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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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jetzt verschwinden, dachte er, sind wir noch glimpflich davongekommen. Geht schon, flehte er insgeheim, so geht doch um Himmels willen endlich!
    Vincini fuhr fort: »Und nimm die Fotze mit, wenn du willst, Joe. Vielleicht ficke ich sie ja selbst – gefällt mir besser als die Dicke von dem Ingenieur.« Er stand auf.
    »Nein, nein!« schrie Diana.
    Joe öffnete ihren Sitzgurt und packte sie bei den Haaren. Diana leistete Widerstand, so gut sie konnte. Mark kam auf die Beine und versuchte, sich das Blut aus den Augen zu wischen. Eddie bekam ihn zu packen und hielt ihn zurück. »Die bringen Sie um!« sagte er und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Es wird alles gut, das verspreche ich Ihnen!« Am liebsten hätte er Mark gesagt, daß das Boot der Gangster von einem Patrouillenboot der US-Marine abgefangen würde, bevor sie Diana etwas antun konnten, aber er fürchtete, Vincini könnte es hören.
    Joe richtete seine Waffe auf Mark und sagte zu Diana: »Wenn du nicht freiwillig mitkommst, kriegt dein Freund ‚ne Kugel zwischen die Augen.«
    Diana gab ihren Widerstand auf und schluchzte nur noch leise vor sich hin.
    »Ich komme mit Ihnen, Vincini. Mein U-Boot hat es nicht geschafft«, erklärte Luther.
    »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können«, sagte Vincini. »So nahe kommt keiner an die Staaten ‚ran.«
    Vincini hatte keinen blassen Schimmer von U-Booten. Eddie konnte sich denken, warum das Boot nicht erschienen war: Der Kommandeur des U-Bootes hatte bemerkt, daß der Kanal von Steve Applebys Patrouillenboot observiert wurde… Wahrscheinlich lagen die Deutschen irgendwo in der Nähe, hörten den Funkverkehr des Bootes ab und hofften, es möge verschwinden und irgendwo anders patrouillieren.
    Luthers Entscheidung, nicht auf das U-Boot zu warten, sondern zusammen mit den Gangstern das Weite zu suchen, erfüllte Eddie mit neuer Hoffnung. Das Boot der Banditen würde Steve Appleby ins Netz gehen, und wenn Luther und Hartmann an Bord waren, konnte letzterer gerettet werden. Wenn es dabei bleibt, daß nur ein paar Platzwunden in Mark Alders Gesicht genäht werden müssen, dann haben wir allen Grund, zufrieden zu sein, dachte er.
    »Also los«, sagte Vincini. »Luther voran, dann der Kraut, dann Kid, dann ich, dann der Ingenieur – Sie will ich in der Nähe haben, bis ich aus der Kiste raus bin –, dann Joe mit der Blondine. Marsch!«
    Mark Alder versuchte, sich von Eddies Griff zu befreien. Vincini wandte sich an Ollis Field und dessen Kollegen: »Wollen Sie den Kerl festhalten, oder soll Joe ihn abknallen?« Die FBI-Männer packten Mark und hielten ihn fest.
    Eddie trottete hinter Vincini her. Die Passagiere starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an, als sie Abteil drei durchquerten und in den Speisesaal gingen.
    Als Vincini Abteil zwei betrat, zog Mr. Membury seine Waffe und sagte: »Halt!« Er zielte genau auf Vincini. »Keine Bewegung, oder ich erschieße euren Boß!«
    Eddie trat schnell einen Schritt zurück, um nicht in die Schußlinie zu geraten.
    Vincini erbleichte und sagte: »In Ordnung, Jungs, keine Bewegung.«
    Der, den sie Kid nannten, drehte sich um die eigene Achse und feuerte zweimal.
    Membury stürzte zu Boden.
    Vincini brüllte den Jungen wutentbrannt an: »Du verdammtes Arschloch, der hätte mich abknallen können!«
    »Haste seine Stimme nich‘ gehört?« erwiderte Kid. »Das war ein Engländer.«
    »Ja und, verfluchte Scheiße?«
    »Hab‘ alle Filme gesehen, die‘s gibt, und nie ist jemand von ‚nem Engländer erschossen worden.«
    Eddie kniete neben Membury. Die Kugeln waren durch die Brust gedrungen. Sein Blut hatte dieselbe Farbe wie sein Jackett. »Wer sind Sie?« fragte Eddie.
    »Scotland Yard, Sonderdezernat«, wisperte Membury. »Abkommandiert, um Hartmann zu beschützen.« Dann war der Wissenschaftler also doch nicht unbewacht gewesen, dachte Eddie. »Furchtbarer Fehler«, röchelte Membury. Seine Augen schlossen sich, und er hörte auf zu atmen.
    Eddie fluchte. Er hatte sich geschworen, die Gangster von Bord zu bringen, ohne daß es dabei Tote gab, und um ein Haar wäre es ihm auch gelungen! Aber da lag nun dieser tapfere Polizist und war tot.
    »Für nichts und wieder nichts«, sagte Eddie halblaut vor sich hin.
    Da hörte er Vincinis Stimme: »Was soll das heißen? Was reden Sie denn da für einen Scheiß?« Der Gangsterboß starrte ihn mit einer Mischung aus Mißtrauen und Feindseligkeit an. Herr im Himmel, dachte Eddie, ich habe das Gefühl, er würde mich liebend gerne

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