Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Schlaganfall hinein. Das Warten lohnte sich. Elmo kam nicht allein. Der erste Hinweis war ein schwacher säuerlicher Geruch, der aus dem Kamin zu kommen schien, in dem ich ein kleines Feuer entfacht hatte. Ihr wißt schon, für den Fall der Fälle. Mit ein paar Feuerhaken in der Nähe, zum schnellen Erhitzen, damit Asa sie betrachten und nach- denken und vielleicht zu der Überzeugung kommen konnte, daß er auch wirklich nicht das Geringste auslassen würde.
»Was riecht hier denn so komisch?« fragte jemand. »Croaker, hast du diesen Kater wieder reingelassen?« »Den habe ich rausgeschmissen, als er mir die Stiefel eingedünstet hat«, sagte ich. »So un- gefähr den halben Hügel hinunter. Vielleicht hat er vorher das Feuerholz eingenebelt.« Der Geruch wurde stärker. Er war eigentlich nicht richtig unangenehm, nur leicht irritierend. Wir untersuchten abwechselnd das Feuerholz. Nichts zu finden. Als ich gerade das dritte Mal nach der Geruchsquelle fahndete, fiel mein Blick auf das Feu- er. Eine Sekunde lang sah ich ein Gesicht in den Flammen. Mir blieb fast das Herz stehen. Eine halbe Minute lang geriet ich in Panik, weil ich bis auf die Anwesenheit dieses Gesichtes nichts begriff. Ich dachte an jedes nur erdenkliche Übel, das uns zustoßen konnte: Die Unterworfenen beobachteten uns, die Wesen aus der Schwarzen Burg, vielleicht lugte sogar der Dominator selbst aus unserem Feuer heraus… Dann wies et- was Ruhiges in den hintersten Winkeln meines Verstandes mich auf etwas hin, das ich nicht beachtet hatte, weil ich keinen Anlaß dazu gehabt hatte. Das Gesicht in den Flammen hatte nur ein Auge gehabt.
»Einauge«, sagte ich ohne nachzudenken. »Der kleine Schweinehund ist in Juniper.«
    Mit aufgerissenen Augen wirbelte Goblin zu mir herum. Er schnüffelte. Sein berühmtes
Grinsen zerteilte sein Gesicht. »Du hast recht, Croaker. Du hast vollkommen recht. Der Ge- stank kommt von dem kleinen Skunk höchstpersönlich. Ich hätte ihn gleich erkennen sollen.« Ich warf einen Blick auf das Feuer. Das Gesicht tauchte nicht wieder auf. Goblin sinnierte: »Was wäre wohl ein angemessener Willkommensgruß? « »Meinst du, der Hauptmann hat ihn geschickt?« »Wahrscheinlich. Es wäre logisch, ihn oder Schweiger vorauszuschicken.« »Tu mir einen Gefallen, Goblin.«
»Was denn?«
»Bereite ihm keine spezielle Begrüßung.« Goblin schien in sich zusammenzusacken. Es war schon so lange her. Er wollte die Gele- genheit, seine Bekanntschaft mit Einauge mit Blitz und Donner aufzufrischen, nicht verpas- sen.
»Schau«, sagte ich. »Er ist heimlich hierhergekommen. Wir wollen nicht, daß die Unterwor- fenen das erfahren. Sie sollen doch keinen Wind davon bekommen, oder?« Schlechte Wortwahl. Der Gestank trieb uns schon fast vor die Tür. »Na ja«, grummelte Goblin. »Ich wünschte mir wirklich, daß der Hauptmann Schweiger ge- schickt hätte. Ich war schon richtig gut vorbereitet. Ich hatte die größte Überraschung seines Lebens für ihn parat.«
»Dann greif ihn dir später. Warum siehst du bis dahin nicht zu, daß dieser Gestank ver- schwindet? Ärgere ihn einfach damit, daß du ihn gar nicht beachtest.« Er dachte darüber nach. Seine Augen funkelten. »Ja«, sagte er schließlich, und ich wußte, daß er meinen Vorschlag mit seinem eigenen verdrehten Sinn für Humor verarbeitet hatte. Eine Faust donnerte an die Tür. Erschrocken fuhr ich zusammen, obwohl ich damit gerech- net hatte. Einer der Männer ließ Elmo hinein. Hinter Elmo kam Einauge und grinste wie ein kleiner schwarzer Mungo, der sich auf Schlangenragout freut. Wir achteten gar nicht auf ihn. Denn hinter ihm trat der Hauptmann ein.
Der Hauptmann! Der letzte, den ich in Juniper vor dem Eintreffen der Schar selbst zu sehen erwartet hatte.
»Sir?« platzte ich heraus. »Was zur Hölle tut Ihr hier?« Er stampfte zum Feuer und streckte die Hände aus. Der Sommer war im Rückzug begriffen, aber so kalt war es noch nicht. Er war immer noch der gleiche Bär, aber er hatte abgenommen und war gealtert. Es war ein wirklich harter Marsch gewesen. »Storch«, erwiderte er.
    Stirnrunzelnd sah ich zu Elmo. Elmo zuckte die Achseln und sagte: »Ich hab Storch mit der
Nachricht losgeschickt.«
Der Hauptmann führte weiter aus: »Storch hat nur Unsinn erzählt. Worum geht es bei Ra- ven?«
Bevor er sich absetzte, war Raven sein engster Freund gewesen. Allmählich dämmerte es mir.
Ich zeigte auf Asa. »Dieser Bursche hat von Anfang an in der Sache dringesteckt. Er war Ravens

Weitere Kostenlose Bücher