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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sich übergeben. In Ohnmacht fallen. Irgendwas in der Art. Stattdessen waren Sie ein beruhigender Einfluss. Eine echte Hilfe für mich. Danke.«
    »Nichts zu danken.« Sie lachte leise. »Ich war entsetzlich nervös.«
    »Ich auch.«
    »Nein! Ehrlich?«
    Er machte ein unsichtbares X über seinem Herzen.
    »Das hat man Ihnen aber überhaupt nicht angemerkt.«
    »Tja, aber so war es. Ich habe nicht sonderlich viel Erfahrung mit Entbindungen. Ich habe während meines Medizinstudiums ein paarmal bei Entbindungen zugesehen. Hab bei einigen assistiert, als ich Assistenzarzt im Krankenhaus war, aber immer in einem gut ausgestatteten, sterilen Kreißsaal mit anderen Ärzten und Schwestern an meiner Seite. Ich hatte das meiste dessen, was ich damals gelernt hatte, in der Zwischenzeit wieder vergessen. Es war eine unheimliche Erfahrung für mich.«
    Tiel starrte einen Moment nachdenklich ins Leere, bevor ihr Blick wieder zu Doc zurückschweifte. »Ich war nervös bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Kopf des Babys sehen konnte. Dann hat mich das Wundervolle daran überwältigt. Es war... unglaublich.« Das Wort reichte bei weitem nicht aus, um das unvergessliche Erlebnis zu beschreiben, aber sie war sich nicht sicher, ob ein einziges Wort überhaupt im Stande war, das Wunder, das sie miterlebt hatte, zu umfassen oder seine zahllosen Dimensionen zum Ausdruck zu bringen. »Wirklich, Doc. Unglaublich.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Dann blickten sie einander eine scheinbar endlos lange Weile schweigend in die Augen.
    Schließlich sagte er: »Wenn ich jemals wieder mit einem solchen Notfall konfrontiert werde und ein Kind auf die Welt holen muss...«
    »Dann wissen Sie ja, wen Sie zur Unterstützung rufen können. Partner.«
    Sie streckte ihm die Hand hin, und er ergriff sie. Aber er schüttelte sie nicht, um die Partnerschaft zu bekräftigen. Sondern er hielt ihre Hand einfach nur in seiner. Nicht so fest, dass es unangenehm war, aber fest genug, um die Berührung persönlich, fast intim zu machen.
    Bis auf den Augenblick, als sie den Gazetupfer auf seiner Schulterwunde festgeklebt hatte - und das war eine so flüchtige Berührung gewesen, dass sie eigentlich gar nicht zählte war dies das erste Mal, dass sie einander berührten. Dieser Hautkontakt war regelrecht elektrisch. Er erzeugte ein Prickeln, das in Tiel das Bedürfnis weckte, ihre Finger schnell wieder wegzuziehen. Oder Docs Hand bis in alle Ewigkeit zu halten.
    »Tun Sie mir einen Gefallen?«, fragte er sanft.
    Sie nickte stumm.
    »Ich möchte nicht vor der Kamera stehen.«
    Widerstrebend entzog sie ihm ihre Hand. »Aber Sie sind ein wesentlicher Teil der Story.«
    »Sie haben vorhin gesagt, die Story spiele bei Ihren Absichten nur eine untergeordnete Rolle.«
    »Ich habe aber auch zugegeben, dass es eine Wahnsinnsstory ist.«
    »Ich möchte nicht vor der Kamera stehen«, wiederholte Doc. »Halten Sie mich da raus.«
    »Tut mir Leid, Doc, das kann ich nicht. Sie sind bereits in das Geschehen verwickelt. Sie stecken bis zum Hals in dieser Story drin.«
    »Für uns hier drinnen, ja. Ich konnte mich gar nicht aus dieser Sache raushalten, selbst wenn ich gewollt hätte. Aber ich bin niemandem dort draußen irgendetwas schuldig, schon gar nicht Unterhaltung auf Kosten meiner Privatsphäre. Abgemacht?«
    »Ich will sehen, was ich tun kann.« Der verborgene Cassettenrecorder fühlte sich plötzlich sehr schwer in ihrer Hosentasche an. »Ich kann nicht für den Kameramann sprechen.«
    Er warf ihr einen zurückhaltenden Blick zu, der sie bat, seine Intelligenz nicht zu beleidigen. »Natürlich können Sie das. Sie haben schließlich das Sagen. Halten Sie mich da raus.« Er betonte jedes einzelne Wort, sodass sie das, was er meinte, unmöglich falsch auslegen konnte.
    Er stand auf, um erneut nach Sabra zu sehen. Als er sich von ihr entfernte, fragte Tiel sich, ob seine Komplimente und sein Händchenhalten vielleicht nur Berechnung gewesen waren, um ihre Abwehr zu untergraben, die Masche eines gut aussehenden Mannes, um sich bei ihr einzuschleimen. Hatte er, statt eine aggressive Haltung einzunehmen, ihr ganz bewusst seine weichere Seite gezeigt? Gewissermaßen nach der Methode »Besser Süßholz raspeln als Essig spucken.«
    Sie fragte sich auch, was er wohl tun würde, wenn er erfuhr, dass die Videoaufnahmen, die der Kameramann machen sollte, nicht das einzige Bildmaterial sein würden, das ihr zur Verfügung stand, wenn sie ihre Story verfasste. Doc war bereits auf Video

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