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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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würde nicht so sein, wie Drake es beschrieben hatte, sondern so wie Luke und ich es uns vorgestellt hatten: ein Märchenschloß aus dem Stoff, aus dem die Träume waren.
    Aber das war unmöglich. Das Leben war wie eine Achterbahn, und wir näherten uns gerade dem höchsten Punkt.
    Wir würden beide bald unsere Abschlußprüfung machen, und dann würde es in rasend schneller Fahrt hinabgehen in die Zukunft, die jeden von uns in eine andere Richtung leiten würde. Wir würden uns nicht einmal mehr umwenden können, um zurückzuschauen.
    Nachdem ich ihm von dem Fenster meines Zimmers aus nachgesehen hatte, wie er davonging, legte ich mich auf mein Bett und starrte durch die weiß und rosafarben gemusterten Gardinen nach draußen. Ich lauschte dem Gesang der Vögel und dem Klopfen meines Herzens. Das machte mich so traurig, daß Tränen in mir aufstiegen. Ich hatte das Gefühl, stundenlang geweint zu haben, als ich die sanfte, besorgte Stimme meiner Mutter hörte.
    »Annie, was ist passiert?« Sie kam mit raschem Schritt herein und setzte sich zu mir auf das Bett. »Liebling?« Ich spürte, wie ihre Hand tröstend und teilnahmsvoll über mein langes, dunkles Haar strich. Ich wandte ihr mein tränenüberströmtes Gesicht zu.
    »O Mammi, ich weiß es nicht«, schluchzte ich. »Manchmal muß ich einfach weinen und fühle mich so elend. Ich weiß, daß ich glücklich sein sollte. Bald werde ich meinen Abschluß machen und dann zu einer langen Reise nach Europa aufbrechen. Ich werde all die wundervollen Orte sehen, über die die meisten anderen Leute nur lesen oder die sie allenfalls von Bildern kennen. Ich habe so viele Dinge, die andere Mädchen in meinem Alter nicht haben, aber…«
    »Aber was, Annie?«
    »Aber mir kommt es so vor, als würde alles plötzlich zu schnell gehen. Luke wird bald aufs College gehen, und er wird ein ganz anderer Mensch werden. Wir werden uns wahrscheinlich kaum noch sehen«, weinte ich.
    »Aber das bringt nun einmal das Erwachsenwerden mit sich, Annie.« Meine Mutter lächelte und küßte mich auf die Wange.
    »Und all die Dinge, die mir immer so wichtig und groß schienen, werden plötzlich klein und… unbedeutend. Der Pavillon…«
    »Was ist mit dem Pavillon, Annie?« Das Lächeln schien auf ihren Lippen zu erstarren, und sie wartete, während ich versuchte, die richtigen Worte zu finden.
    »Es ist jetzt nur ein ganz gewöhnlicher Pavillon«, sagte ich.
    »Nun, Annie, er war nie etwas anderes.«
    »Nein, es war mehr«, beharrte ich. Viel mehr, dachte ich. Er war unser Traumhaus gewesen, und nun entschwanden unsere Träume allzu rasch.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du durchlebst etwas, was jeder junge Mensch in deinem Alter durchmachen muß, Annie. Das Leben kann sehr schwierig sein, wenn man an diesen Kreuzweg kommt. Bis jetzt warst du ein kleines Mädchen, das geliebt und behütet wurde, und jetzt erwartet man, daß du erwachsen wirst und Verantwortung übernimmst.«
    »War es bei dir genauso?« fragte ich.
    »Ich fürchte, schon viel eher als bei dir.«
    »Weil dein Vater dich und deine Brüder und Schwestern verkauft hat?«
    »Sogar noch früher, Annie. Ich hatte nicht viel Gelegenheit, ein kleines Mädchen zu sein. Ehe ich begriffen hatte, was geschah, mußte ich Keith und Jane eine Mutter sein.«
    »Ich weiß. Und Fanny war leider keine Hilfe.«
    »Nein.« Sie lachte. »Wohl kaum. Fanny war immer in der Lage, ihre Probleme abzustreifen wie ein Kleidungsstück.
    Aber dein Onkel Tom war eine große Hilfe. Tom war wunderbar, er war stark und sehr reif für sein Alter. Ich wünschte, du hättest ihn kennengelernt«, fügte sie nachdenklich hinzu. Ihre Augen, die den meinen so sehr glichen, nahmen einen abwesenden Ausdruck an.
    »Aber später, nachdem du dich entschlossen hast in Farthy zu leben, ist dein Leben doch um vieles leichter geworden, nicht wahr?« erwiderte ich in der Hoffnung, daß sie mir mehr erzählen würde. Sie schreckte aus ihren Gedanken auf.
    »Nicht sofort. Vergiß nicht, daß ich ein Mädchen aus den Willies war und nun plötzlich in einer verrückten, raffinierten, luxuriösen Welt leben sollte. Ich wurde in eine Eliteschule geschickt, auf die nur reiche, eingebildete Mädchen gingen, die auf mich herabsahen.« Bei dieser Erinnerung verhärtete sich ihr Gesicht.
    »Reiche Mädchen können sehr grausam sein, denn ihr Geld schützt sie wie ein Kokon. Sei nie geringschätzig oder unfreundlich gegenüber denen, die weniger besitzen als du, Annie.«
    »Oh, bestimmt

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