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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nichts anderes vor sich hatte, was er angreifen konnte, warf er sich auf den Sohn.
    Stonehorn hatte auf der Wiese Bewegungsfreiheit und schlug den alten King sofort k. o. Dann brachte er ihn in das Haus herein und legte ihn auf das Bett.
    »Heute morgen wird er nichts mehr anrichten können. – Ich reite zu Mary hinüber. Vielleicht können unsere Pferde nicht nur hier, sondern auch drüben mit weiden.«
    »Ja.« Queenie hatte keine rechte Stimme.
    Als ihr Mann fortgeritten war, ging sie langsam zu dem verwilderten Friedhof hinüber und setzte sich zu dem Krummstab, an dem das Adlerfederbündel leise im Morgenwind schaukelte. Kein Name stand dabei verzeichnet.
    Um die Mittagszeit kam der Alte wieder zu sich, und Queenie aß mit ihm zusammen ein Rübengericht. Er war ganz nüchtern und fing an, Queenie von der Geschichte des Tals und der Berge gegenüber zu erzählen. Als er erkannte, wie aufmerksam sie zuhörte, nahm er die Decke von den verborgenen Gegenständen in der Ecke ab. Es kamen ein Adlerfederschmuck zutage und ein kostbar gestickter Rock. Den alten Mann kam die Lust an, sich der Schwiegertochter darin zu zeigen. Er wirkte stolz und ausdrucksvoll. Mit einem verlegenen Lächeln setzte er die Adlerfederkrone wieder ab.
    »Dein Großvater, Tashina«, sagte er, »war Ratsmann, als mein Vater Häuptling war. Von meinem Vater habe ich den Rock und die Adlerfedern. Du hast an seinem Grab gesessen, ich habe es gesehen.«
    Er legte die Decke wieder über die behüteten Kostbarkeiten. »Inya-he-yukan könnte auch ein Häuptling sein, so jung er ist. Der, nach dem ihn seine Mutter genannt hat, hat schon mit zweiundzwanzig Jahren unsere Krieger geführt… aber nun muß Joe seinen betrunkenen Vater boxen und für Mary Kälber fangen. Sie verstehen ihn alle nicht.«
    »Warum glaubst du denn, Vater, daß Stonehorn Harold getötet hat?«
    »Was? Es wäre wahrhaftig eine Schande gewesen, wenn er das nicht endlich zuwege gebracht hätte. Der Lump hat Stonehorn einen Dieb geheißen… einen Dieb! Damals haben sie den Burschen zum erstenmal ins Gefängnis geworfen, und dann ist er ein Gangster geworden.«
    Old King machte sich daran, die aus den Angeln gerissene schwere Tür wieder einzusetzen.
     
    Am Abend kam Stonehorn gutgelaunt zurück. Er lud zwei große gefüllte Wassersäcke ab; er pfiff vor sich hin, als er den Hengst auf die Wiese brachte, warf den vorsichtig lugenden Hunden Knochen hin und wickelte am Tisch in der gemeinsamen Stube ein großes Stück geröstetes Fleisch aus. »Gruß von Mary«, und er überreichte den Braten seiner Frau. Alle drei hieben ein. Nach dem Essen sangen King junior und King senior zusammen alte indianische Liebeslieder und schlugen dazu den Trommeltakt mit den Knöcheln auf der Tischplatte, die Queenie gescheuert hatte. Sie hatten beide schöne Stimmen.
    Zu Beginn dieser Nacht gab es auch im Bett noch Gelächter, nachdem der alte King eingeschlafen war.
    Vor Sonnenaufgang waren die beiden jungen Leute schon draußen am Hang, kümmerten sich um die Pferde, wuschen sich und ließen sich im Sommerwind trocknen.
    »Kennst du Doctor Eivie?« fragte Stonehorn seine Frau. »Das ist der neue Arzt.«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ein fetter, kleiner, lustiger Ball. Er hat uns beim Kälberbrennen geholfen, und er hatte eine Stoppuhr dabei. Ich habe die Zeiten gemacht.«
    »Die Rodeo-Zeiten für das Kälberfangen?«
    Stonehorn nickte.
    »Willst du dich melden?«
    »Nicht so schnell. Ich habe zu lange nicht mehr geübt. Und man müßte auch das Teilnehmergeld einzahlen können.«
    Queenie ließ sich die aufgehende Sonne auf die braune Haut scheinen. Ihr Mann packte ihren Kopf mit beiden Händen.
    »Queenie… Ich werde jetzt wenigstens fünf Tage und Nächte unterwegs sein. Eivie will mich auch noch bei anderen Herden dabeihaben. Du mußt so lange allein mit dem alten King aushalten. Oder gehst du die paar Tage lieber zu… ja… vielleicht zu Ed Crazy Eagle? Seine Frau ist im Krankenhaus angestellt, und Eivie würde mit ihr sprechen.«
    »Joe! Wir wollen in fünf Tagen mit Isaac Booth zusammen zu Chief Ed Crazy Eagle gehen, und er wird das Protokoll aufnehmen, daß der Pachtvertrag über unser Land am 31. Dezember endet. Du sollst nicht umsonst da drüben arbeiten.«
    »Gut. Aber eben darum könntest du jetzt schon…«
    »Ich will nicht. Ich bleibe hier.«
    Stonehorn war nicht einverstanden, gab jedoch nach. »Wenn es zu arg wird, sattelst du dein Pferd und reitest zum Hospital. Das übrige wird Crazy

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