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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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verschwommen wie ein Traum darin ein Bild von Manni, der sich über sie beugt und weint.
    Â»Wir haben in Noldens Haus auch Nadas Chipspeicherkarte und Festplatte gefunden«, sagt der reale Manni an Judiths Bett.
    Â»Und was war drauf?«
    Â»Kunst und das eine oder andere Foto von Nolden und Nada zusammen.«
    Â»Nolden hat die Kamera also tatsächlich nur zum Fenster gedreht, um mögliche Zeugen seiner Tat zu identifizieren.«
    Â»Wir haben das rekonstruiert. Bergers S-Bahn muss zum Zeitpunkt des Mordes an Nada noch an der Haltestelle gestanden haben. Leer. Dann fuhr Berger zur Endhaltestelle, stellte im Triebwagen alles für die Rückfahrt um, lief schließlich an den Gleisen entlang nach vorn. Das alles dauert so zwischen fünf und fünfzehn Minuten.«
    Â»Nolden muss sehr schnell gewesen sein, wenn er es in diesem Zeitraum tatsächlich schaffte, Berger auf den Gleisen abzufangen.«
    Â»Die Spurenlage ist eindeutig, es gibt keinen Zweifel«, sagt Manni.
    Â»Er war außer sich«, ergänzt die Petrowa mit ihrer dunklen Stimme. »Und der Weg ist nicht weit.«
    Sie schweigen eine Weile, hängen ihren Gedanken nach, jeder für sich und doch miteinander verbunden.
    Â»Was ist mit Popolow?«, fragt Judith schließlich, weil sie merkt, dass das Schweigen sie müde macht.
    Mannis Gesicht verfinstert sich. »Es ist scheißeschwer. Wir brauchen eine Zeugin, die den Mut hat auszusagen.«
    Sie muss mit Cora reden, vielleicht wird Olga doch aussagen, später, wenn es ihr besser geht.
    Â»Swetlana wacht auf«, behauptet Ekaterina Petrowa.
    Manni ballt die Faust. »Das Problem ist der Pizzeriabrand. Es war nicht Nolden, und Popolow hat ein Alibi. Bleibt also wirklich nur die Mafia.«
    Â»Baldi war in Finanznot. Vielleicht hat er Swetlana von Popolow übernommen, um an Geld zu kommen. Schutzgeld für die Mafia, die dann trotzdem zuschlug.«
    Â»Vielleicht, ja, wahrscheinlich sogar. Aber es gibt keinen Beweis dafür, nur die Analyse der Brandtechnik. Und Popolow leugnet, Swetlana überhaupt zu kennen.«
    Â»Scheißkanaken«, sagt Judith. »Das hat doch diese Obdachlose dauernd gesagt. Vielleicht solltet ihr die noch mal befragen, vielleicht hat sie doch irgendwas gesehen.«
    Mannis Faust landet hart auf seinem Knie. »Ein russischer Mädchenschänder führt mich vor. Das kotzt mich so an.«
    Â»Du kriegst ihn, ganz bestimmt«, sagt Judith mit mehr Zuversicht, als sie fühlt, und dann verabschiedet sich Ekaterina Petrowa, weil sie noch Swetlana besuchen will. Die Stille, die sie zurücklässt, ist sehr intim. Sie grinsen sich an, geben sich Mühe, ihre Verlegenheit zu überspielen.
    Judith sinkt wieder in diesen halb wachen Zustand, als Manni sich verabschiedet hat, die Musik KT Tunstalls im Ohr. Eine Polizeipsychologin wird sie unterstützen, wenn es ihr körperlich besser geht, hat Manni gesagt. Niemand im KK 11 macht ihr irgendeinen Vorwurf, alle freuen sich schon auf sie. Es ist alles sehr harmonisch, sehr glücklich, wenn man so will.
    Aber sie hat getötet, ist fortan gezwungen, damit zu leben. Und auch, wenn es ihr um Alexander Nolden nicht wirklich leidtut, lastet er auf ihr. Aus. Vorbei. Nicht mehr zu ändern. Es gab keine andere Möglichkeit, sich selbst zu retten. Sie hat es nicht einmal mehr geschafft, Marlene Nolden zu sagen, dass ihr geliebter Kater lebt. Judith schließt die Augen. Als Alexander Nolden auf sie fiel, sah er genauso erstaunt aus wie sein Opfer Wolfgang Berger. Und vielleicht ist das alles, was man erwarten kann. Leben und Tod. Ein Kreis, der sich schließt.
    I’m feeling my way through the dark,
singt KT Tunstall. Ich suche nach Licht und beginne die Dunkelheit zu lieben.
    * * *
    Der Gutschein, den ihm Judith Krieger zugesteckt hat, steckt in Mannis Hosentasche, als er im Laufschritt durch die Ehrenstraße eilt. Ihr Weihnachtstombola-Hauptgewinn, ihr Fallschirmsprung, als kleines Dankeschön hat sie ihm den zum Abschied zugesteckt. Er hat protestiert, aber davon wollte sie nichts hören. Sie dürfe ja vorerst sowieso nicht springen, hat sie gesagt und dabei regelrecht fröhlich ausgesehen, fröhlicher als während seines gesamten Besuchs. Cool, denkt Manni, wirklich cool. Nach dem ganzen Scheiß ist so ein Sprung mal was Nettes. Doch erst mal hat er noch was anderes vor.
    Er erreicht das Tattoostudio pünktlich um 17 Uhr. Er ist der letzte Kunde

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