Nacht in Angst
»Was ist das? Die rote Lampe da! Warum hat hier irgendetwas Strom?«
»Das ist die Notrufanlage für den Lift«, antwortete Beth. »Das sehe ich«, sagte Alpha mit bedrohlicher Ruhe. »Diese schlauen Burschen! Sie haben die Sprechverbindung eingeschaltet, um uns belauschen zu können. Nur zu dumm, dass ich es bemerkt habe. Jetzt wissen wir, wo sie hinwollen: in den Fahrstuhl! Ein so gutes Versteck, dass ich erst in ein paar Stunden darauf gekommen wäre. Ernie, diesmal bewachst du den Dicken. Beth und Dog, ihr haltet Wache an den Treppenhauseingängen. Ich werde allein zum Fahrstuhl gehen. Noch einmal entwischen mir die beiden nicht!«
»Justus hat aber gesagt, wir sollen sofort verschwinden!«, zischte Peter, während er Bob den Flur entlang folgte. »Seit wann tust du, was Justus sagt?«, fragte Bob spöttisch. »Seit ich mit ihm einer Meinung bin. Ich will hier raus, so schnell wie möglich! Die suchen doch bestimmt schon wieder nach uns!«
»Begreif doch, Peter: Vielleicht hat Justus unrecht und Dog holt sich den Stein nicht erst morgen oder in den nächsten Tagen, sondern er nimmt ihn schon jetzt mit. Dann stehen wir dumm da: Verbrecher entkommen, blauer Diamant weg. Nein, wir müssen den Stein mitnehmen, wenn wir abhauen. So können wir wenigstens sicher sein, dass Alpha und die anderen noch hier sind, wenn die Polizei eintrifft. Ohne das F euer des Mondes verschwinden die bestimmt nicht. Nicht nach diesen »Du bist ja witzig. Und wer kümmert sich um die Strapazen, die ich erlitten habe?«
»Nun stell dich nicht so an, Peter. Wir sind ja gleich weg. Da vorne sind die Toiletten.« Sie befanden sich im zweiten Stock im Hauptgang. Die Orientierungsschilder, die im Halbdunkel gerade noch zu erkennen waren, hatten ihnen den Weg gewiesen. Bob stieß die Tür auf und betrat den gekachelten Vorraum. »Dann machen wir uns mal auf die Suche.« Er bückte sich und begutachtete die Waschbecken, während Peter zu den Kabinen ging. Justus hatte von den Wasserkästen gesprochen. Tatsächlich ließen sich die Kunststoffdeckel leicht abnehmen. Doch Peter sah nichts darin glitzern außer dem Wasser. Er verschloss den ersten Kasten und ging zum nächsten. Es gab sechs Kabinen. In keinem der Wasserkästen war der blaue Diamant versteckt. Auch nicht darunter. Nirgendwo. »Hast du ihn?«, fragte er Bob, der gerade hereinkam. »Fehlanzeige. Und bei dir?« Peter schüttelte den Kopf. »Justus muss sich geirrt haben. Verfluchter Mist. Justus irrt sich alle hundert Jahre einmal. Muss das ausgerechnet jetzt sein?«
»Hast du auch wirklich alle Kästen genau abgetastet?«
»Abgetastet?«
»Ins Wasser gefasst, meine ich.«
»Ins Wasser? Ich fass da doch nicht rein!«
»Du hast also nur einen Blick reingeworfen? Peter, wir suchen nach einem Diamanten! Der ist im Wasser so gut wie unsichtbar. Wir hatten schon einmal einen ähnlichen Fall, erinnerst du dich? Also los, wir sehen noch mal nach.«
»Aber das hier ist ein Klo!«, protestierte Peter.
Bob verdrehte die Augen. »Meine Güte! Das ist ganz normales Bob betrat eine Kabine, hob den Deckel des Behälters ab und steckte seine Hand hinein. In der zweiten Kabine wurde er fündig. Triumphierend zog er den großen Edelstein hervor. »Habe ich doch gesagt! Das F euer des Mondes – wow! Komisch, ich habe ihn mir irgendwie … spektakulärer vorgestellt.«
»Ist ja auch dunkel hier«, bemerkte Peter knapp. »Und jetzt lass uns abhauen!«
»Na schön. Ich bin für meinen Geschmack auch lange genug in diesem Museum gewesen.« Sie verließen den stillen Ort und traten auf den Flur hinaus. »Am Ende des Ganges müsste der Eingang zum Treppenhaus liegen«, raunte Bob und setzte sich in Bewegung. Sie gingen an der großen Haupttreppe vorbei, doch dort rührte sich nichts. Wo immer Alpha nach ihnen suchen ließ, hier war niemand. Der Flur war sehr lang. Sie waren noch etwa dreißig Meter von seinem anderen Ende entfernt, als sich dort eine Tür öffnete. Auch in der Dunkelheit erkannten sie die Silhouette, die dort stand: Alpha. Er brauchte nur einen Augenblick, um sich von seiner Überraschung zu erholen, dann rannte er auf die beiden zu. »Verdammt!«, rief Peter und zog Bob in den nächstbesten Seitengang. Der Gang machte nach wenigen Schritten einen Knick – und endete in einer Sackgasse. Eine einsame Tür war der Ausweg. Sie war verschlossen. »Bob! Die Schlüssel!« Bob zerrte den Bund hervor und versuchte mit zitternden Fingern das Schloss zu öffnen. »Mach schon, mach schon,
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