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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gesicht völlig falsch ausgelegt.
    »Was ich anziehen soll?«
    »Du könntest keine bessere Auswahl haben«, fuhr er fort, ging zum Schrank und öffnete die Tür. »Hier sind Kleider in Hülle und Fülle; die meisten hat Heaven nie getragen – sie hatte nicht die Möglichkeit dazu. Und das Wunderbare daran ist, daß sie dir alle passen werden!
    Natürlich mochte sie manche Kleider besonders gern«, meinte er und nahm eines heraus. »Ich weiß noch ganz genau, wie sie dieses hier einmal zu einem Begräbnis getragen hat.«
    Er hielt ein schwarzes Baumwollkleid mit langen Ärmeln und langem Rock hoch und strich zärtlich darüber, als würde er sie darin vor sich sehen.

Dann wandte er sich mir zu, mit jenem abwesenden Blick in den Augen – er war wieder in der Welt seiner Erinnerungen.
    »Alle drehten sich wie verzaubert nach ihr um, als sie die Kirche betrat und den Mittelgang entlangschritt. Selbst Pastor Carter schien wie benommen. Er schien sich zu fragen, ob ein Engel in seine Kirche gekommen war, um der Trauerfeier beizuwohnen.« Tony lachte kopfschüttelnd. »Es war genau wie bei ihrer Mutter – Schwarz betonte ihren hellen Typ.« Er lächelte mir zu. »Ich bin sicher, daß es bei dir genauso ist. Du bist ihr sehr ähnlich.«
    »Ich mache mir keine Gedanken darüber, wie ich aussehe, Tony. Ich gehe nicht wegen der anderen Leute hin.«
    »Oh, ich weiß. Aber es ehrt das Andenken deiner Mutter und deiner Großmutter, wenn du dieses Kleid trägst.« Er legte es auf mein Bett und trat einen Schritt zurück, wobei er wie hypnotisiert auf das Kleid starrte. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Weißt du, Annie wenn du dir die Haare silberblond färben würdest, dann wärst du das Ebenbild deiner Großmutter.« Er sah sich rasch um, und sein Blick blieb an einem der silbergerahmten Fotos auf dem langen Toilettentisch hängen. »Warte, ich will dir zeigen, was ich meine.« Er nahm das Bild und zeigte es mir. »Siehst du?«
    Es war eine Aufnahme meiner Großmutter Leigh, als sie etwa in meinem Alter war; und ich mußte zugeben, daß die Ähnlichkeit tatsächlich verblüffend war und sicher noch größer wäre, wenn auch ich helle Haare hätte.
    »Willst du dir es nicht wenigstens überlegen? Nur um dich abzulenken, während du hier im Bett liegen mußt. Ich lassen den besten Friseur aus der Gegend kommen. Was meinst du dazu?«
    »Ich soll mir die Haare silberblond färben? Tony, das meinst du doch nicht ernst?«
    »Es ist mein Ernst. Ich könnte es nicht ernster meinen. Stell dir vor, wie überrascht alle wären, wenn sie dich besuchen.«
    »Ich weiß nicht so recht.« Ich mußte beinahe lachen, aber dann sah ich das Foto meiner Großmutter noch einmal an. Ihr Gesicht hatte etwas Faszinierendes an sich… ihre Augen, ihre Nase, ihr Kinn – genau wie bei meiner Mutter und bei mir.
    War das der Grund, weshalb Mammi sich damals die Haare gefärbt hatte? fragte ich mich.
    »Es gibt auch viele Bilder von deiner Mutter, als sie helle Haare hatte«, erzählte Tony, als ob er meine Gedanken erraten hätte. Er zeigte mir noch eines der silbergerahmten Fotos, eine Aufnahme von Mammi, als sie und Daddy nach ihrer Hochzeit hierhergekommen waren. Ich hielt die beiden Fotos nebeneinander.
    »Verblüffend, nicht wahr?«
    »Ja, sehr.«
    »Wann soll ich den Friseur kommen lassen?«
    »Tony, ich habe noch nicht zugestimmt. Ich weiß nicht so recht.«
    »Du siehst doch, wie wunderschön deine Großmutter mit den hellen Haaren aussah. Und deine Mutter ebenso. Was denkst du?« Seine Augen glühten förmlich vor Begeisterung und Sehnsucht.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Diese ganze Therapie und die Medikamente und das Alleinsein – das ist doch alles auf die Dauer sehr langweilig.«
    Er blickte sich um. »Ach, laß es mich doch tun«, bat er flehentlich. »Laß mich den Friseur bestellen. Du solltest dich wieder wie eine wunderschöne junge Frau fühlen, und nicht wie eine Kranke.«
    Ich lächelte über seinen Enthusiasmus. Es wäre sicher ein angenehmes Gefühl, wenn ich mir wieder hübsch vorkäme. Ich blickte auf die Fotos. Vielleicht würde ich mich meiner Mutter näher fühlen, wenn ich die gleiche Haarfarbe hätte, die sie in meinem Alter trug. Sie sah auf diesem Foto so glücklich aus!
    Und meine Großmutter Leigh… sie hatte eine wilde, ungezähmte Schönheit. Das helle Haar paßte gut zu ihrem Teint, aber würde das bei mir auch so sein?
    »Nun? Was hältst du davon?« Tony ließ nicht locker. Er wirkte schon ganz

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