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Nacht des Ketzers

Nacht des Ketzers

Titel: Nacht des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weinek
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Atemzug wurde ihm bewusster, dass sein Spiel durchschaut, sein Traum zerplatzt und sein Schicksal besiegelt war. Massimo, dieser elende Bastard. Warum hatte er nur diesem Säufer vertraut? Langsam löste er seine Finger von der Rolle, bis sie zu Boden fiel. Eine der Wachen hob sie auf und reichte sie dem Kardinal. Massimo hatte ganze Arbeit geleistet. Die Handschrift Beccarias war meisterlich gefälscht.

Kapitel 39
     
    Guiseppe hatte großes Glück gehabt. In einer Gaststätte etwa eine Tagesreise von Genf entfernt hatte er Leute belauscht, die von einem komischen Kauz gesprochen hatten, der unterwegs nach Toulouse war, um sich um eine Professorenstelle zu bewerben. Natürlich, Professor, was sonst, hatten sie sich lustig gemacht, doch Guiseppe war sofort klar gewesen, dass es sich dabei nur um einen handeln konnte. Eines der Lästermäuler hatte ihn dann sogar noch ein gutes Stück Weges mit seinem Ochsenkarren mitgenommen, und so war er nur wenige Stunden nach Giordano in Toulouse angekommen. Dort war es ein Leichtes gewesen, ihn zu finden. Aufmerksam hatte er einige Vorlesungen verfolgt, nachdem er sich an der Universität eingeschrieben hatte, auch waren ihm die Studenten, die immer wieder tuschelten, nicht entgangen. Er ahnte, dass sie nichts Gutes im Schilde führten, und nahm sich vor, sie zu beobachten. Die anderen Studenten klopften jedes Mal heftig auf die Pulte vor sich, als Zeichen, wie gut ihnen die Vorlesung gefallen hatte. Giordano nahm die Beifallsbekundungen stolz entgegen. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt. Endlich konnte er sein Leben ganz der Wissenschaft widmen.
    Guiseppe hatte ein paar Wortfetzen der drei aufnehmen können. „Melden müssen…, unerhört…, den holen…“ Nach der Einführungsvorlesung hatte er eigentlich mit Giordano Kontakt aufnehmen, das Versteckspiel beenden wollen. Er wusste, dass es nun ohnedies keinen Sinn mehr hatte, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Auch sehnte er sich nach dem ruhigen, gefahrlosen Klosterleben. Doch die drei Kommilitonen schienen irgendetwas zu planen, und so fand er es ratsamer, erst ihnen zu folgen. Giordano würde ihm hier bestimmt nicht so schnell entwischen. Es sei denn, er schaffte es wieder einmal, in Windeseile alle Menschen um ihn herum gegen sich aufzubringen. Es wäre beileibe ja nicht das erste Mal gewesen. Eiligen Schrittes liefen die drei in Richtung der Hugenottenviertel. Seltsam, was taten sie an einer katholischen Universität? Behutsam folgte er ihnen. Die Einteilung der Viertel hatte ihm seine Zimmerwirtin bereits bei seiner Ankunft erklärt. „Nur ja nicht zu den Reformern hinüber, mein Junge“, hatte sie gesagt. „Da bist du deines Lebens nicht sicher. Nun war er bereits mittendrin. Rein äußerlich war natürlich kaum ein Unterschied zu anderen Städten zu bemerken, die er besucht hatte. Die eng beisammenstehenden Fachwerkbauten ähnelten denen in Genf. Es war längst dunkel. Ab und zu begegnete ihm ein Nachtwächter, der aber keine Notiz von ihm nahm, zu sehr war er damit beschäftigt zu kontrollieren, dass nur ja alle ihre offenen Feuer und Kerzen löschten, bevor sie zu Bett gingen. Geschickt nutzte Guiseppe Mauervorsprünge und Hauseingänge und konnte so den dreien in nur wenigen Metern Abstand folgen. Ein Uhu begrüßte die Nacht. Katzen streunten auf der Suche nach Essensresten durch die engen Gassen. Ab und zu schlug ein Hund an. Endlich kamen sie an ein Haus, in dem die drei verschwanden. Guiseppe konnte ihnen nun nicht mehr folgen. Er wartete noch etwa eine Stunde, um dann unverrichteter Dinge den Heimweg anzutreten. Sollte er Giordano warnen? Warum eigentlich? Noch war nichts Außergewöhnliches geschehen, und dass die drei Böses im Sinn hatten, konnte er nur ahnen, aber nicht beweisen. Ausgelacht würde er werden. Nein, es war zu früh. Lieber wollte er die nächsten Tage Augen und Ohren offen halten. Doch dazu sollte es nicht kommen.
     
    ***
     
    Beseelt von seinem Erfolg, eilte Giordano nach Hause. Wie gern hätte er seinen Triumph mit jemandem geteilt. Mit der Witwe Lamaré oder mit dem kleinen Mönch Guiseppe. Seltsam, dass er immer wieder an ihn denken musste. Egal. Mit irgendjemandem, der sich mit ihm freute. Als Nächstes würde er sich mit der Kirche aussöhnen. Keine Experimente mehr mir den Reformern. Seine Exkommunizierung musste aufgehoben werden, dann konnte er beruhigt seinen wissenschaftlichen Forschungen nachgehen. Er zündete eine Kerze in seinem Zimmer an, las noch ein wenig, um sich auf

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