Nacht über der Prärie
jetzt schon mit freudigen Erwartungen durch die Scheiben spähten.
Stonehorn, Queenie, Okute standen auf der Wiese vor dem Haus und empfingen mit Würde und Anstand die Gäste, die aus den Wagen quollen. Die Ankommenden lagerten sich alle wie selbstverständlich auf den Wiesen rings. Man begann nicht gleich zu essen oder zu trinken. Die drei Gastgeber verteilten sich, begrüßten und plauderten. Das Höhlenabenteuer gab Gesprächsstoff genug. Die Kinder fanden sich zusammen und spielten, einige Männer gingen zu der Koppel und bewunderten die Pferde. Nach einer Stunde etwa gab Joe Coca-Cola aus, das die Männer gierig tranken. Queenie verteilte die Haselnüsse, Paranüsse, Walnüsse und Erdnüsse an die jüngste Generation. Beim Umhergehen und Unterhalten beobachteten Stonehorn und Okute die Gäste, ihre Taschen und ihre Proviantbeutel.
Die Sonne sank, der Wind spielte mit den Gräsern. Da und dort entstieg den weiten Hosentaschen eine Flasche, die nicht mit Coca-Cola gefüllt war, und es wurde ein Schluck daraus getan. Ein paar Frauen drängten; sie wollten aufbrechen, denn sie kannten ihre Männer und Söhne. Stonehorn und Okute trafen sich wie zufällig bei einer Gruppe alter Brüder und einigen ihrer jungen Anhänger. Okute hatte seine beiden Pistolen bei sich, Stonehorn nur das Stilett. Queenie half den Frauen, die schon zusammenpackten.
»Brandy wird hier nicht getrunken, Old Goodman und Patrick! Nehmt eure Flaschen wieder mit nach Hause«, eröffnete Stonehorn das Gefecht. Er sprach ruhig, wie von einer Nebensache. Okute stand bei ihm.
»Dein Vater, der alte King, würde sich schämen, wenn er dich hören müßte. Vierzigtausend und kein Brandy! Laß dich nicht so lumpen. Schäm dich, Joe! – Das ist doch kein Brandy, was wir mitgebracht haben, Chief Joe King! Wasser ist das! Wo hast du einen Black and White?«
»Das ist Brandy, was ihr mitgebracht habt, Goodman und Patrick. Brandy ist es, und den riecht Joe King so sicher, wie er ein Stinktier riecht.«
»Sag nicht, daß unsere Flaschen Stinktiere sind!« Die Angeredeten nahmen je einen Schluck.
»Laßt das Trinken sein, Goodman und Patrick. Kommt mit ins Haus. Queenie gibt euch alten Leuten einen Braten. Das bekommt euch besser.«
Goodman hatte in stummem Protest gegen einen solchen abstinenten Vorschlag angesetzt und trank, ohne aufzuhören. Auf einmal waren noch drei weitere Flaschen da und gingen im Rund, jeder nahm ein bis zwei Schluck, aber der letzte der jungen Burschen, Alex Goodman junior, soff eine Flasche halb aus.
Okute riß dem alten Goodman die Flasche vom Mund und zerschellte sie an einem Stein, der auf der Wiese lag. Die Scherben fielen ins Gras, der Brandy versickerte. Goodman senior, der sich seines Genusses beraubt sah, sprang zornentbrannt auf. Die übrigen Trinker hielten an, um zunächst den Ablauf der kommenden Szene zu beobachten. Aber der von einer halben Flasche seiner Besinnung beraubte junge Goodman duckte sich wie ein angreifender Stier gegen Okute. »Was machst du da, du Fremder! Wer hat dich hierher gerufen, meinem Vater Goodman Brandy zu stehlen!«
»Der Hausherr Joe King hat dir gesagt, daß hier kein Brandy getrunken wird. Sei still und fahre nach Hause. Der alte King liegt im Grabe. Ihr sollt sein Andenken nicht schänden, indem ihr bei seinem Hause wieder sauft.«
Joe stand halblinks von Okute.
Goodman und sein Sohn hatten sich Okutes Rede angehört, was bei ihrem Zustand erstaunlich war.
»Zahl uns die Flasche!« verlangten sie jetzt von dem alten Indianer.
»Ich gebe euch nicht Dollars, damit ihr zur Schande eures Stammes weiter Brandy sauft. Ihr könnt Fleisch haben. Joe King gibt es euch.«
»Zahl die Flasche, die fremdes Gesicht!«
»Seid ruhig und fahrt nach Hause. Queenie gibt euch das Fleischpaket in euren Wagen.«
Der junge Goodman entriß seinem Nachbarn, dem Kriegsinvaliden Patrick Bighorn, die bereits halb geleerte Flasche und erhob sie drohend gegen Okute.
»Gib uns die Dollars, du fremd zugelaufener Hund!«
Okute blieb ruhig und gab Joe ein kurzes Zeichen, noch nicht einzugreifen. »Ihr seid betrunken«, sagte er. »Wirf die Flasche fort, junger Goodman, oder ich mache dich tanzen, wie es einem Betrunkenen ansteht!«
Der junge Bursche hatte kaum mehr die Geduld, sich die Warnung anzuhören. Bei Okutes letzten Worten sprang er an diesen heran, um ihm die Flasche über den Schädel zu schlagen, aber Okute war nicht weniger schnell zwei Schritte zurückgewichen und feuerte jetzt mit einer
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