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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gangster schließen, und wenn sich Gangster an Bord befanden, dann waren sie wahrscheinlich hinter Frankie Gordino her. Darüber hinaus sorgten Schießereien für Verwirrung und Panik, und unter solchen Umständen konnte ihm, Harry, vielleicht sogar die Flucht gelingen.
    Er mußte sich draußen umsehen.
    Er öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    Er trat auf den Korridor hinaus und ging auf die Tür zu, die zum Flugdeck führte. Eine Weile blieb er dort stehen und lauschte angestrengt. Er hörte nichts.
    Behutsam und geräuschlos drückte er die Tür auf und schaute sich um.
    Das Flugdeck war menschenleer.
    Er trat über die hohe Schwelle und schlich auf leisen Sohlen zur Treppe. Er hörte Männerstimmen; anscheinend stritt man sich. Die Worte konnte er nicht verstehen.
    Die Luke im Cockpit stand offen. Er sah hindurch und bemerkte, daß Tageslicht in den Bug fiel. Beim näheren Hinschauen erkannte er, daß die Tür im Bug geöffnet war.
    Er erhob sich, schaute aus dem Fenster und erblickte ein Motorboot, das an der Spitze der Maschine vertäut war. An Deck stand ein Mann in Gummistiefeln und Mütze.
    Das ist vielleicht die Gelegenheit zur Flucht, schoß es ihm durch den Kopf.
    Vor ihm lag ein Motorboot, das ihn an einem einsamen Fleckchen an der Küste absetzen kmnte. Es schien nur ein Mann an Bord zu sein. Ich muß ihn nur irgendwie loswerden und das Boot an mich bringen, dachte Harry. Dann hörte er unmittelbar hinter sich einen Schritt.
    Er wirbelte herum. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    Es war Percy Oxenford.
    Der Junge stand hinter ihm in der Tür und sah ebenso entsetzt aus, wie Harry sich fühlte.
    Einen Moment später fragte Percy: »Wo haben Sie sich versteckt gehalten?«
    »Das tut nichts zur Sache«, gab Harry zurück. »Was ist denn da unten los?«
    »Mr. Luther ist ein Nazi und will Professor Hartmann nach Deutschland zurückbringen. Er hat ein paar Gangster angeheuert, die ihm dabei helfen, und ihnen dafür einen Aktenkoffer mit hunderttausend Dollar gegeben!«
    »Ich werd‘ verrückt«, sagte Harry und vergaß seinen amerikanischen Akzent.
    »Sie haben Mr. Membury umgebracht, Professor Hartmanns Leibwächter von Scotland Yard.«
    Das war er also. »Wie geht es deiner Schwester?«
    »Soweit ganz gut. Aber sie wollen Mrs. Lovesey mitnehmen, weil sie so schön ist – ich hoffe nur, daß sie Margaret nicht bemerken …«
    »Herr im Himmel, was für ein Durcheinander«, sagte Harry.
    »Ich habe mich heimlich fortgeschlichen und bin durch den Schacht neben der Damentoilette heraufgekommen.«
    »Und weshalb?«
    »Ich will mir Fields Pistole holen. Ich habe gesehen, wie Captain Baker sie konfisziert hat.« Percy öffnete die Schublade unter dem Kartentisch. Darin befand sich ein handlicher Revolver mit kurzem Lauf, genau jener Waffentyp, den man unter der Jacke eines FBI- Manns erwarten würde. »Dachte ich mir – ein Colt achtunddreißig Detective Special«, sagte Percy fachmännisch. Er nahm die Waffe an sich, öffnete sie gekonnt und ließ den Zylinder kreisen.
    Harry schüttelte den Kopf. »Davon halte ich überhaupt nichts. Du bringst dich nur in Gefahr.« Er packte den Jungen am Handgelenk, nahm ihm die Waffe ab, legte sie in die Schublade zurück und schob dieselbe zu.
    Draußen entstand auf einmal Lärm. Harry und Percy schauten aus dem Fenster und erblickten ein Wasserflugzeug, das den Clipper umkreiste. Wer in aller Welt mochte das sein? Das Flugzeug senkte sich, wasserte, ritt auf dem Kamm einer Welle und bewegte sich auf den Clipper zu.
    »Was nun?« fragte Harry. Er drehte sich um. Percy war weg, und die Schublade stand offen.
    Die Waffe war verschwunden.
    »Verdammt«, murmelte Harry.
    Er hetzte unterhalb der Navigatorenkuppel an den Frachträumen vorbei, durchquerte einen niedrigen Raum und spähte durch eine zweite Tür.
    Percy machte sich durch einen Kriechgang davon, der in Richtung
    Schwanzende der Maschine immer niedriger und enger wurde. Die Konstruktion der Maschine war hier nicht verkleidet, die Streben und Nieten waren sichtbar, und auf dem Boden liefen Kabel entlang. Es handelte sich offensichtlich um einen ungenützten Hohlraum oberhalb der hinteren Hälfte des Passagierdecks. Am Ende wurde es heller, und Harry sah, wie Percy durch ein viereckiges Loch nach unten verschwand. Er konnte sich jetzt daran erinnern, an der Wand neben der Damentoilette eine Leiter mit einer Falltür darüber gesehen zu haben.
    Es war zu spät. Percy war nicht mehr aufzuhalten.
    Margaret hatte ihm

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