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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nur das nicht… nur nicht jetzt die Polizei im Hause King.
    Unten auf der Autostraße hupte ein Jeep. Da waren sie schon. Vielleicht hatte der Zufall gespielt, vielleicht hatten die Nachbarn die Polizei aufmerksam gemacht. Der Jeep bog auf den Seitenweg ein, der zum Haus und zu dem Knäuel Betrunkener führte. Die Polizisten sprangen schon halben Wegs aus dem Wagen und ließen diesen unter Bewachung zurück.
    Dann kamen sie, die Pistolen in der Hand… zunächst zu Queenie herauf.
    »Hallo! Junge Frau! Was sind das für Männer?«
    Queenie blieb im Sattel.
    »Ich kenne sie nicht, sie sind einfach gekommen.«
    »Wo ist Stonehorn?«
    »Schon seit vier Tagen unterwegs.«
    »Aha.«
    »Nicht, was ihr denkt. Er ist beim Kälberbrennen mit Mary Booth und Doctor Eivie.«
    »Wird sich ja zeigen. Und der alte King?«
    »Mitten dazwischen… sie sind einfach gekommen und haben den Brandy mitgebracht…«
    Der eiserne Ofen flog aus dem Haus. Es ging ein zweiter Schuß los.
    »Laßt uns warten«, sagte der eine der beiden Polizisten zu seinem Kollegen. »Die machen sich selber fertig, dann nehmen wir sie alle mit.«
    Einer der Männer hatte einen andern unter sich gebracht und trommelte ihm mit der Faust in den Nacken. Der Kopf sank herunter.
    Zwei flohen zu ihren Wagen. Aber da wurden sie von der Polizei geschnappt. Durch einige Polizeigriffe wehrlos gemacht, verschwanden ihre Körper in dem Jeep.
    Das Knäuel schien sich aufzulösen. Die Kämpfenden waren erschöpft. Das hätte bei dem Tempo und der Rücksichtslosigkeit der Schlägerei auch Jüngeren geschehen können. Die Polizisten sprangen jetzt hinzu, und es gelang ihnen mit überraschender Schnelligkeit, den beiden letzten Aufsässigen Handschellen anzulegen und die Widerstrebenden ebenfalls zum Jeep zu schaffen. Nur einer war nun noch am Kampfplatz.
    Queenie hatte ihn erkannt. Sie stieg ab und ging langsam zu ihm hin. Der alte King lag ausgestreckt im Grase. Sie kniete sich zu ihm nieder. Ein Polizist kam mit einem Eimer Wasser und goß es dem scheinbar Bewußtlosen über den Kopf.
    Old King öffnete die Augen mit Mühe, schaute Queenie erstaunt an und schien sie endlich zu erkennen.
    »Kind…«, er lallte, aber nicht mehr aus Trunkenheit. »Mit mir… ist es… aus.« Er griff nach der Brust. Queenie erkannte den Einschuß. »Grüß… noch Joe… Inya… Inya…«
    Der Sterbende wandte mit einer für ihn beinahe übermenschlichen Anstrengung noch einmal den Kopf zu dem Polizisten hin, der auf der anderen Seite stand. »Und… es ist keiner schuld… keiner… die Büchse… war nicht… richtig gesichert… ein Zufall. Hört ihr… es ist keiner… schuld… wenn der alte… Chief… jetzt stirbt. Komm einmal an mein Grab… Tashina…«
    Die Augen des alten Mannes brachen. Queenie drückte ihm die Lider zu.
    Der Polizist, der daneben stand, machte sich ein paar Notizen. Es war der kleine, der während des Verhörs die Pistole auf Stonehorn gerichtet hatte.
    »Macht Euch keine Gedanken, Queenie King«, sagte er jetzt mit seiner etwas hellen Stimme. »Der Alte ist tot, es ist alles protokolliert, und Ihr könnt ihn begraben. Die anderen nehmen wir mit, und von denen wollen wir mal rauskriegen, wer den Brandy auf die Reservation schmuggelt. Ich hoffe, daß Euer Mann damit nichts zu tun hat.«
    »Er trinkt diese Pferdesch… überhaupt nicht«, fuhr es Queenie in ihrer übermäßigen Erregung heraus. »Er wollte auch den Vater immer davon abhalten.«
    »So, so, es ist also öfter hier getrunken worden, auch ohne die Gäste.« Der Kleine machte sich noch eine Notiz. »Auf Trinken steht Gefängnis, das wißt Ihr!«
    Queenie verstummte.
     
    Zwei Tage später saß der Superintendent Peter Hawley in seinem Dienstzimmer, und vor ihm, den Stuhl nahe an den Schreibtisch gerückt, hatte der blinde Richter, Ed Crazy Eagle, Platz genommen.
    Runzelmann hatte verstanden, daß er nicht gebraucht wurde, und hatte den Raum verlassen. Die Sekretärin Laura warf einen beobachtenden Blick auf ihn, als er sich ihr gegenüber im Vorzimmer auf einem der Besucherstühle niederließ. Sie schrieb weiter auf der lautlosen elektrischen Schreibmaschine. Die Polstertür war schalldicht.
    »Ja«, sagte der Superintendent zu dem jungen blinden Richter, »was Sie mir bis jetzt berichtet haben, Mister Eagle, war mir im wesentlichen schon bekannt. Es ist wieder einmal der verbotene Brandy hereingeschmuggelt oder auch verbotenerweise auf der Reservation selbst gebrannt worden. Es ist getrunken worden, es

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