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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Unschuldigen. Ich weiß Bescheid. Du hast eine breitere Spur hinterlassen, als dir bewußt ist. Und für jemanden, der weiß, wie man fragen muß, geben selbst tote Män- ner Antworten. Die von eurer Schar, die noch hier waren, als ich nach Juniper zurückkehrte, haben mir das meiste der Geschichte erzählt. Wenn du deine Tage in Frieden verbringen willst, dann töte sie. Wenn du es nicht tust, dann werde ich es tun. Und jeden, der dann in ihrer Nähe ist.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
Wieder Erheiterung, aber eine harte Art. Eine bösartige Art. »Halte deine Annalen auf dem neuesten Stand, Leibarzt. Ich melde mich wieder. Ich werde dich weiter über das Vorrücken des Reiches auf dem laufenden halten.«
Verdutzt fragte ich: »Warum?«
»Weil es mir so gefällt. Benimm dich.« Sie verlosch.
    Als müde Männer, die zu drei Vierteln tot waren, erreichten wir Schornrohr. Wir fanden den Leutnant und das Schiff und – Hurra! – Darling, die an Bord bei der Schar lebte. Der Leutnant hatte eine Stelle bei der privaten Polizeitruppe eines Handelsmagnaten angenommen. Sobald wir uns erholt hatten, setzte er unsere Namen mit auf die Lohnliste. Raven fanden wir nicht. Raven hatte sich der Versöhnung oder dem Kampf mit seinen alten Kameraden entzogen, indem er sich einen Ausweg erschlichen hatte. Das Schicksal ist eine wankelmütige Hure, die sich in Ironie bezahlen läßt. Nach allem, was er durchgemacht, allem, was er getan, allem, was er überstanden hatte, rutschte er an dem Morgen, an dem der Leutnant eintraf, auf der nassen Sprungplattform eines öffentlichen Ba- des aus, spaltete sich den Schädel, fiel ins Becken und ertrank. Ich wollte es nicht glauben. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, wenn man überlegt, was er im Norden durchgezogen hatte. Ich stöberte umher. Ich stocherte. Ich bohrte. Aber es gab Dutzende von Leuten, die die Leiche gesehen hatten. Die allerverläßlichste Zeugin, Darling, war völlig überzeugt. Letzten Endes mußte ich nachgeben. Diesmal gab es niemanden, der
    meinen Zweifeln Glauben schenkte.
Der Leutnant selbst behauptete, daß er die Leiche gesehen und wiedererkannt hatte, als die Flammen des Scheiterhaufens sich am Morgen seiner Ankunft darüber erhoben. Dort war er auch Darling begegnet und hatte sie in die Obhut der Schwarzen Schar zurückgebracht. Was konnte ich dazu noch sagen? Wenn Darling daran glaubte, dann mußte es wohl wahr sein. Raven hätte sie niemals anlügen können. Neunzehn Tage nach unserer Ankunft in Schornrohr ereignete sich eine weitere Ankunft, aus der sich die undurchsichtige Bemerkung der Lady erklärte, daß sie nur jene befragt hatte, die sie nach ihrer Ankunft in Juniper hatte finden können. Elmo kam mit siebzig Mann in die Stadt geritten. Viele von ihnen waren Brüder aus den al- ten Zeiten, die er aus Juniper herausgeschmuggelt hatte, als bis auf Journey alle Unter- worfenen fort gewesen waren. Wegen widersprüchlicher Anweisungen von der Lady war Journey so durcheinander gewesen, daß er die wahre Lage in Meadenvil verkannt hatte. Er war mir entlang der Küste gefolgt.
Und nunmehr war die Schwarze Schar innerhalb von zwei Jahren durch die gesamte Wel- tenbreite gereist, vom äußersten Osten bis zum fernsten Westen, fast viertausend Meilen weit. Während dieser Zeit war sie fast der Vernichtung anheimgefallen und hatte dann einen neuen Zweck, ein neues Lebensziel gefunden. Wir waren jetzt die Kämpen der Weißen Rose, der heruntergekommene Witz einer Kernstreitmacht, die die Sage dafür vorgesehen hatte, die Lady zu Fall zu bringen.
Ich glaubte nicht ein Wort davon. Aber Raven hatte Darling gesagt, was sie war, und zumin- dest sie war dazu bereit, ihre Rolle zu übernehmen. Wir konnten es nur versuchen.
In der Kapitänskajüte erhob ich ein Glas Wein. Elmo, Schweiger, Einauge, Goblin, der Leutnant und Darling erhoben ihre Gläser. Über uns bereiteten die Männer das Ablegen vor. Elmo hatte die Schatzkiste der Schar mitgebracht. Wir mußten nicht mehr arbeiten. Ich verkündete meinen Trinkspruch: »Auf die neunund- zwanzig Jahre.«
Neunundzwanzig Jahre. Laut der Sage würde es noch so lange dauern, bis der Große Komet zurückkehrte und ein günstiges Geschick auf die Weiße Rose herablächelte. »Auf die neunundzwanzig Jahre«, erwiderten sie. Ich glaubte einen ganz schwachen Goldschimmer aus dem Augenwinkel zu sehen, den leise- sten Hauch der Erheiterung zu spüren.

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1. Kapitel: Juniper
2. Kapitel: Eine Stra�

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