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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wollte offenbar aufstehen und zur Toilette gehen. Ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verlieren, drückte Margaret Harry auf sein Bett zurück und kletterte hinter ihm in die Koje. Als sie den Vorhang hinter sich schloß, sah sie, wie Vater aus dem Bett kroch. Ein Wunder, daß er sie nicht gesehen hatte! Gott sei Dank! Sie kniete am Fußende der Koje und sah Harry an. Er hockte mit angezogenen Beinen am anderen Ende des Bettes und starrte sie im schummerigen Dämmerlicht, das durch den Vorhang fiel, an. Er sah aus wie ein Kind, das soeben Sankt Nikolaus durch den Kamin hat rutschen sehen und es kaum fassen kann. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Margaret brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihm mit dem Zeigefinger die Lippen versiegelte.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß sie ihre Pantoffeln bei ihrem Sprung in sein Bett vor der Koje gelassen hatte.
    Die Schuhe waren mit ihren Initialen bestickt, so daß jeder sofort erkennen konnte, wem sie gehörten. Und außerdem standen sie, wie vor einer Hotelzimmertür, direkt neben Harrys Hausschuhen – ein untrügliches Zeichen dafür, daß sie bei ihm schlief.
    Es waren kaum zwei Sekunden vergangen. Margaret blickte vorsichtig hinaus und sah, wie ihr Vater die Stufenleiter vor seiner Koje hinunterkletterte und ihr den Rücken zukehrte. Sie langte durch den Vorhang. Wenn er sich jetzt umdreht, bin ich erledigt, dachte sie, tastete nach den Pantoffeln, fand sie und hob sie im gleichen Moment auf, als Vaters bloße Füße den Teppich berührten. Sie riß die Pantoffeln an sich und schloß den Vorhang. Sekundenbruchteile später drehte Vater sich um. Zu Tode erschrocken hätte sie sein müssen – aber sie fühlte nichts als freudige Erregung.
    Wie sie sich den weiteren Verlauf der Ereignis se vorgestellt hatte, wußte sie nicht zu sagen. Sie wußte nur, daß sie bei Harry sein wollte. Die Aussieht, die ganze Nacht in der eigenen Koje zu liegen und ihn sich herbeizusehnen, war unerträglich geworden. Sie hatte allerdings nicht vor, sich ihm hinzugeben. Sie hätte es ja gern getan – sehr gern sogar –, aber da gab es eine Reihe praktischer Probleme, von denen Mr. Membury, der über ihnen schlief, nicht das geringste war.
    Im gleichen Moment begriff sie jedoch, daß Harry im Gegensatz zu ihr genau wußte, was er wollte. Er beugte sich vor, legte eine Hand um ihren Kopf, zog sie zu sich hinüber und küßte sie auf den Mund. Nach kurzem Zögern ließ Margaret alle Gedanken an Widerstand fahren und überließ sich ganz ihren Empfindungen. Ihr war, als läge sie schon stundenlang mit ihm im Bett und liebte ihn – so lange hatten ihre Gedanken um dieses Thema gekreist. Aber diesmal geschah es wirklich: Sie fühlte die starke Hand in ihrem Nacken, spürte seine Lippen auf den ihren, spürte den Mann, dessen Atem sich mit ihrem mischte. Es war ein langer, zarter Kuß, behutsam und vorsichtig. Margaret bemerkte jede Einzelheit: seine Finger, die ihr Haar zerwühlten, die Rauhheit seines rasierten Kinns, seinen warmen Atem auf ihren weichen Wangen, seinen Mund, seine Zähne, die an ihren Lippen knabberten, und seine Zunge, die sich forschend zwischen ihre Lippen drängte und die ihre suchte. Sie ergab sich der unwiderstehlichen Versuchung und öffnete den Mund. Wenig später ließen sie schwer atmend voneinander ab. Harrys Blick fiel auf ihren Busen. Margaret merkte, daß ihr Bademantel offenstand und ihre Brustwarzen sich unter dem Baumwollnachthemd deutlich abzeichneten. Harry blickte wie hypnotisiert. Wie in Zeitlupe streckte er die Hand aus, streifte ihre linke Brust mit den Fingern, streichelte die empfindliche Spitze durch das feine Gewebe. Margaret seufzte leise vor Lust.
    Auf einmal war ihr jede Kleidung lästig. Geschwind schlüpfte sie aus ihrem Bademantel, griff nach dem Saum ihres Nachthemds – und zögerte. Eine warnende Stimme im Hinterkopf sagte: Danach gibt es kein Zurück mehr!, und sie dachte: Gut!, zog das Hemd über den Kopf und kniete nackt vor ihm. Sie fühlte sich verletzlich und scheu, aber ihre Erregung wurde durch die Angst nur noch verstärkt. Harry tastete ihren Körper mit den Augen ab, Verehrung und Begierde spiegelten sich in seinem Blick. Er drehte sich um, schaffte es in dem engen Raum irgendwie niederzuknien, beugte sich vor und suchte ihren Busen. Einen Augenblick lang war Margaret unsicher – was hatte er vor? Seine Lippen streiften ihre Brüste am Ansatz, erst die eine, dann die andere. Sie fühlte, wie sich seine Hand von unten um

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