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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Druck im Kopf nahm zu. Vorboten einer Migräne.
    Die Nadelstiche im Fuß zwangen ihn, aufzustehen. Dann konnte er auch zur Henke gehen. Sie hatten ihr bestimmt ein neues Zimmer zugewiesen. Es war nur ein Zimmer frei. Dort würde er es versuchen.
    Lautlos schlich er am Aufenthaltsraum vorbei, ohne auf die Gespräche der anderen Patienten zu achten. In der Mitte des Flurs lehnte Katharina Waag, eine junge Borderlinerin, an der Wand. Stocksteif und nur mit einem Nachthemd bekleidet, hielt sie ein Handtuch um den Arm gewickelt, den Blick ins Leere gerichtet. Vermutlich hatte sie sich geritzt und blutete. Ihre Beine sahen aus wie ein verkrustetes Schottenkaro. Er ignorierte sie.
    Vor Zimmer 201 blieb er stehen und horchte durch die verschlossene Tür. Nichts. Lautlos öffnete er die Tür einen Spalt und sah den Pflegeschüler Philipp. Der Schwachkopf wühlte im Kleiderschrank. Die Baggy Pants schlotterten um seinen dürren Körper. Brömme zog die Tür leise zu, nur um sie im nächsten Moment geräuschvoll wieder zu öffnen. Philipp stand jetzt mit dem Rücken zum Kleiderschrank und legte vielsagend den Zeigefinger an die Lippen.
    »Schhhhh, sie schläft.«
    »Wie, sie pennt?« Er hatte seine Stimme erhoben. Es funktionierte, die Gestalt im Bett regte sich.
    »Na toll, jetzt haben Sie sie aufgeweckt. Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
    »Hey, ich komme, um sie zu trösten. Also zieh Leine.«
    »Okay, cool, macht doch, was ihr wollt.« Schimpfend zog der Pflegeschüler die Tür hinter sich zu.
    Gabriele Henke tauchte aus den Kissen auf und Brömme rückte sich einen Stuhl ans Bett. Sie wirkte mitgenommen. Rot geweinte Augen. Ihr Kopfkissen war feucht und schwarz befleckt von ihrer Wimperntusche.
    »Hey, Gabi. Kein guter Tag, was?«
    Sie schniefte und war im Begriff zu weinen. Schnell streckte er den Arm aus und nahm ihre Hand. Er hatte kein Bedürfnis, ihre Hand zu halten, er wollte diese Nähe nicht. Aber sie brauchte das jetzt, das war ihm klar. »Ich bleib ein bisschen bei dir.«
    »Warum tut jemand so etwas?« Jetzt rollten die ersten Tränen über ihre Wangen, und sie klammerte sich an seine Hand.
    »Vielleicht hat sie es jetzt besser.«
    »Sie hat es nicht selbst getan«, schnappte sie empört.
    »Na ja …«
    »Niemals. Sie wäre zu mir gekommen.«
    Das bezweifelte er. Isabell hätte sich gerade Gabriele nicht anvertraut. Denn die hätte es nicht für sich behalten können. Eine solche Entscheidung zu treffen brauchte Mut und Ruhe. Keine aufgeregten Therapeuten und Mitpatienten, die sich Sorgen machten.
    »Jemand muss im Zimmer gewesen sein und ihr das angetan haben. Und ich … ich lag in meinem Bett und habe nichts gemerkt. Unvorstellbar.«
    »Du wärst auf alle Fälle aufgewacht, oder?«
    »Mit dem neuen Medikament? Ich hab geschlafen wie ein Stein. Komisch. Wovon bin ich aufgewacht? Nur davon, dass ich auf die Toilette musste?«
    Gute Frage. Wenn jemand im Zimmer gewesen sein sollte, musste er ja bereits weg gewesen sein, als sie aufwachte. Wovon also?
    »Vielleicht war es ein Irrtum …« Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund.
    »Was für ein Irrtum?« Warum sprangen Frauen immer von einem Gedanken zum nächsten? Eben rätselte sie, wovon sie aufgewacht war. Nun glaubte sie, der Mörder hatte sich in der Zimmertür geirrt? Wie absurd. Hoffentlich wurde sie nicht auch noch hysterisch.
    »Vielleicht war ich gemeint?« Ihre Stimme klang schrill und panisch.
    Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Warum sollte jemand ihr etwas antun wollen, wenn es Isabell war, die sterben wollte? Oder hatte das eine nichts mit dem anderen zu tun? Am besten er sprach gleich mit Doktor Ravens. Vielleicht konnte sie Gabriele beruhigen. Seine Migräne breitete sich unbarmherzig aus.
    *
    Koster schaute beeindruckt zu, wie Liebchen sich über sein zweites Schokocroissant hermachte. Er hatte eine besondere Strategie, den Teilchen zu Leibe zu rücken. Erst zog er an beiden Enden, um den Schokoladenkern freizulegen, dann lutschte er diesen genüsslich, bevor er die Reste verschlang. Dann stippte er die Krümel vom Teller. Dazu schlürfte er seinen inzwischen dritten Becher Kaffee. Die menschenleere, futuristisch anmutende und in grellen grün-gelben Farbtönen gehaltene Mensa lenkte Liebchen jedenfalls nicht von seinem Überlebenskampf ab.
    Koster zerpflückte sein Croissant und schob es missmutig auf dem Teller herum. Er gierte nach einer Zigarette, aber Rauchen war hier verboten. Er war noch nie in der Psychiatrie gewesen. Die

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