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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Helfer. Er sagt, daß Raven in… Wie heißt der Ort noch mal, Asa?« Asa starrte den Hauptmann und Einauge an und schluckte etwa sechsmal, ohne ein Wort he- rausbringen zu können. Ich erklärte dem Hauptmann: »Raven hat ihm Geschichten über uns erzählt, daß ihm die Haare grau geworden sind.« »Wir wollen deine Geschichte hören«, sagte der Hauptmann. Dabei sah er Asa an. Also erzählte Asa seine Geschichte zum dritten Mal, während Goblin um ihn herumschlich und nach dem kleinsten Brocken Unwahrheit lauschte. Er ignorierte Einauge in der meister- lichsten Zurschaustellung des Ignorierens, die ich je gesehen hatte. Und es war alles umsonst. Sobald Asa mit seiner Geschichte fertig war, beachtete der Hauptmann ihn gar nicht mehr. Ich glaube, es war eine Frage des Stils. Er wollte die Informationen erst einmal verarbeiten, bevor er sie wieder hervorholte, um sie sich noch einmal anzusehen. Mich ließ er alles noch einmal durchgehen, was ich seit meiner Ankunft in Juniper erlebt hatte. Ich nahm an, daß er Elmos Geschichte bereits gehört hatte.
Als ich fertig war, stellte er fest: »Euer Argwohn gegen die Unterworfenen ist übertrieben. Der Hinker ist die ganze Zeit bei uns gewesen. Er verhält sich nicht so, als ob etwas im Busch wäre.« Wenn jemand Grund zur Bosheit gegen uns hatte, dann war es wohl der Hinker. »Trotzdem«, sagte ich, »bei der Lady und den Unterworfenen haben wir verborgene Motive in verborgenen Motiven. Vielleicht hat man ihm nichts gesagt, weil man sich dachte, daß er es nicht für sich behalten könnte.«
»Vielleicht«, räumte der Hauptmann ein. Er schlurfte durch den Raum und warf Asa ab und zu einen nachdenklichen Blick zu. »Wie dem auch sei, wir wollen Wisper nicht mißtrauischer machen, als sie es ohnehin schon ist. Haltet euch bedeckt. Gebt vor, daß ihr keinen Verdacht hegt. Macht eure Arbeit. Einauge und seine Jungens bleiben in der Nähe und geben euch Rückendeckung.«
Na klar doch, dachte ich. Gegen die Unterworfenen? »Wenn der Hinker sich bei der Schar aufhält, wie habt ihr dann verschwinden können? Wenn er merkt, daß ihr fort seid, erfährt doch die Lady sofort davon, oder?« »Er sollte es eigentlich nicht bemerken. Wir haben seit Monaten kein Wort mehr gewech- selt. Er bleibt für sich. Wahrscheinlich langweilt er sich.« »Was ist mit dem Gräberland?« Ich war begierig darauf, alles zu erfahren, was während der langen Reise der Schar geschehen war, denn ich hatte über die meisten meiner Kameraden keine Einträge in den Annalen vornehmen können. Aber noch war nicht die Zeit, nach Ein-
    zelheiten zu wühlen. Nur nach den wichtigsten Dingen.
»Wir haben es nie zu Gesicht bekommen«, sagte der Hauptmann. »Laut dem Hinker küm- mern sich Journey und die Lady darum. Sobald wir Juniper unter Kontrolle haben, können wir uns auf größere Dinge gefaßt machen.«
»Wir haben noch keine Vorbereitungen treffen können«, sagte ich. »Die Unterworfenen ha- ben uns mit der Schwarzen Burg in Atem gehalten.« »Ein häßliches Ding, nicht wahr?« Er musterte uns der Reihe nach. »Ich denke, ihr hättet hier mehr schaffen können, wenn ihr nicht so paranoid gewesen wärt.« »Sir?«
»Das meiste von eurer Spurenverwischerei kommt mir wie reine Zeitverschwendung vor. Raven hatte das Problem, nicht ihr. Und er hat es auf seine typische Art und Weise gelöst. Ohne Hilfe.« Er starrte Asa böse an. »So wie es aussieht, scheint sich das Problem sogar auf Dauer erledigt zu haben.«
Er war nicht hier gewesen und hatte auch nicht den Druck zu spüren bekommen, aber das ließ ich unerwähnt.
Statt dessen fragte ich: »Goblin, meinst du, daß Asa die Wahrheit sagt?« Vorsichtig nickte Goblin.
»Was ist mit dir, Einauge? Irgendwelche verlogenen Untertöne aufgefangen?« Der kleine schwarze Mann verneinte zögernd. »Asa. Eigentlich hätte Raven ein Bündel Papiere bei sich haben müssen. Hat er die jemals erwähnt?«
Asa machte ein verdutztes Gesicht. Er schüttelte den Kopf. »Hat er irgendeinen Koffer oder so etwas gehabt, an den er niemanden ranließ?« Asa schien die Richtung, die meine Frage eingeschlagen hatte, eher zu verwirren. Ebenso wie die anderen auch.
Nur Schweiger wußte von diesen Papieren. Schweiger und vielleicht auch noch Wisper, in deren Besitz sie sich einst befunden hatten. »Asa? Hat er auf irgend etwas, was er hatte, besonders geachtet?« Allmählich dämmerte etwas im Verstand des kleinen Mannes. »Da war eine Kiste. Etwa so groß wie ein Sarg. Ich weiß noch,

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