Nacht über den Wassern
nicht … ich meine, du hast doch gar nicht…«, stammelte er.
Sie sagte nichts. Es gab etwas, was er für sie hätte tun können, aber sie hatte Angst, ihn darum zu bitten. Er rollte auf die Seite, so daß sie sich in der engen Koje gegenüberlagen. »In ein paar Minuten vielleicht…«, sagte er.
So lange kann ich nicht warten, dachte sie. Warum soll ich ihn nicht bitten, das gleiche für mich zu tun, was ich für ihn getan habe? Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie, traute sich aber immer noch nicht zu sagen, was sie wollte. Sie schloß die Augen und schob die Hand dicht an ihre Lenden. Ihr Mund befand sich nahe an seinem Ohr, und sie flüsterte: »Ganz sanft.« Er begriff. Seine Hand bewegte sich suchend voran. Sie war feucht, und seine Finger glitten mühelos zwischen ihre Schamlippen. Margaret legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich. Seine Finger bewegten sich in ihr.
Sie wollte schon sagen: Nicht dort, weiter oben!, als er, als könne er Gedanken lesen, seine Finger auch schon herauszog und auf ihre empfindlichste Stelle legte. Sie war im Nu ganz außer sich. Ihr Körper wurde von Wellen der Lust durchzuckt. Sie bebte wie im Krampf und grub ihre Zähne, um nicht laut aufschreien zu müssen, in Harrys Oberarm und biß zu. Er erstarrte, aber sie rieb sich an seiner Hand, und die Wellen der Lust folgten einander mit unverminderter Heftigkeit. Als die Empfindungen endlich nachließen, bewegte Harry seine Finger ein wenig, und sie wurde unmittelbar darauf von einem Orgasmus geschüttelt, der nicht weniger intensiv war als der erste. Schließlich war die Stelle zu überreizt, und Margaret schob seine Hand beiseite. Nach einer Weile rückte Harry ein wenig von ihr ab und rieb sich die Bißstelle an der Schulter.
Sie keuchte atemlos: »Das tut mir leid – tut es weh?«
»Ja, verdammt weh«, flüsterte er, und sie mußten kichern. Daß sie sich das Lachen verkneifen mußten, machte alles nur noch schlimmer. Ein oder zwei Minuten lang waren sie beide völlig hilflos vor unterdrücktem Lachen. Als sie sich endlich beruhigt hatten, sagte Harry: »Du hast einen wundervollen Körper – ganz wundervoll.«
»Du auch«, sagte sie inbrünstig.
Er glaubte ihr nicht. »Nein, nein, ich meine das ganz im Ernst«, sagte er.
»Ich auch!« Den Anblick seines steifen Gliedes, das aufrecht aus dem dichten goldenen Haar hervorragte, würde sie so schnell nicht vergessen. Sie strich mit der Hand suchend über seine Bauchdecke und entdeckte ihn schließlich – ein kleiner Schlauch über seinem Oberschenkel, weder steif noch zusammengeschrumpelt. Die Haut fühlte sich wie Seide an. Margaret fühlte das Verlangen ihn zu küssen in sich aufsteigen und war gleichzeitig schockiert über ihren Wunsch.
Statt dessen küßte sie die Bißstelle an seinem Arm.
Den Abdruck, den ihre Zähne hinterlassen hatten, konnte sie selbst im Halbdunkel noch sehen. Das würde einen schönen blauen Fleck geben! »Tut mit leid«, flüsterte sie so leise, daß er es nicht hören konnte. Bei dem Gedanken, ihm, nachdem er ihr soviel Freude bereitet hatte, eine Wunde zugefügt zu haben, wurde sie ganz traurig.
Sie küßte die Stelle noch einmal. Erschöpfung und Wollust hatten sie ermüdet. Sie fielen in einen leichten Schlummer. Das Dröhnen der Motoren verfolgte Margaret bis in den Schlaf, und es war ihr, als träumte sie vom Fliegen. Einmal hörte sie, wie jemand durch das Abteil kam und wenige Minuten später auf dem gleichen Weg zurückkehrte, aber sie war viel zu erfüllt, um über die Bedeutung der Schritte nachzudenken. Eine Zeitlang glitt das Flugzeug reibungslos dahin, und sie schlief fest ein. Sie erwachte jäh. War es bereits Tag? Waren die anderen schon aufgestanden? Würde sie vor aller Augen aus Harrys Koje steigen müssen? Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Was gibt‘s denn?« flüsterte Harry.
»Wieviel Uhr ist es?«
»Mitten in der Nacht.«
Er hatte recht. Nichts rührte sich, die Innenbeleuchtung gab ein trübes Licht, und ein Blick aus dem Fenster überzeugte sie davon, daß es draußen stockfinster war. Sie konnte sich also ungesehen davonstehlen. »Ich muß jetzt wieder in meine eigene Koje«, sagte sie aufgeregt. »Sonst entdeckt uns noch jemand.« Sie suchte fieberhaft nach ihren Pantoffeln, konnte sie aber nicht finden. Harry legte ihr die Hand auf die Schulter. »Immer mit der Ruhe«, flüsterte er. »Wir haben noch ein paar Stunden Zeit.«
»Aber ich hab‘ Angst, daß Vater…« Sie hielt
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