, wie jedes Mal, wenn er seine Pflicht erfüllt hatte. Eine Wut auf dieses Ketzerpack, das ihn, den Kardinal, in solche Gewissensnöte zwang.
    Nervös trat Valerio von einem Bein aufs andere. Sein runzliges Gesicht war bleicher noch als sonst.
    „Was ist mit dir?“ Der Kardinal sah kurz von seinem Schreibpult auf. „Nun rede schon!“
    „Eure Exzellenz, ich weiß nicht, wie ich ...“, stammelte der Diener und blickte dabei betreten zu Boden.
    „Raus mit der Sprache, was bedrückt dich?“ Die beiden hatten immer einen freundschaftlichen Umgang miteinander gepflegt, freilich nur, soweit es das Verhältnis eines Kardinals zu seinem ersten Kammerdiener zuließ.
    „Exzellenz, verzeiht mir, aber ich muss Euch etwas Wichtiges mitteilen.“

Kapitel 33
     
    „Ich verlange, dass dieser Giordano Bruno sofort exkommuniziert und aus der Stadt gejagt wird.“ Professor de la Faye bebte vor Zorn. Noch nie hatte es jemand gewagt, seinen Theorien zu widersprechen, und nun hatte dieser dahergelaufene Flüchtling aus Italien sogar eine Streitschrift gegen ihn verfasst.
    „So beruhigt Euch doch, verehrter Professor“, versuchte Marchese Caracciolo den aufgebrachten Gelehrten zu besänftigen.
    „Was heißt hier beruhigen? Nein, ich werde mich nicht beruhigen, ehe dieser Schuft widerrufen hat und mit Schimpf und Schande aus Genf fortgejagt ist. Nicht genug, dass ich ihn meine Vorlesung besuchen ließ, wir haben ihn auch noch in unsere Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Übrigens auf Eure ausdrückliche Empfehlung, verehrter Marchese.“ Diesen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen. „Nein, solch üblen Gesellen darf keine Gelegenheit gegeben werden, unseren Glauben und unsere Lehre zu beleidigen.“ Er sprach in der dritten Person, meinte aber ganz offensichtlich sich selbst. Beifall heischend blickte er zum Vorsitzenden des Konsistoriums.
    „Genug!“ Théodore de Bezé, der Nachfolger Calvins höchstpersönlich, schaltete sich nun ein, nachdem er den Schimpftiraden de La Fayes und den kläglichen Verteidigungsversuchen Caracciolos geduldig zugehört hatte. De Bezé war von gedrungener Gestalt, ganz anders als sein Vorgänger. Dennoch erfüllte seine Erscheinung den ganzen Saal. Seine Augen verliehen ihm ein listiges Aussehen. Ein spitzer Bart zierte sein Kinn, sein langes Haar hatte einen rötlichen Schimmer. Es ging etwas Diabolisches von ihm aus. Die übrigen Mitglieder des Konsistoriums saßen einander in aus dunklem Holz gefertigten Sitzreihen gegenüber. Der jeweils Vortragende und, wenn vonnöten, der Kontrahent, mussten in die Mitte zwischen den beiden Reihen treten. De Bezé saß auf einer Art Thron am oberen Ende des Saales, Ankläger und Richter zugleich, wenn es um die Verteidigung der von Calvin aufgestellten Gesetze ging.
    „Lasst Giordano Bruno vorführen und zu seinem Vergehen befragen. Widerruft

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