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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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umarmte und küßte sie. Dann ging ich in das Badezimmer, um mein tränenverschmiertes Gesicht zu waschen, damit wir in die Stadt gehen und ein Geschenk für Tante Fanny aussuchen konnten.
    4. KAPITEL

    TANTE FANNYS GEBURTSTAGSPARTY

    Es war eine ideale Nacht für eine Party. Der Himmel sah aus wie eine Kulisse aus schwarzem Samt, die reich mit winzigen Diamanten übersät war. Die Luft war klar und von Duft erfüllt.
    Meine Eltern und ich waren bereits angezogen und fertig zum Aufbruch. Roland Star saß auf der Veranda und grüßte uns, als wir das Haus verließen.
    »Das ist die Ruhe vor dem großen Sturm«, sagte er in seinem schleppenden Tonfall.
    »Aber es ist nicht eine Wolke am Himmel zu sehen«, bemerkte ich. Wenn es um die Wettervorhersage ging, irrte sich Roland nur selten.
    »Sie schweben dort oben, auch wenn man sie noch nicht sieht, Annie. Sie brauen sich heimlich über uns zusammen.«
    »Glaubst du, daß es regnen wird?« fragte ich meine Mutter.
    »Ein Frühlingsgewitter kann wahre Wolkenbrüche mit sich bringen und alles überfluten. Das wäre doch eine Katastrophe für das Fest.«
    »Mach dir keine Gedanken, so lange werden wir nicht auf der Party bleiben.« Sie sah zu meinem Vater hinüber und wartete auf einen bestätigenden Blick, aber der zuckte nur mit den Achseln. Dann stiegen wir in den Rolls-Royce und fuhren zu Tante Fanny und Luke. Sie hatten ein recht hübsches Haus.
    Natürlich war es bescheiden im Vergleich zu Hasbrouck House, aber das traf auch auf fast jedes andere Gebäude in Winnerrow zu. Nachdem Tante Fanny auf geheimnisvolle Art eine beträchtliche Geldsumme geerbt hatte – eine »Erbschaft«, die, wie Luke, Drake und ich wußten, mit der Verhandlung um Drakes Vormundschaft zu tun hatte –, hatte sie ihr Haus vergrößern und renovieren lassen. Sie hatte es mit dem Geld erworben, das ihr aus ihrer ersten Ehe mit einem Mann namens Mallory geblieben war. Seinen Vornamen hatte ich nie erfahren, denn sie sprach immer nur von »dem alten Mallory«.
    Ihre zweite Ehe mit einem gewissen Randall Wilcox war bald zerbrochen, und er war schon vor langer Zeit weggezogen.
    Danach hatte Tante Fanny offiziell wieder den Namen Casteel angenommen. Ich vermutete, daß sie es zum Teil getan hatte, um die Leute in der Stadt zu ärgern.
    Tante Fanny prophezeite uns immer, daß sie ein drittes Mal heiraten würde. Doch das schien eine leere Drohung zu sein, denn solange ich mich erinnern konnte, war sie nie mit jemandem befreundet gewesen, der auch nur annähernd in ihrem Alter war. Alle ihre Freunde waren unter dreißig. Einer der letzten, Brent Morris, war nur vier Jahre älter als Luke gewesen.
    Ihr Haus lag auf einem Hügel oberhalb von Winnerrow, und die Rockgruppe, die sie engagiert hatte, hatte so starke Lautsprecher aufgestellt, daß die Musik bis zur Hauptstraße herunterschallte. Wir hörten die dröhnende Musik, als wir den Hügel hinauffuhren. Mammi fand das empörend, doch Daddy lachte nur.
    Als wir ankamen, war die Party schon in vollem Gang. Die Rockband hatte sich in Fannys Garage eingerichtet, und die breite Auffahrt diente als Tanzfläche. Über dem Garagentor war ein Transparent angebracht, auf dem mit leuchtend roter Farbe HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, FANNY
    geschrieben stand. In allen Zweigen hingen Papierlampions, und auf dem gesamten Grundstück flatterten Fähnchen.
    Mammi bat Daddy, den Wagen so zu parken, daß wir jederzeit aufbrechen konnten. Daddy hingegen schien nicht so erpicht darauf, uns einen Fluchtweg zu sichern. Er war sogar außergewöhnlich gut gelaunt. Ich vermutete, daß er zu Hause schon einige Drinks zu sich genommen hatte, um sich für den Abend zu stärken. So viele Jahre auch vergangen sein mochten
    – Tante Fannys Gegenwart hatte auf Daddy immer noch eine elektrisierende Wirkung. Ihre Gespräche waren stets mit versteckten Anspielungen gespickt und daher für alle anderen ein wenig peinlich. Ich bewunderte Mammi für die damenhafte Art, mit der sie Fannys Verhalten hinnahm. Ich hoffte nur, daß Luke recht hatte und daß ich später wirklich ebenso stark und würdevoll sein würde wie sie. Aber mir das heute vorzustellen, ging über meine Kräfte.
    Tante Fanny kam uns entgegengeeilt, sobald wir aus dem Wagen gestiegen waren. Sie trug ein unglaublich enges schwarzes Lederkleid, das wie eine zweite Haut an ihrem Körper klebte. Das Kleid hatte einen tiefen, V-förmigen Ausschnitt, der Einblick auf ihren Brustansatz gewährte. Sie trug keinen Schmuck, so als wollte

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