Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
glücklich?«
    Sie nickte.
    »Wird er immer gut zu dir sein?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Ihr redet über mich, als wäre ich gar nicht hier«, fuhr Mark dazwischen.
    Diana griff nach Marks Hand. »Wir lieben uns«, sagte sie zu Mervyn.
    »Nun denn …« Zum erstenmal erschien eine Andeutung von Spott auf seinem Gesicht, verschwand aber ebenso schnell, wie sie gekommen war. »Ja, ich glaube euch.«
    Gab er endlich nach? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Hatte vielleicht diese Witwe mit seiner Sinneswandlung zu tun? »Hat Mrs. Lenehan dir etwa aufgetragen, mit mir zu reden?« fragte Diana mißtrauisch.
    »Nein – aber sie weiß, was ich dir sagen will.«
    Mark meinte: »Also raus mit der Sprache, Lovesey.«
    Mervyn blickte verächtlich. »Immer mit der Ruhe, mein Junge – Diana ist immer noch meine Frau.«
    Mark ließ sich nicht einschüchtern. »Das können Sie sich abschminken«, sagte er. »Sie haben keinerlei Anspruch auf Diana, also versuchen Sie auch nicht, einen herbeizureden. Und nennen Sie mich gefälligst nicht Junge, Sie Opa.«
    »Schluß jetzt!« rief Diana. »Mervyn, wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es, und hör auf, dich so aufzuspielen.«
    »Schon gut, schon gut. Ich wollte nur eines sagen …« Er holte tief Luft. »Ich werde dir nicht im Wege stehen. Ich habe dich gebeten, zu mir zurückzukommen, und du hast es abgelehnt. Wenn du meinst, daß diesem Burschen gelingen wird, was ich nicht geschafft habe – nämlich dich glücklich zu machen –, dann wünsche ich euch viel Erfolg. Ich wünsch‘ euch alles Gute.« Er hielt inne und blickte von einem zum anderem »Das war‘s.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann wollte Mark etwas sagen, doch Diana war schneller. »Du verdammter Heuchler!« rief sie. In einer plötzlichen Eingebung hatte sie erkannt, was wirklich in Mervyn vorging. Die Heftigkeit ihrer Reaktion überraschte sie selbst. »Wie kannst du es nur wagen!« stieß sie hervor.
    »Was? Wieso…?« stammelte er bestürzt.
    »So ein Quatsch, du willst mir nicht im Wege stehen . Du brauchst dich gar nicht gnädig dazu herablassen, uns Glück zu wünschen, und so tun, als brächtest du ein Opfer dar. Ich kenne dich nur zu gut, Mervyn Lovesey: Du gibst etwas erst auf, wenn du es nicht mehr willst!« Sie merkte, daß alle Passagiere im Abteil interessiert zuhörten, aber das war ihr jetzt auch egal. »Ich weiß genau, was mit dir los ist. Du hast letzte Nacht diese Witwe gevögelt, oder?«
    »Nein!«
    »Nein?« Sie beobachtete ihn genau; wahrscheinlich stimmte es sogar, was er sagte. »Aber beinahe, nicht wahr?« hakte sie nach, und diesmal verriet ihr seine Miene, daß sie richtig geraten hatte. »Du hast dich in sie verknallt, und sie mag dich auch, und da hast du eben für mich keine Verwendung mehr – so sieht die Sache in Wirklichkeit aus, stimmt‘s? Gib‘s schon zu!«
    »Ich gebe überhaupt nichts zu …«
    »Weil du nicht den Mut zur Wahrheit hast. Aber ich kenne die Wahrheit, und alle Leute hier in diesem Flugzeug denken das gleiche. Ich bin enttäuscht von dir, Mervyn. Ich dachte, du hättest mehr Courage.«
    »Courage…?« Das saß.
    »Genau. Statt dessen hast du dir eine rührselige Geschichte aus den Fingern gesaugt, daß du uns nicht im Wege stehen willst. Ja, du bist weicher geworden – aber nur im Hirn! Aber ich bin nicht von vorgestern. So leicht lass‘ ich mir nichts vormachen!«
    »Schon gut, schon gut«, sagte er und hob abwehrend die Hände. »Ich habe dir ein Friedensangebot gemacht, und du hast es ausgeschlagen. Wie du willst.« Er stand auf. »Wenn man dich so hört, könnte man meinen, ich wäre mit einer Geliebten durchgebrannt.« Er ging zur Tür. »Laß mich wissen, wann die Hochzeit ist. Ich schicke dir dann einen Tortenheber.« Er ging hinaus.
    »So was!« Diana war noch immer aufgebracht. »Der hat vielleicht Nerven!« Sie ließ den Blick über die anderen Passagiere schweifen. Prinzessin Lavinia sah pikiert in eine andere Richtung, Lulu Bell grinste, Ollis Field runzelte mißbilligend die Stirn, und Frankie Gor- dino rief: »Bravo!«
    Schließlich sah sie Mark an und fragte sich, was er wohl von Mervyns Auftritt und ihrem Ausbruch hielt. Zu ihrer großen Überraschung grinste auch er über das ganze Gesicht. Es war ansteckend. Sie grinste zurück. »Was ist denn daran so lustig?« fragte sie kichernd.
    »Du warst einfach Klasse«, sagte er. »Ich bin stolz auf dich. Und ich freue mich.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil du dich zum erstenmal

Weitere Kostenlose Bücher