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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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dauerte so lange, daß ich schon Angst bekam, sie könnten vielleicht erwägen, mich wieder ins Krankenhaus zu schicken.
    Tony kam als erster zurück. Er trat an mein Bett und nahm meine Hand in die seine. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich bin wütend auf mich selbst«, begann er. »Ich fühle mich verantwortlich für deine schlechten Untersuchungsergebnisse.
    Ich hätte nicht zulassen dürfen, daß du mich überredest, dir in den ehemaligen Räumen deiner Eltern diese traurigen Geschichten zu erzählen.«
    »Mach dir keine Vorwürfe«, sagte ich beruhigend, aber ich fürchtete nun, die drei könnten es sich womöglich anders überlegt haben und mir den Besuch am Grab meiner Eltern untersagen. »Tony, bringst du mich morgen zu dem Grab?«
    »Selbstverständlich. Der Arzt hat sich ja einverstanden erklärt. Ich werde augenblicklich die Vorbereitungen für die Feier treffen.«
    »Lädst du auch Drake und Luke ein? Ich möchte gerne, daß sie an meiner Seite sind.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Drake sollte heute um die Abendessenszeit aus Winnerrow zurückkehren«, meinte er lächelnd.
    »Aber Tony, es sollte dir doch keine Schwierigkeiten bereiten, Luke ausfindig zu machen«, rief ich aus. Wie konnte er das auch nur andeuten? Und doch – was wäre, wenn Luke mit… mit einer neuen Freundin beschäftigt war? Er würde den Telefonanruf verpassen und meine Nachricht nicht rechtzeitig bekommen! Und ich brauchte ihn doch so dringend… »Drake hat ihn ohne große Schwierigkeiten gefunden.«
    »Ich nehme nicht an, daß es ein Problem sein wird«, sagte Tony. »Ich werde meine Sekretärin gleich damit beauftragen.«
    »Ich danke dir, Tony. Ich danke dir.« Damit ließ ich mich in die Kissen zurückfallen. Tony hielt noch immer meine Hand.
    Ich schloß die Augen. Selbst diese kleine Aufregung hatte mich schwach und müde gemacht. Wahrscheinlich hatten sie recht, daß sie mich so abschirmten, dachte ich. Ich hatte vor, noch ein wenig zu ruhen, aber Mrs. Broadfield dachte nicht daran, mich schlafen zu lassen.
    »Es ist Zeit, daß sie aufsteht und ich sie fürs Frühstück fertigmache«, teilte sie Tony mit. Er nickte und ließ meine Hand los.
    »Ich komme am frühen Nachmittag wieder vorbei. Ich wünsche euch beiden noch einen angenehmen Morgen.«
    Mein Morgen war so wie immer, abgesehen davon, daß ich mich zwang, mein Frühstück bis auf den letzten Krümel aufzuessen. Schließlich wollte ich Mrs. Broadfield und den anderen kein Argument in die Hand geben, warum ich morgen nicht zum Grabmal meiner Eltern gehen könnte. Wie entsetzlich wäre es, wenn Tony Luke erreichte und dann alles abgesagt werden müßte! Sie würden mir bestimmt verbieten, Luke zu sehen, wenn ich nicht einmal imstande war, an der Trauerfeier für meine Eltern teilzunehmen. Der Gedanke, daß das Wiedersehen mit ihm erneut vereitelt werden könnte, versetzte mich in Panik. Ich mußte mich zusammennehmen, damit Mrs. Broadfield meine Unruhe nicht bemerkte.
    Nach dem Frühstück führte Mrs. Broadfield die Morgentherapie durch. Ich spürte ihre Finger überall auf meinen Beinen, aber ich sagte kein Wort, aus Angst, sie könnte es irgendwie gegen mich verwenden und die Trauerfeier absagen lassen.
    Ich schluckte also den Schmerz herunter und machte ein möglichst unbeteiligtes Gesicht. Den Rest des Morgens verbrachte ich damit, im Bett liegend fernzusehen. Nicht lange nach dem Mittagessen (ich hatte wieder alles aufgegessen) erschien Tony.
    »Hast du mit Luke gesprochen?« fragte ich ihn gleich, als er zur Tür hereinkam.
    »Nein, aber ich habe in seinem Wohnheim eine Nachricht hinterlassen. Ich bin sicher, daß er im Lauf des Tages zurückrufen wird oder vielleicht direkt zur Feier kommt. Ein alter Freund von mir, Pastor Carter, wird den Gottesdienst halten. Ich habe die Feier für zwei Uhr angesetzt.«
    »Aber Tony, du hättest es immer wieder versuchen sollen, bis du ihn selbst am Apparat hast! Vielleicht kannst du es ja noch einmal probieren. Bitte, Tony!« bettelte ich.
    »Falls ich es selbst nicht mehr schaffe, werde ich jemanden anderen bitten, es noch einmal zu versuchen. Mach dir keine Sorgen, Liebes. Bitte, reg dich deswegen nicht auf.«
    »Ich rege mich nicht auf«, behauptete ich.
    Tony wirkte erstaunlich munter, wahrscheinlich deshalb, weil ich nach seinem Geständnis nicht beschlossen hatte, Farthinggale zu verlassen.
    »Du machst dir doch sicher Gedanken darüber, was du morgen anziehen sollst, stimmt’s?« fragte er. Er hatte mein besorgtes

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