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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gerade ein Wasserflugzeug – und schon landen Sie neben uns. Sie können mich, Mr. Vincini und unsere Mitarbeiter über das Patrouillenboot der Marine hinwegtragen, das dieser verräterische Eddie Deakin alarmiert hat.«
    Mervyn sah Luther unverwandt an, verlor aber kein Wort.
    Der Mann im Nadelstreifenanzug rief: »Dann aber los, bevor die Kerle von der Marine ungeduldig werden und hier herumschnüffeln! Kid, du nimmst Lovesey. Seine Freundin kann hierbleiben.«
    »In Ordnung, Vincini.«
    Nancy durchschaute noch nicht ganz, worum es eigentlich ging, aber sie wußte, daß sie nicht allein zurückbleiben wollte. Wenn Mervyn in Gefahr war, wollte sie an seiner Seite sein. Aber niemand fragte sie um ihre Meinung.
    Der Mann namens Vincini gab weitere Anweisungen: »Luther, du nimmst den Kraut.«
    Warum nehmen sie Carl Hartmann mit? fragte sich Nancy. Ich dachte, es ginge um diesen Frankie Gordino – aber der war weit und breit nirgends zu sehen.
    Vincini sagte: »Joe, du kümmerst dich um die Blondine.«
    Der Kleine drückte Diana Lovesey seine Pistole auf die Brust. »Beweg dich!« befahl er. Diana rührte sich nicht vom Fleck.
    Nancys Entsetzen wuchs. Wieso entführten sie Diana? Eine schreckliche Ahnung ergriff von ihr Besitz.
    Joe stieß den Lauf seiner Pistole in Dianas weiche Brüste und setzte noch einmal nach. Vor Schmerz stöhnte sie auf.
    »Einen Moment«, sagte Mervyn.
    Alle blickten ihn an.
    »In Ordnung, ich fliege Sie hier raus, aber unter einer Bedingung.« Vincini sagte: »Halt‘s Maul und mach schon. Du stellst hier keine Bedingungen, du Scheißkerl.«
    Mervyn breitete die Arme weit aus und sagte: »Dann erschießen Sie mich bitte.«
    Nancy schrie vor Angst auf. Leute dieses Schlages schossen tatsächlich, wenn jemand sich ihnen widersetzte. Begriff Mervyn das nicht?
    Einen Augenblick herrschte Stille, dann fragte Luther: »Und unter welcher Bedingung?«
    Mervyn wies auf Diana. »Sie bleibt hier.«
    Der kleine Joe warf Mervyn einen haßerfüllten Blick zu.
    »Wir brauchen dich gar nicht, du Arschloch«, höhnte Vincini. »Da vorne hockt ein ganzer Haufen Pan-American-Piloten, die das Wasserflugzeug genauso gut fliegen können wie du.«
    »Und die gleiche Bedingung stellen werden«, entgegnete Mervyn. »Fragen Sie sie nur – falls Sie soviel Zeit haben.«
    Nancy wurde klar, daß die Gangster von dem anderen Piloten in der Goose nichts wußten. Aber das spielte ohnehin keine Rolle.
    Luther sagte zu Joe: »Laß sie hier.«
    Der Kleine lief vor Wut rot an. »Scheiße, warum…«
    »Laß sie hier!« brüllte Luther. »Ich habe dich dafür bezahlt, Hartmann zu entführen, nicht um Frauen zu vergewaltigen.«
    Vincini mischte sich ein. »Er hat recht, Joe. Du kannst dir später eine andere Fotze holen.«
    »Okay, okay«, sagte Joe.
    Diana liefen vor Erleichterung die Tränen übers Gesicht.
    Vincini sagte: »Es wird spät. Nichts wie raus hier!«
    Nancy fragte sich, ob sie Mervyn je wiedersehen würde.
    Draußen erklang eine Hupe. Der Kapitän des Bootes versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Aus dem Nebenraum ließ sich der Kerl, den sie Kid nannten, vernehmen. »Verfluchter Mist, Boß, schau mal aus dem Fenster!«
    Harry Marks hatte das Bewußtsein verloren, als der Clipper auf dem Wasser niederging. Beim ersten Aufprall fiel er mit dem Kopf zuerst über die aufgetürmten Koffer, und als er sich gerade auf Hände und Knie aufgerappelt hatte, klatschte die Maschine in die See, und er wurde gegen die vordere Wand geschleudert. Er schlug sich den Kopf an und wurde ohnmächtig.
    Als er wieder zu sich kam, hätte er nur allzugern gewußt, was passiert war.
    Er wußte, daß sie Port Washington noch nicht erreicht haben konnten: Von dem fünfstündigen Flug waren erst etwa zwei Stunden verstrichen. Es mußte sich also um eine unvorhergesehene Zwischenlandung handeln. Sie war ihm wie eine Notlandung vorgekommen.
    Er setzte sich auf und betastete seine Blessuren. Jetzt wußte er, warum Flugzeuge Sitzgurte hatten! Seine Nase blutete, sein Kopf tat höllisch weh, und er war mit blauen Flecken übersät. Gebrochen hatte er sich aber offenbar nichts. Er wischte sich die Nase mit einem Taschentuch und dachte: Noch mal Schwein gehabt!
    Da der Frachtraum keine Fenster hatte, konnte er nicht herausfinden, wo sie waren und was vor sich ging. Er saß eine Weile lang still da und horchte angestrengt. Die Motoren waren abgestellt, und lange passierte gar nichts.
    Dann hörte er einen Schuß.
    Waffen ließen auf

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