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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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knurrte Frank. »Zwanzigtausend?«
    Joe zog die Mundwinkel herab, grüßte mit der flachen Hand, setzte sich wieder in seinen Wagen und fuhr zum Tal der weißen Felsen zurück.
    Ganz richtig im Kopf ist er nicht, sagte Frank zu sich selbst. Aber er kommt auch nicht umsonst hierher. – Frank nahm den Hut und lief zu seinem Wagen in der Garage. Der Motor wollte nicht gleich anspringen, gehorchte aber dann doch, und Frank fuhr hinter Joe her, der längst auf der Talstraße entschwunden war.
    Er traf King nicht zu Hause an, da dieser zu Mary hinüber gegangen war, wartete aber geduldig, bis er wiederkam.
    Die beiden setzten sich zusammen. Queenie machte sich draußen zu schaffen. Okute ritt den Dunkelbraunen aus.
    »Also was wolltest du denn, Joe?«
    »Was willst du denn nun, Frank?«
    »Doch keine zwanzigtausend. Aber daß du mir hilfst. Ein Rodeo-Platz wäre auch für dich ein Vorteil.«
    »Ich denke nicht nur immer an meine Vorteile. Aber es soll vorwärtsgehen, und wir können uns nicht verzetteln. Weder uns noch das Geld. Schaffe du das Geld oder das Material her für die Barrieren und für die Boxen. Tribünen brauchen wir hier nicht. Dann sorge ich für die Burschen, die trainieren – steer-wrestling, Kälberfangen, Broncreiten, Bullreiten. Es müssen sich doch ein paar finden lassen. Es hat mir gestern wieder einmal gereicht. Wir müssen etwas tun.«
    »Aber großartig, Joe! Und was macht dein Brunnen?«
    »Vom Hügel oben auf fünfhundert Fuß Tiefe Grundwasser gefunden. Ja, das Wasser ist auch für einen Indianer da, und es gibt nicht nur einen Gott für die weißen Männer.«
    »Glaubst du also doch etwas, Joe?«
    »Was heißt glauben? Zum Beispiel schäme ich mich nicht, zu Elk in die Kirche zu gehen, denn Elk tut auch, was er sagt. Euer Pijoti hat mein Vater mitgemacht, dann war er einmal mehr besoffen.«
    »Joe! Warst du nicht auch einer der Unsern?«
    »Mit sechzehn. Lange her. Glaubst du selbst noch daran?«
    »An den großen Tag, der für den Indianer kommen wird. Ja, daran glaube nicht nur ich. Aber was glaubst du, Joe –?«
    Joe schaute zweifelnd vor sich hin. »Ich weiß, daß ich klein bin und irgend etwas ist groß. Aber ich weiß nicht, was. Vielleicht der Teufel.«
    »Das Geheimnis, sagten unsere Väter. Sie waren bereit zu opfern, einer für den andern und jeder für sich selbst. Hast du schon einmal Okutes Narben gesehen? Er ist durch den Sonnentanz gegangen, als er jung war, so jung wie du.«
    »Ich werde auch noch durchs Feuer gehen müssen. Das ahne ich.«
     

Prärieweihnachten
     
    Schnee war gefallen, und Stonehorn hatte das Schutzdach für die Pferde mit Bretterwänden zu einem Stall vervollständigt und gegen Sturm abgedichtet. Die Pferde gingen aber durch die Türöffnung ein und aus, wie es ihnen gefiel. Das Futter erhielten sie in ihrem Unterstand. Das gesamte Gelände war jetzt von einem elektrischen Zaun umgeben, wie es bei den Ranches der Weißen allgemein üblich war. Der Brunnen funktionierte. Die Pferde erhielten ihre Tränke, und Queenie hatte Wasser für den Haushalt. Mit dem Bewässern der Wiesen konnte erst im kommenden Frühjahr begonnen werden. Was Queenie zunächst am meisten verwunderte, war das elektrische Licht. Sie brauchte nur an- und abzuschalten wie Sir Hawley und Mister Shaw und Frau Holland. An das Grelle des Lichts mußte sie sich erst gewöhnen. Die Milde und Wärme der Petroleumflamme und der Kerze waren geschwunden. Alles zeigte sich ohne Schleier und mit harten Kanten.
    Mit Hilfe eines kleinen japanischen Radios, das zwanzig Dollar gekostet hatte, plauderte, schrie, musizierte die laute städtische Welt in den stillen Präriewinter hinein. Man konnte aber auch die Stimmen fremder Länder damit hören. Drüben auf der Booth-Ranch war es sehr ruhig geworden. Isaac und seine Frau waren im Spätherbst fortgezogen; Mary wirtschaftete nun allein in dem für einen Indianerhaushalt groß erscheinenden Hause von drei Zimmern und einer Diele. Auch der Bub, Marys Neffe, war zu seinen Eltern zurückgegangen. Mary suchte nach einer tüchtigen Hilfe, aber sie hatte noch niemanden gefunden, der zu ihr paßte. Ungeachtet dessen schaffte sie sich aus ihrem Anteil am Verkaufserlös des Viehs Schweine an, und Queenie widersprach nicht, als Mary die Kaninchen zu sich herüberholte.
    Des Nachts lagen die Kings wieder im Haus auf ihrem deckenbelegten Holzgestell, aber Okute hielt im Zelt aus. Er hatte es bis zu seinem dreißigsten Jahr nicht anders gekannt, sein Körper war

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